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Dänemark erlebt Gang-Gewalt – Schweden-Kids auf der Suche nach Ruhm und Geld

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In Schweden greift die gewalttätige Bandenkriminalität, wie hier bei einer Schießerei in Norrköping, schon lange um sich.Bild: IMAGO/TT
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Dänemark: Gang-Gewalt greift um sich – schwedische "Kids" motiviert durch Geld und Ruhm

16.08.2024, 19:51
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In den Köpfen der meisten Deutschen ist Skandinavien ein ländlich-rustikales Paradies mit Elchen, Kiefernwäldern und Bullerbü-Flair. Speziell in Schweden bekommt dieses Image schon länger Risse. Hier hat sich in den vergangenen Jahren ein Geflecht aus Gewalt, Drogenkriminalität und Prostitution gebildet. Dabei wird mit immer härteren Bandagen gekämpft.

Doch die Krisengebiete in Stockholm und Malmö sind nicht vom Rest der Welt isoliert. Mittlerweile schwappt die Kriminalität aufs benachbarte Dänemark über. In der Hauptstadt Kopenhagen schreckt eine Serie schwerer Waffengewalt die Polizei und Politik auf. Die Täter stammen dabei meist aus Schweden. Die beiden Länder entsenden daher eigene Sicherheitskräfte über die Grenze.

Schwedens Gewalt in Kopenhagen: "Kids" mit Pistolen und Granaten

Nur ein schmaler Kanal trennt Kopenhagen von Malmö. Innerhalb von wenigen Minuten geht es mit dem Auto oder Zug über die Öresundbrücke hin und her. Dieses Nadelöhr nutzen täglich Pendler:innen, Urlauber:innen – und zunehmend Jugendliche mit einem Auftrag: Gewaltverbrechen.

Wie brutal die Kriminalität geworden ist, zeigen zwei Beispiele aus den letzten Wochen. Im Juli zog ein 16 Jahre alter Schwede auf einem ruhigen Platz in einer Wohngegend eine Pistole und schoss auf das Opfer eines Mordkomplotts. In dieser Woche schockte ein Polizeifund die dänische Bevölkerung. Beamte hatten bei der Routinekontrolle eines 25-Jährigen zwei Handgranaten entdeckt.

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Die Öresundbrücke ist ein Nadelöhr der Gewalt.Bild: imago stock&people / Bildbyran

Dänemarks Ministerpräsident Peter Hummelgaard verurteilte die "verrottete Kultur der Gewalt" in Schweden. Mit seinem schwedischen Amtskollegen Gunnar Strömmer findet in der kommenden Woche ein Gewaltgipfel in Kopenhagen statt.

Drogenbanden konkurrieren in Dänemark

Vorab haben sich die Länder laut dem britischen "Guardian" geeinigt, jeweils eigene Polizeieinheiten über die Grenze zu entsenden. Die Maßnahme folgt auf verstärkte Einreisekontrollen auf beiden Seiten der Öresundbrücke, die zunehmend erfolgreiche Durchsuchungen nach Waffen nach sich gezogen haben.

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Der Polizeikommandeur, der in Südschweden für organisierte Kriminalität verantwortlich ist, Stefan Sintéus, erklärte auf einer Pressekonferenz: "Es handelt sich nicht um einen Konflikt zwischen schwedischen und dänischen Gangs. Es ist ein Konflikt innerhalb Dänemarks, in dem Kids von Schweden eingesetzt werden."

Es könnte sich um Typen drehen, die in der Türkei sitzen, Kriminelle in Malmö anstiften, um Verbrechen in Kopenhagen zu begehen."
Polizeikommandeur für organisierte Kriminalität Sintéus

Der Brandherd ist ein Gangkrieg zwischen zwei Banden in Kopenhagen. Dabei beherrscht eine der Gangs den Drogenumschlagplatz Kopenhagen, während die andere von internationalen Drahtziehern kontrolliert werde und den Platzhirschen den Rang streitig machen wolle. Nach Angaben der dänischen Polizei finde viel Gewalt im Kontext von Überfällen statt. Demnach berauben sich Bandenmitglieder häufig gegenseitig ihrer Drogen.

Internationale Kooperation: Tausch der Polizei-Einheiten

Zu Tätern werden zumeist Jugendliche aus sozialen Brennpunkten, die von internationalen Geldgebern auf sozialen Medien angeworben werden. Die Kriminalität sei "sehr global", führte Sintéus fort, "und digital. Es könnte sich um Typen drehen, die in der Türkei sitzen, Kriminelle in Malmö anstiften, um Verbrechen in Kopenhagen zu begehen."

Das Täterprofil macht die Kriminalität besonders gefährlich. Die jungen Leute würden zwar für Geld engagiert, seien aber durch den "Ruhm und Status eines neugeborenen Kriminellen" motiviert. Sintéus warnte die "verletzlichen" Jugendlichen vor weiteren Taten. Er wies außerdem auf eine deutlich härtere Rechtsprechung in Dänemark hin, als dies der Fall in Schweden sei.

Ungarn: Homophober Vertrauter von Viktor Orbán verliert nach Outing seinen Posten

Noch vor 15 Jahren galt Ungarn als eines der gesellschaftlich tolerantesten Länder in Osteuropa. Die Magyaren suchten entschlossen die Anbindung an den Westen, arbeiteten die Jahre der sowjetischen Unterdrückung auf und internationale humanitäre Organisationen hatten freie Hand. Kurz darauf zog aber Viktor Orbán in den Präsidentenpalast in Budapest ein. Seitdem hat sich Ungarn in vielerlei Hinsicht rückwärts entwickelt.

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