Nicht nur die WM in Katar steht aktuell in der Kritik – sondern auch der Iran. Im Besonderen: Der Umgang des Regimes mit Oppositionellen. Seit mehr als zwei Monaten gehen die Menschen dort auf die Straße, um für ihre Freiheit zu demonstrieren. Etliche von ihnen wurden von den Sicherheitskräften des Regimes getötet. Gestorben für die Revolution.
Bei der Fußballweltmeisterschaft wird auch die Nationalmannschaft des Iran teilnehmen. Direkt am zweiten Tag spielt sie gegen England.
Da Sport politisch ist, hat watson bei deutsch-iranischen Politikern nachgefragt, wie sie die Teilnahme des Iran bewerten.
Der Generalsekretär der FDP, Bijan Djir-Sarai stellt gegenüber watson klar: "Die Mannschaften, die bei der Fußball-Weltmeisterschaft gegeneinander antreten, können nichts für die politischen Zustände in ihren Heimatländern."
Djir-Sarai ist in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren, mit elf Jahren kam er nach Deutschland in die Obhut seines Onkels. Er selbst bezeichnet seine frühen Erfahrungen im autoritären Regime des Irans als prägend für seine politische Karriere.
Viel wichtiger als ein Ausschluss der Mannschaft sei im Fall des Iran, "dass iranischen Fußballverbandsvertretern oder Vertretern des menschenverachtenden Regimes nicht der rote Teppich ausgerollt wird." Zum Beispiel, indem diese auf den Zuschauertribünen öffentlichkeitswirksam Platz nehmen dürften.
Anders bewertet Marvi Parsa von der SPD die Situation. Auch er wurde in Teheran geboren, seine Familie verließ den Iran in den 80er-Jahren. Parsa kann die Forderung, den Iran von der Weltmeisterschaft auszuschließen, nachvollziehen.
Diese sei zunächst von der Ukraine artikuliert worden, da der Iran im Verdacht steht, Waffen an Russland zu liefern. Frauenrechtsorganisationen und eine Gruppe iranischer Sportlerinnen und Sportler hätten sich nach dem Tod von Jina Masha Amini der Forderung angeschlossen. Die SPD stehe solidarisch an der Seite der Demonstrierenden.
Parsa räumt allerdings ein:
Der Ausschluss könne also auch die Falschen treffen. Letztlich, fasst Parsa zusammen, müsse die Fifa entscheiden, wer an der WM teilnehmen dürfe, und wer nicht.
Für Niema Movassat, ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Linken, wäre ein Ausschluss des Irans von der WM richtig. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass das iranische Regime die Fußball-WM nutzt, um von den Protesten im Iran abzulenken. Movassats Eltern stammen aus dem Iran, er selbst ist in Wuppertal geboren. Seit Beginn der Proteste nutzt der ehemalige Abgeordnete seine Social-Media-Kanäle, um auf die Lage im Iran aufmerksam zu machen.
Gegenüber watson erklärt er:
Seine Hoffnung sei aber gering. Denn, wie Movassat erklärt, die WM-Vergabe an Katar beweise, dass der Fifa Menschenrechte völlig egal seien.
Aus diesem Grund wird das Team der Hoffnungsträger für Movassat:
Das könnte den Menschen im Iran Hoffnung schenken. Der ehemalige Abgeordnete ist davon überzeugt, dass nicht wenige der Spieler mit den Protesten sympathisieren.