Seit dem Tod ihres Anführers Jewgeni Prigoschin ist das Schicksal vieler Wagner-Söldner ungewiss. Die Ukraine hat es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, die russischen Söldner über den ganzen Globus zu jagen.
Nun hat "Kyiv Post" ein Video veröffentlicht, das die Festnahme einiger Wagner-Soldaten im Sudan zeigen soll. Die Aufnahmen können nicht unabhängig überprüft werden. Die Quelle seien ukrainische "Special Forces", also Spezialeinheiten im Militär, die besonders herausfordernde und gefährliche Missionen erledigen.
"Wie lautet dein Rang?", fragt ein ukrainischer Soldat in dem Video. Er sitzt in der Hocke vor drei Männern. Ihre Augen sind mit einem gelben Band verbunden. Außer Militärhosen und offenbar Schuhe haben die Personen nichts an. Trockener Sand und Staub klebt an ihrer Haut.
"Soldat", antwortet einer der drei Gefangenen.
"Ihre Einheit?", will sein Gegenüber wissen.
"PMC Wagner", sagt er.
Ein weiterer Mann in ukrainischer Uniform läuft durch die Kamera und hält zwei Patches in die Linse. Darauf zu sehen ist der typische Todeskopf, das Abzeichen der russischen Privatarmee.
Einst waren die Wagner-Truppen eine der zentralen Einheiten, die – angeleitet von ihrem Chef Jewgeni Prigoschin – für Russland in der Ukraine kämpften. Vor allem bei der Schlacht um die ukrainische Stadt Bachmut spielten sie eine entscheidende Rolle.
Prigoschin lehnte sich allerdings zu weit aus dem Fenster: Er legte sich öffentlich mit dem Verteidigungsministerium an und verspottete die russische Armee für ihre militärischen Misserfolge. Schließlich fuhr er mit seinen Söldnern Richtung Moskau – ein Blitz-Aufstand gegen den Kreml und damit gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Es wurde wohl ein Deal vereinbart, Prigoschin verschwand von der Bildfläche – und verunglückte rund einen Monat später mit der gesamten Wagner-Führung bei einem Flugzeugabsturz.
In dem Video von "Kyiv Post" fragt der ukrainische Soldat den Söldner, wie die Kämpfer in den Sudan gelangt seien. "Wir sind durch die Zentralafrikanische Republik nach Khartum gefahren", antwortet der Söldner. Das Ziel sei gewesen, "die dortige Regierung zu stürzen".
Seit Mitte April liefern sich im Sudan die Truppen von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo einen Machtkampf. Laut der Nichtregierungsorganisation Acled wurden dabei bisher rund 13.000 Menschen getötet.
Laut "Kyiv Post" war Russland zusammen mit den Wagner-Söldnern direkt in den Staatsstreich im Sudan im Jahr 2019 verwickelt. So soll die Söldnertruppe Wagner der größte Waffenlieferant der Rapid Support Forces (RSF) sein – bis heute. Auch nach dem Tod von Wagner-Chef Prigoschin, heißt es.
"Wie viele von euch sind hier?", fragt der Ukrainer in dem Video und führt das Verhör fort.
"100 Personen."
Neben dem russischsprachigen Wagner-Söldner knien zwei Afrikaner. "Kyiv Post" geht davon aus, dass sie vermutlich von der Privatarmee vor Ort rekrutiert wurden. Ein Übersetzer fragt sie, wie viel sie verdienen. Die Antwort lautet: "1000 Dollar". Viel Geld für viele Menschen in Sudan.
Russland versucht seit Jahren, seine Macht auf dem afrikanischen Kontinent auszuweiten, und das mit Erfolg. In einigen west- und zentralafrikanischen Ländern führt der Kreml erfolgreich einen Informationskrieg und macht Stimmung gegen die Nato-Staaten. Die Wagner-Söldner spielen für Russlands Afrika-Strategie eine wichtige Rolle.
Eine Quelle der "Kyiv Post" aus dem Umfeld der ukrainischen Spezialeinheiten sagt: "Die Aufgabe, russische Söldner und ihrer lokalen terroristischen Partner in Sudan zu vernichten, wird vermutlich von ukrainischen Spezialkräften durchgeführt ... Die Arbeit, die wir [in Sudan] vorhaben, wird durchgeführt."
Sprich, die Ukraine wehrt nicht nur vor der eigenen Haustür die russische Invasion ab, sondern stellt sich auch Russlands Einflussnahme in Afrika in den Weg.
(mit Material von AFP)