Den ganzen Tag nur Halbwahrheiten und Lügen erzählen und damit auch noch Erfolg zu haben, ist wirklich eine Meisterleistung: Donald Trump ist in vielerlei Hinsicht ein Phänomen, unter anderem was seine kommunikativen Fähigkeiten betrifft.
Obwohl der US-Präsident zum Teil stundenlang wirres Zeug von sich gibt – berühmt waren etwa seine Marathon-Auftritte im vergangenen Wahlkampf, bei denen er teils wild von Thema zu Thema sprang – hören ihm seine Anhänger:innen stets aufmerksam zu und reagieren mit begeistertem "Ja und Amen". Dabei teilt Trump gerne aus, ohne Ende, auch das häufig ohne faktische Grundlage.
Selbstkritik hingegen ist bei ihm selten, Selbstironie schon ausgeprägter. Doch in einem neuen Fall Trump'scher Gaga-Kommunikation fragt man sich, ob der US-Präsident überhaupt versteht, wie sehr er sich selbst entlarvt.
Am Samstag sprach Trump bei einer Gala in seinem Golfklub in Bedminster, New Jersey, über den mutmaßlichen Mord am rechten Influencer Charlie Kirk. Dieser wurde am Mittwoch bei einem Auftritt an der Utah Valley University auf offener Bühne erschossen.
Trump teilte am Samstag seine Gedanken zum festgenommenen Tatverdächtigen, der ein 22-Jähriger aus einer eher republikanischen, religiösen Familie sein soll. Er stellte fest, dass mittlerweile "so schnell so viel" über den mutmaßlichen Schützen bekannt geworden ist.
Trump nannte ihn "völlig radikalisiert und verrückt" und vermutete, es müsse "traumatisch" gewesen sein, "denn seine Eltern sind konservative Menschen, angeblich sehr nette Leute, die in Utah leben".
Besonders hob er hervor, wie hart es für den Vater gewesen sein muss, der nach einem Geständnis seines Sohnes wohl einen Geistlichen eingeweiht haben soll, der wiederum die Polizei kontaktierte.
Völlig überraschend und für Trump vielleicht auch deswegen mal wieder typisch war an der Aufnahme, die Trumps Worte dokumentierte: seine zusammenhangslose Einleitung. So startete Trump im Clip, den die republikanische Parteistrategin Nicole Kiprilov auf Facebook teilte, mit den Worten:
Daraufhin brach im Saal, in dem Trump sprach, Gelächter aus. Direkt im Anschluss kam er auf den radikalisierten mutmaßlichen Schützen zu sprechen. Den Angriff auf Kirk, so der Eindruck, versteht Trump dementsprechend auch als Angriff eines nicht allzu blöden Menschen auf Trumps komplette "Make America Great Again"-Bewegung, der auch Kirk angehörte.
Dennoch teilten den Clip ausgerechnet viele Kritiker:innen Trumps. So schrieb etwa der deutsche Politikwissenschaftler Thomas Jäger auf X: "Wo er recht hat ..."
Neben Trump hatte vor allem auch sein Vize-Präsident JD Vance enge Verbindungen zu Charlie Kirk, die beiden waren befreundet. So hat Vance nun auch dabei geholfen, den Sarg mit Kirks Leichnam bei einer Überstellung nach Phoenix, wo er beigesetzt werden soll, aus dem Flugzeug zu tragen.
Eine weitere Vance-Geste an Kirk wurde nun bekannt: Der US-Vize-Präsident soll dessen "Charlie Kirk Show" moderieren. Nicht regelmäßig, aber für ein einziges Mal.
Das schrieb Vance auf X und nannte es eine "Ehre, die Charlie Kirk Show zu moderieren". Er zolle seinem Freund damit Tribut.