Russland ist auch 2025 eine Gefahr für den Frieden in Europa, wie wir ihn kennen. Mit dem brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich vieles geändert. Die Bedrohung durch den Kreml nimmt die Bundeswehr ernst.
Bereits im vergangenen Jahr warnte Generalmajor Wolfgang Ohl davor, dass Russland 2029 in der Lage sein könnte, in großem Maßstab gegen die Nato anzutreten. Nun spricht ein weiterer Bundeswehr-Offizier eine klare Warnung vor Russland aus.
Schon jetzt sei die Bedrohung in Deutschland akut, meint der Kommandeur des Landeskommandos Baden-Württemberg und Kapitän zur See, Michael Giss, im Interview mit der "Schwäbischen Zeitung".
"Es gibt jeden Tag in der Bundesrepublik Deutschland unzählige Beispiele für Cyber-Angriffe, für Ausspähversuche, für Sabotageakte, und der Feind heißt Russland", sagt Giss. Laut ihm müssen sich alle auf einen möglichen Angriff durch Russland vorbereiten. "Egal ob Schulen, Verkehr oder Firmen."
Schon jetzt nehme Kreml-Chef Wladimir Putin Deutschland ins Visier und bedrohe das Land durch Cyberangriffe. Sie finden dem hochrangigen Offizier zufolge jeden Tag in Deutschland statt: "Angriffe auf öffentliche Einrichtungen, auf Verwaltungen. Selbst der Bundestag wurde schon angegriffen. Ganze Stadtverwaltungen wurden schon lahmgelegt", führt er aus.
Giss spricht dabei von einer "Angriffsphase des Gegners, die schon läuft. Diese wird flankiert von Sabotage-Akten". Dort gebe es bestimmte Vorfälle, beispielsweise im Bereich der Stromversorgung der Bahn, die man auch zuordnen kann.
Giss zufolge gibt es "genug Menschen, die mit offenen Augen durch Deutschland fahren und sich bestimmte Einrichtungen anschauen". Im Interview mit der "Schwäbischen Zeitung" nennt er Ziele möglicher russischer Sabotage: "Den Bauzustand einer Autobahnbrücke, die Absicherungsmaßnahmen, irgendwelcher Kraftwerke, irgendwelcher Schleusen, von Anlagen in den Flüssen."
Diese sogenannten "Kundschafter" wollen ihm zufolge wissen, wo Deutschland verletzbar und verwundbar ist. "Solche Informationen werden dann gemeldet, damit sich der Gegner auf die nächste Angriffswelle vorbereiten kann", sagt er. Und diese Welle werde immer größer.
"Russland ist für uns tatsächlich ein Gegner", betont der Bundeswehr-Offizier. "Wir können unterm Strich feststellen, dass dieser hybride Sektor zeigt, dass Russland nicht friedfertig ist."
Ziel Putins sei es, Unsicherheit in jeder Hinsicht zu verbreiten. Giss sagt dazu:
Denn was Putin am meisten fürchte, "das ist die Geschlossenheit einer liberalen Gesellschaft in Westeuropa oder sogar in Gesamteuropa". Genau das wolle er aufbrechen. "Den Spaltpilz zu setzen und solche Systeme aufzuweichen, sie auseinander verbringen, das ist ein ganz wesentlicher Hebel von Putins Strategie", sagt Giss.
Bereits 2024 warnten Geheimdienste, dass der Kreml kleinere Sabotageakte in Europa ausweiten werde. Ziel dieser Aktion sei es unter anderem, die militärische Unterstützung für die Ukraine zu stören. Vor allem rechnet man mit Sabotageakten in Form von Brandstiftungen oder Brandstiftungsversuchen.