Immer wenn man meint, man hätte schon alles gesehen, dann macht Markus Söder ein Foto. Er teilt es auf Facebook und sofort wird dir klar, du weißt eigentlich nichts von dieser Welt. GAR. NICHTS.
Dann nimmt er uns mit auf sonntägliche Waldspaziergänge, posiert vor einem bayerischen See und guckt gedankenverloren in die Kamera. Im nächsten Bild sehen wir ihn auf einer traditionellen Geflügelschau oder beim Frühschoppen im geschmückten Saal.
Dann steht er neben Landfrauen, wahlweise auch Gebirgsschützen, flankiert mit einem teuflischen Grinsen Uschi Glas oder die Spargelkönigin. Er zeigt uns die Krawatte von Morgen, postet eine Breze, heizt über die Autobahn, schlüpft in historische Kostüme (Prinzregent Luitpold), streichelt Pferde oder Thomas Anders.
Ja, die Welt des Markus Söder, das Söderversum, hat ihre ganz eigenen Gesetze. Widersprüche gelten hier nicht. Hier ist alles möglich.
Erst kürzlich überraschte uns Söder mit einer gelungenen Parodie in der Rolle des Antichristen, um sich am Donnerstag dieser Woche dann für die nächste Star-Wars-Episode ins Gespräch zu bringen.
Kritiker mögen jetzt vielleicht sagen, Markus Söder sei ein lässlicher Opportunist. Ja, vielleicht, auf den ersten Blick. Aber: Was viele nicht wissen: Was Markus Söder macht, ist im Grunde lupenreine Dialektik.
Zur Erinnerung: Dialektik ist die philosophische Methode, die die Position, von der sie ausgeht, durch gegensätzliche Behauptungen infrage stellt und in der Synthese beider Positionen eine Erkenntnis höherer Art zu gewinnen sucht. These, Antithese, Synthese.
Mit einem Wort: Söder!
Markus Söder hatte den neuen deutschen Meister zur Ehrung in die Bayerische Staatskanzlei eingeladen. Umringt von Spielern des FC Bayern hält er das Gastgeschenk, ein Bayern-Trikot mit der Söder-12, sichtlich amüsiert in die Kamera.
Dabei weiß man doch, das Söder eigentlich "Glubberer" ist.
Söder hat in der Vergangenheit kaum eine Gelegenheit ausgelassen, öffentlichkeitswirksam seine besondere Beziehung zum FC Nürnberg zum Ausdruck zu bringen. In einem älteren Facebook-Post nimmt er uns mit in seinem Auto, fährt die A-wie-auch-immer blasig, hat "Steht auf, wenn ihr Glubberer seid" voll aufgedreht und lässt den Zeigefinger dazu rhythmisch tanzen.
Söder schreibt: "Drück dem Club in Sandhausen die Daumen. Heute ist der Aufstieg drin. Zur Einstimmung die passende Musik😄"
Von wegen Opportunist! Was Söder da macht, ist nämlich eigentlich gelebte Fanfreundschaft in einer Person.
Obwohl, nee.
Gestern noch in Kirk-Pose das Enterprise- Modell NCC-17014-D haltend und im nächsten Bild lässig den Han Solo geben. Kann nur Söder.
Diese Welten haben eigentlich keine Schnittmengen. Doch auch hier bringt Söder zusammen, was nicht – und unter gar keinen Umständen – zusammen gehört. Star Trek und Star Wars sind wie Käse und Igel. Man kann nicht beides mögen. Er kann. Söder kann. Im Söderverum ist alles möglich. ALLES!
Damit er das Kreuz in die bayerischen Behörden hängen darf, ohne gegen das Neutralitätsgebot zu verstoßen, erklärte Söder es kurzerhand zu einem nichtreligiösen Symbol.
Ja, das wird knifflig. Erkenntnis: Wir suchen noch. Aber auch da wird sich sicher irgendeine Metaebene finden.