Spionage und Sabotage – es sind wohl Felder, in denen sich Kreml-Chef Wladimir Putin besonders gut auskennt. Auch er war einst als Agent tätig.Bild: imago images / Sergey Guneev
Russland
Seit mehr als zwei Jahren führt Russland einen aggressiven Angriffskrieg gegen die Ukraine. Vor der Invasion im Februar 2022 fiel das Urteil vieler Expert:innen düster aus: Die Ukraine könne der russischen Armee nicht standhalten.
Doch der Widerstand der Ukrainer:innen und der Wille des Westens, das angegriffene Land zu unterstützen, machte Kreml-Chef Wladimir Putin einen Strich durch die Rechnung.
Mittlerweile hat Putin das Land auf Kriegswirtschaft umgekrempelt und rechnet laut Experten:innen mit einem längeren Krieg. Damit der Ukraine der Atem ausgeht und vor allem die Waffen, zielt Russland es auch auf ihre Alliierten ab.
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Nun warnen Geheimdienste, dass der Kreml kleinere Sabotageakte in Europa ausweiten werde. Das geht aus einem Bericht der "New York Times" hervor. Die Zeitung bezieht sich dabei auf Informationen von US-amerikanischen und westlichen Nachrichtendiensten.
Ziel dieser Aktion sei es unter anderem, die militärische Unterstützung für die Ukraine zu stören.
Russland: Sabotageakte in Europa sollen Waffenlieferung verzögern
Zu erwarten seien vor allem Sabotageakte in Form von Brandstiftungen oder Brandstiftungsversuchen. Die Angriffe sollen nach außen willkürlich und unzusammenhängend wirken. Doch US-amerikanischen und europäischen Geheimdienste seien sich sicher: Es handelt sich um eine koordinierte Aktion – geleitet vom russischen Militärgeheimdienst.
Die Anschläge sollen aber nicht direkt die Lieferungen von Waffen, Munition und anderen Rüstungsgütern beeinträchtigen. Dem Bericht zufolge wählt Russland den verschleierten Weg, um keinen Verdacht zu erwecken.
Mit den Sabotageakten will der Kreml den Westen dazu zwingen, mehr Geld für die Sicherheit auszugeben – Geld, das für die Unterstützung der Ukraine dann fehlt. Darüber hinaus soll die Liefergeschwindigkeit verlangsamt werden.
Dadurch soll der falsche Eindruck entstehen, der Wille des Westens, der Ukraine zu helfen, sinke.
Weiter heißt es, dass der Kreml für diese Aktion auch Einheimische rekrutiert, damit die Spuren nach Russland besser vertuscht sind.
"Russlands Strategie ist eine des Teilens und Herrschens", sagt Andrea Kendall-Taylor, ehemalige Beamtin des US-Geheimdienstes, gegenüber der "New York Times". Laut ihr ist es jetzt wichtig, dass die USA und ihre Verbündeten eine gemeinsame Antwort auf Russlands Taktik entwickeln.
Erst Mitte April wurden in Bayreuth zwei Männer unter dem Verdacht der Spionage für Russland festgenommen. Die Deutsch-Russen hätten Anschlagsziele mit Blick auf die Militärhilfe für die Ukraine ausgekundschaftet, darunter Einrichtungen der US-Streitkräfte, teilt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit.
CDU-Außen- und Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter warnt in einem früheren watson-Beitrag: Gegen Russlands Instrumentenkasten an hybriden Angriffen gegen Deutschland sei man nicht ausreichend gewappnet. Auch fehle in vielen Bereichen die erforderliche Sensibilität dafür.
Laut ihm sind Deutschlands Nachrichtendienste, Sicherheitsbehörden und die Bundeswehr bislang nicht ausreichend auf die hybride Bedrohung und die Werkzeuge Russlands eingestellt. Bei den Diensten liege der Mangel besonders im Bereich der Spionageabwehr.
Nach der Ampel ist vor der neuen Regierung. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird nach heftigem Zank mit Christian Lindner (FDP) die Vertrauensfrage stellen: Neuwahlen stehen an. Die Frage ist nur, wann – ob im Januar, wie von ihm angedacht, oder früher, wie derzeit heftig von der Opposition gefordert. Nach der Ampel bedeutet also auch Wahlkampf – und der ist wenige Tage nach dem Bruch bereits voll im Gange.