Ein altes Sprichwort besagt bekanntermaßen: "Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt." Welche Brutalität das in der Realität annimmt, beweist seit mittlerweile mehr als drei Jahren der russische Angriffskrieg in der Ukraine.
Immer wieder wurden neue Eskalationsstufen in dem Konflikt erreicht, mittlerweile sind mindestens 12.000 Zivilist:innen durch den Ukraine-Krieg gestorben – hinzu kommen Tausende Soldat:innen. Doch ein Ende scheint nicht in Sicht. Nato-Generalsekretär Mark Rutte bezeichnete die Aufrüstungsgeschwindigkeit Russlands kürzlich als "wirklich atemberaubend und beängstigend".
Und so verwundert es kaum, dass auch der neueste "Trend" auf dem Schlachtfeld einmal mehr zeigt, dass im Krieg wohl tatsächlich alles erlaubt ist.
Denn seit einigen Tagen finden sich auf Social Media und in verschiedenen Militärblogs Bilder von sogenannten "Stachelschwein-Panzern". Gemeint sind damit Militärfahrzeuge, die einen großen, Käfig-artigen Aufbau haben und damit ein bisschen an das Action-Epos "Mad Max" erinnern.
Schon länger schützen russische Truppen ihre Panzer mit einem Blechdach. So treffen gegnerische Drohnen zuerst darauf, für einen Schaden am Panzer selbst ist anschließend ein zweiter Schlag nötig. Nun werden die Fahrzeuge zusätzlich mit Metalldrähten bestückt, die rund um den Panzer herumgebogen werden und wie Stacheln abstehen – daher auch der tierische Vergleich.
Laut Berichten des US-amerikanischen Journalisten David Axe dürften die neuen Panzermodifikationen aber keineswegs niedlich oder harmlos sein. "Während der Fahrt kann ein Fahrzeug mit Stacheln die meisten FPV-Drohnen ablenken, bevor sie den Rumpf des Fahrzeugs treffen können", schreibt er bei "Euromaidanpress". Seinem Bericht zufolge setzt die russische Armee die Stachelschwein-Panzer an immer mehr Stellen ein.
Die gestachelten Fahrzeuge gehören zur Gruppe der BREMs – übersetzt heißt das so viel wie gepanzertes Reparatur- und Bergungsfahrzeug. Für diese Aufgaben sind die Panzer oft dicht hinter der Schusslinie unterwegs und vielen Drohnenangriffen ausgesetzt.
Hintergrund des Upgrades für die zusätzliche Aufrüstung dürften vor allem auch Probleme mit an den Panzern angebrachten Störsendern sein. Durch größtenteils selbstständig fliegende ukrainische Drohnen waren diese für Russland zuletzt in vielen Fällen nutzlos.
Durch den vielfachen Einsatz der Stachelschwein-Fahrzeuge ist davon auszugehen, dass auch ukrainische Truppen bald mit diesem Modell auffahren werden. Auch ihre Panzer sind an vielen Stellen bereits mit Schutzdrähten ausgestattet. Häufig erbeuten die Soldat:innen aber nach Angriffen auch alte gegnerische Fahrzeuge.
Ganz ohne Nachteile ist die Aufrüstung der Panzer allerdings auch nicht. Expert:innen gehen davon aus, dass die Stacheln für die Soldat:innen durchaus eine Gefahr darstellen könnten. Müssten sie das Fahrzeug nach einem Angriff schnell verlassen, könnte sie der stachelige Aufbau behindern oder gar verletzen.