Russische Hacker:innen versuchen Wähler:innen der US-Wahl mit Desinformation zu beeinflussen, wie eine aktuelle Recherche zeigt. Bild: imago images / rokas91
Russland
Der Cyber-Krieg Russlands gegen den Westen läuft schon seit Jahren und rückt mit Beginn des Krieges in der Ukraine vermehrt in den Fokus. Zu leugnen ist die Existenz organisierter Cyber-Angriffe aus Moskau schon lange nicht mehr.
Regelmäßig gibt es etwa Angriffe auf westliche Unternehmen, Einzelpersonen sowie Institutionen. Bezeichnend war ein riesiger Angriff auf den Bundestag und das Büro der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Russische Hacker:innen erhielten Zugriff auf das System und griffen Daten ab. Das war bereits im Jahr 2015. Ein aktueller Fall sind massive Angriffe auf Microsoft, hinter denen der russische Auslandsgeheimdienst stecken soll.
Nach den Cyber-Angriffen aus Russland machte Merkel Putin eine Ansage. (Symbolbild)Bild: dpa / Bernd von Jutrczenka
Auch bei der US-Wahl im Jahr 2016 soll Russland Einfluss genommen haben. Donald Trump wurde in dem Jahr Präsident. Wie groß der Einfluss genau war, ist bis heute unklar.
Dennoch herrscht seitdem die Angst, dass Russlands Cyber-Armee wieder Einfluss bei den US-Wahlen im November nehmen könnte.
Zurecht, wie eine aktuelle Recherche zeigt. Demnach operiert online aktuell ein Netzwerk aus Russland, das über gefälschte lokale US-Zeitungen Fake-News verbreitet. Das Gefährliche: Sowohl Fake-News als auch echte Nachrichten kommen hier mithilfe von KI zum Einsatz.
Russland: Hacker-Netzwerk verbreitet Fake-News und Halbwahrheiten
Dies fanden BBC-Journalist:innen im Rahmen einer umfangreichen Recherche heraus. Demnach ist eine zentrale Figur dieses Netzwerks ein ehemaliger Polizist aus Florida, der nach Moskau zog. Seine Aktivitäten umfassen die Verbreitung von Fake-News, die oft auf Aufsehen erregende Ereignisse abzielen.
Ein Beispiel ist die Geschichte um die ukrainische First Lady Olena Selenska, die angeblich einen teuren Bugatti in Paris gekauft haben soll. Diese Meldung, die auf einer unbekannten französischen Website erschien, wurde schnell als falsch entlarvt. Bugatti selbst nannte die Geschichte "Fake-News" und kündigte rechtliche Schritte an.
Es wurden Fake-News aus Russland über Olena Selenska verbreitet.Bild: dpa / Hannes Albert
Bevor die Wahrheit über die Bugatti-Geschichte ans Licht kam, hatte sie bereits eine weite Verbreitung gefunden. Influencer:innen und prorussische Aktivist:innen auf der Plattform X teilten die Falschmeldung millionenfach. Der US-Influencer Jackson Hinkle etwa teilte die Geschichte an über 6,5 Millionen Menschen.
"BBC Verify" deckte auf, dass die russische Desinformationskampagne, die sich zunächst gegen die ukrainische Regierung richtete, nun US-amerikanische Wähler:innen ins Visier nimmt.
Desinformation bei der US-Wahl: Russland nimmt Wähler ins Visier
Hunderte Artikel auf Dutzenden von Websites sollen das Vertrauen in die US-Wahlen im November untergraben. Die Geschichten variieren von korrupten ukrainischen Beamten bis hin zu angeblichen Abhöraktionen des FBI gegen Trump.
Um ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen, nutzen die Betreiber dieser Websites gefälschte Identitäten und Dokumente. Fotos von echten Personen, wie der Bestsellerautorin Judy Batalion, wurden ohne deren Wissen verwendet. Sie äußerte sich besorgt über die Nutzung ihres Bildes für Desinformation.
Das Gefährliche: Die Desinformationskampagne nutzt den Journalist:innen zufolge zunehmend künstliche Intelligenz, um Tausende Artikel zu verfassen und auf scheinbar legitimen Nachrichtenseiten zu veröffentlichen. Einige dieser Seiten verwenden sogar Namen echter, aber längst geschlossener Medien. Etwa den der "Chicago Chronicle".
Expert:innen wie Chris Krebs, der ehemalige Direktor der US-Cybersecurity and Infrastructure Security Agency, weisen darauf hin, dass Russland wieder verstärkt in die US-Wahlen eingreifen werde.
Die Kandidaten der US-Präsidentschaftswahlen befinden sich mitten im Wahlkampf.Bild: imago images / Artem Priakhin
USA: Fake-Websites aus Russland führen Menschen in die Irre
Der ehemalige Polizist und Mitglied der US-Marine, John Mark Dougan, steht im Verdacht, an diesen Operationen beteiligt zu sein. Er floh nach Moskau, nachdem das FBI 2016 seine Wohnung durchsucht hatte. In Nachrichten an BBC leugnete Dougan seine Beteiligung, prahlte jedoch an anderer Stelle mit seinen Fähigkeiten in der Verbreitung von Fake-News.
Während einige dieser Fake-News nur geringfügige Aufmerksamkeit erregen, erreichen andere Millionen Menschen und beeinflussen politische Diskussionen. Republikanische Politiker:innen wie James David "J. D." Vance und Marjorie Taylor Greene teilten solche Artikel bereits auf Social Media.
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Experten warnen: Cyber-Angriffe aus Russland sind eine immense Gefahr
Wie gefährlich Fake-News im digitalen Zeitalter sein können, zeigt sich unter anderem durch das Erstarken rechtsextremer Parteien in Europa und den USA. Häufig werden diese durch Cyberkriminelle mit Sitz in Moskau unterstützt, wie die Dokumentation "Putins Bären" zeigt.
Auch die Spaltung der Gesellschaft für politische Instabilität soll demnach ein Ziel sein. In der Dokumentation wird die immense politische Gefahr durch solche Angriffe sowie Fake-News beleuchtet.
Expert:innen warnen, dass die zunehmende Raffinesse solcher Operationen, insbesondere durch den Einsatz von KI, eine erhebliche Bedrohung für die Integrität der bevorstehenden US-Wahlen darstellt. "Die Zeiten, in denen Russland Anzeigen in Rubel kaufte oder offensichtliche Trolle einsetzte, sind vorüber", warnt etwa Nina Jankowicz vom American Sunlight Project der BBC.
Umso mehr gilt: Man sollte unbedingt hinterfragen, ob Informationen, Videos, Bilder und Quellen wirklich echt sind oder doch nur Fake sein könnten. Je mehr Menschen Nachrichten stets kritisch hinterfragen, desto weniger Schaden können solche Angriffe anrichten.
Der Gazastreifen liegt in Schutt und Asche, das Sterben gehört dort zum Alltag, Kinder leiden massiv: Der Nahost-Konflikt und das brutale Agieren Israels im Gazastreifen spaltet die Gesellschaft. Es hagelt seit Monaten Kritik zur ungeheuren Brutalität, mit der das Land unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Enklave vorgeht. Auch in Israel wird der Widerstand größer.