"Vor allem den Türken gegenüber, die hier leben, einfach unfair" – Bobic kritisiert Özil
Eine Woche nach der Abrechnung von Mesut Özil ebbt die Diskussion immer noch nicht ab. Nun meldet sich Fredi Bobic zu Wort – und bezeichnet den Ex-Nationalspieler als "feige".
29.07.2018, 14:1130.07.2018, 09:17
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Die Causa Özil hat eine Welle von Diskussionen ausgelöst. Die Rassismus-Vorwürfe brachten DFB-Präsident Reinhard Grindel noch stärker in die Kritik, als er es nach dem blamablen WM-Aus ohnehin schon war.
Auch Mesut Özil musste sich für die fehlende Selbstkritik Vorwürfe anhören. Kurze Zeit später gab es einen verbalen Schlagabtausch zwischen Uli Hoeneß und Özil-Berater Erkut Sögüt. Nun meldete sich auch Fredi Bobic zu Wort, selbst Kind von Gastarbeitern. Im Interview mit der "Bild am Sonntag" bezeichnet er die Debatte als "sehr aufgeregt, sehr überhitzt".
Der Frankfurter Sportvorstand sieht in der Thematik viele Facetten. Anders als Uli Hoeneß will Bobic Özil nicht die ganze Schuld in die Schuhe schieben. "Ich möchte ihn hier auch ein wenig in Schutz nehmen, weil ich den Kerl eigentlich mag. Ich glaube, da spricht sein gebrochener Stolz nach einer WM, die wahrlich nicht gut gelaufen ist", so der 46-Jährige.
Kritik an Özil äußert er aber auch. Bobic missfällt vor allem die Art und Weise des Statements:
"Er hätte irgendwo ein Interview geben können, live im TV. Bei uns Fußballern gilt die Regel: 'Sei ein Mann und stell dich.' Er hat es vorgezogen, über seine sozialen Netzwerke eine schriftliche Erklärung abzugeben – in englischer Sprache. Auch das hätte ich als deutscher Nationalspieler nicht gemacht."
Fredi Bobicbams
"Das ist jetzt hoffentlich endlich mal unsere Debatte!"
Video: watson/Yasmin Polat, Lia Haubner
Aus Sicht der ganzen Mannschaft ist Bobic der Meinung, dass Özil sich eher keinen Gefallen getan hat. "Er hat sich da wahrlich nicht als Teamplayer erwiesen. Ich finde die Art seines Rücktritts ehrlich gesagt ein bisschen feige."
Bobic will dem Arsenal-Profi etwas Zeit zur Reflexion geben.
"Er muss in sich gehen und überlegen, ob das alles wirklich in seinem Sinne ist, was er losgetreten hat. Klar, er kann sich jetzt in der Türkei abfeiern lassen. Aber das ist ein Trugschluss. Weil er im Endeffekt nur benutzt wurde, um zu spalten – vor allem hier in Deutschland. Und das finde ich vor allem den Türken gegenüber, die hier leben, einfach unfair."
Der Sohn einer Kroatin und eines Slowenen betonte, wie wichtig es ist, dass die deutsche Nationalmannschaft Spieler mit verschiedenen Hintergründen hat.
"Berti Vogts hat mal gesagt, dass ich etwas Anderes mitbringe als der 'typische Deutsche'. Das stimmt, weil ich einen anderen Ursprung habe. Das ist bei Özil, Gündogan oder Rüdiger, früher Klose und Podolski, auch so. Von dieser Vielfalt lebt unsere Nationalmannschaft oder zum Beispiel auch Weltmeister Frankreich. Eigentlich sogar unsere gesamte Gesellschaft."
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