Sie dominieren die deutsche Nachrichtenlandschaft, geben regelmäßig Pressekonferenzen, informieren in eigenen Podcasts die Bevölkerung und beraten nebenbei noch die Bundesregierung in Sachen Corona-Pandemie. Um Deutschlands führende Virologen Christian Drosten, Hendrik Streeck und Alexander Kekulé hat sich mittlerweile ein regelrechter Personenkult entwickelt.
Die Deutschen suchten in den vergangenen dreißig Tagen online häufiger nach Christian Drosten als nach Helene Fischer, Heidi Klum oder Jens Spahn. Den Rummel um seine Person hat sich der Corona-Experte der Berliner Charité allerdings nie herbeigesehnt – im Gegenteil. Ende März hatte Drosten seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit in Betracht gezogen, nachdem er Hass-Mails erhalten hatte.
Nach wie vor erfüllt er aber den Wunsch der Öffentlichkeit nach Informationen und Aufklärung, war noch am Donnerstagabend in Maybrit Illners ZDF-Talk zu Gast, trug durch seinen Auftritt sicher mit zur Rekord-Quote von 4,12 Millionen und 20 Prozent Marktanteil bei.
Der andauernde Hype um Deutschlands führende Corona-Forscher war am Freitag auch ein gefundenes Fressen für Oliver Welke und sein "Heute-Show"-Team. "Wir Medien sind ja nur noch verliebt in unsere Virologen. Die einen sind Team Drosten, die anderen Team Kekulé, wieder andere lieben den Herrn Streeck, weil der so positiv klingt", frotzelte Welke.
Die Begeisterung für das Virologen-Trio nehme teils absurde Ausmaße an. So blendete der Satiriker einen Ausschnitt aus dem "Morgenmagazin" seines eigenen Haus- und Hofsenders ZDF ein. Dort ließ man in einem Einspieler die Fotos der drei Wissenschaftler zu kitschiger "Dallas"-Musik wie in Telenovela-Manier ins Bild schweben. Für eine öffentlich-rechtliche Sendung tatsächlich eine sehr eigenwillige Aufmachung.
Es sei ja schon "sehr komisch", dass Christian Drosten mit seiner Darstellung in den Medien so unglücklich sei, witzelte Welke. Und weiter: "Ich verstehe das gar nicht. In der 'SZ' war neulich von seinen, ich zitiere, 'sinnlichen Lippen' die Rede." Welke weiter:
Die Virologen seien in der aktuellen Lage eben die neuen Popstars, resümierte Welke. Und die Vermarktungsmaschinerie würde gar kein Ende mehr kennen. Ein Beispiel gefällig? Die "Heute-Show" kümmerte sich bereits um Merchandise.
Im Einspieler stellte die Satire-Show die Alternative zum jetzt wertlosen Panini-Sammelalbum zur abgesagten Fußball-EM vor: Das "Pandemini-Sammelalbum mit den besten Fotos der coolsten Virologen. Inklusive scharfer Bilder von Christian Drosten [...]. Jetzt am Kiosk – außer er ist geschlossen."
Abschließend stellte Oliver Welke noch einmal klar: "Übrigens: Die Virologen können natürlich gar nichts für den ganzen Medienhype."
(ab)