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Ukraine-Jugendlicher entführt: Er sollte Soldat für Russland werden

March 27, 2025, Murmansk, Murmansk Oblast, Russia: Russian President Vladimir Putin, speaks with students taking part in the Rosatom Arctic scientific and educational expeditions, March 27, 2025 in Mu ...
Die richtige "Erziehung" der Jugend – auch für den Ukraine-Krieg – ist Putin wichtig.Bild: imago images / ZUMA Press Wire
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Ukraine-Jugendlicher wurde entführt und sollte Soldat für Russland werden

Im Krieg gegen die Ukraine plant der Kreml mittlerweile zunehmend langfristig. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei auch die nächste Generation ein – nicht nur die russische.
30.06.2025, 16:2730.06.2025, 16:27
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Russische Kinder und Jugendliche werden systematisch mit Vaterlands- und Kriegspropaganda beschallt.

Doch besonders perfide ist, was das Regime Wladimir Putins mit ukrainischen Kindern anstellt: Fast 20.000 Kinder sollen laut ukrainischen Schätzungen seit Beginn der russischen Invasion verschleppt worden sein – von der Ukraine nach Russland oder in besetzte ukrainische Gebiete.

Sie sollen nicht nur als grausames Symbol der russischen Überlegenheit fungieren, sondern teils gar als Soldat:innen für Russland ausgebildet werden – für den Kampf gegen ihr eigenes Heimatland.

Russland entführt Ukraine-Kinder – um sie zu Russen zu machen

Einer dieser Jugendlichen ist Vladyslav Rudenko aus Cherson. Im Oktober 2022, er war gerade 16 Jahre alt, wurde er von russischen Soldaten aus seinem Zuhause abgeführt, wie er nun gegenüber dem Portal "Christianity Today" schilderte. Kein Zettel für die Mutter, kein Anruf, keine Spur: "Pack deine Sachen", sollen ihm drei bewaffnete russische Soldaten befohlen haben, und dann ging es los.

Die Reise führte ihn demnach auf die besetzte Halbinsel Krim, wo ihm und weiteren Kindern bei der Grenzkontrolle der Ernst der Lage bewusst geworden sei: Er habe auf seine gestempelten Dokumente geschaut – die Einreise war vermerkt, aber kein Ausreisedatum. "Wir wussten, dass wir vielleicht nie zurückkommen würden", erklärte Rudenko dem Portal.

Angekommen in einem Lager habe für ihn und seine Leidensgenoss:innen dann eine Phase gezielter Umerziehung begonnen – inklusive Flaggenappellen, patriotischen Videos, Unterricht über Russlands Größe und darüber, dass die Ukraine bald ein Teil Russlands sei.

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Alles, was mit seiner ukrainischen Identität zu tun hatte, sei hingegen konfisziert oder zerstört worden. Ein Mädchen im Teenageralter habe sich Rudenko zufolge den Befehlen widersetzt und ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ruhm für die Ukraine" getragen – bis ein Offizier ihr das T-Shirt vom Körper abschnitt.

Während manche Kinder die russische Erzählung übernahmen und glaubten, ihre Familien hätten sie aufgegeben, weigerte sich Rudenko eigenen Angaben zufolge standhaft. In einer Nacht kletterte er demnach heimlich zum Fahnenmast, zog die russische Flagge herunter und hisste – aus Trotz – seine Unterhose. "Für alles, was Russland meiner Mutter, meiner Familie und mir angetan hat", erklärte er "Christianity Today".

Kreml lässt Ukrainer frei – für Propagandazwecke

Nach der Unterhosen-Aktion sei er in Isolationshaft gesteckt worden. Eine Woche lang habe er in einem winzigen Raum mit nur einem kleinen Fenster verbracht. Ihm seien zudem Medikamente gegeben worden, womöglich damit er sich beruhigt, doch er habe sie die Toilette heruntergespült.

Später sei er in eine militärische Ausbildungseinrichtung gebracht worden. Dort lernten demnach rund 800 ukrainische Jungen den Umgang mit Waffen, Drohnen und sogar Panzern. Sie sollten vorbereitet werden – auf den Krieg für Russland.

Dass es dazu nicht kam, habe Rudenko seiner Mutter zu verdanken. Sie sei über Polen, Belarus und Russland zurück in besetztes ukrainisches Gebiet gereist. Dort sei sie drei Tage lang verhört worden, man drohte ihr mit 25 Jahren Gefängnis.

Nur ein inszeniertes Interview, in dem sie sich zur russischen Besatzung bekannten, habe Rudenko und seiner Mutter schließlich die Freiheit verschafft, erklärte Anastasia Dovbnia von der Organisation Save Ukraine gegenüber "Christianity Today".

Save Ukraine ist eine humanitäre Organisation, die in Teilen von evangelikalen Christ:innen verwaltet wird, weshalb wohl auch das erzkonservative Portal "Christianity Today" über den Fall berichtet.

Die Organisation hilft dabei, ukrainische Kinder wieder aus Russland heraus zu bekommen, über 600 sollen es bisher sein. Der Preis dafür war in Rudenkos Fall das Interview: Dieses soll Dovbnia zufolge bis heute vom Kreml genutzt und verbreitet werden, "um das falsche Narrativ von der Rettung dieser Kinder zu verbreiten".

Im Mai 2023, nach sieben Monaten, war Rudenko wieder zu Hause in Cherson – erschöpft, aber lebendig. Doch der Gedanke an die anderen Kinder lasse ihn nicht los. Er frage sich, was mit seinen Freunden aus dem Lager passiert ist. Vielleicht kämpfen sie jetzt für Russland.

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