Russland
12.05.2018, 14:0612.05.2018, 14:07
Die Verweigerung des Visums für den ARD-Dopingexperten
Hajo Seppelt zur Fußball-WM in Russland ist in Deutschland auf
massive Kritik gestoßen.
Wir haben bereits mit Seppelt über das Verbot gesprochen:
Die Vorsitzende des Sportausschusses im
Deutschen Bundestag, Dagmar Freitag, nahm am Samstag den
Fußball-Weltverband in die Pflicht.
Die SPD-Politikerin sagte:
"Ich bin gespannt, wie Herr
Infantino jetzt darauf reagiert. Schließlich gibt die FIFA ja vor,
die Einreise von Journalisten zur WM ermöglichen zu wollen"
Die FIFA mit ihrem
Präsidenten Gianni Infantino hatte zuvor bestätigt, Seppelt die
Akkreditierung für das WM-Turnier gewährt zu haben.
Freitag postete auf Facebook außerdem:
Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel sieht nun den Weltverband in der
Verantwortung.
Der DFB-Chef sagte am Samstag:
"Die FIFA hat betont, welchen hohen Stellenwert die
Pressefreiheit für sie hat. Ich habe volles Vertrauen, dass die FIFA
jetzt ihren Einfluss geltend macht, damit Herr Seppelt ungehindert
aus Russland berichten kann."
Nachdem zuvor auch die Bundesregierung die Entscheidung Russlands
scharf kritisiert hatte, forderte der Vorsitzende des Auswärtigen
Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU), Russland müsse den Schritt
rückgängig machen.
"Russland sollte die Verweigerung des Visums für
Herrn Seppelt korrigieren. Sonst entsteht der begründete Verdacht,
dass Russland entweder etwas zu verbergen oder ein Problem mit
Transparenz und Fair Play im Sport hat oder beides."
FDP-Chef Christian Lindner forderte beim Parteitag in Berlin
Außenminister Heiko Maas (SPD) auf, den Fall Seppelt zum Anlass zu
nehmen, der russischen Regierung zu erklären, "was wir unter Presse-
und Meinungsfreiheit verstehen". Der stellvertretende
FDP-Parteivorsitzende Wolfgang Kubicki, sagte in der "Welt am
Sonntag": "Außenminister Maas sollte den russischen Botschafter
einbestellen und darauf hinweisen, dass auch während der WM eine
freie Berichterstattung für Deutschland unabdingbar ist."
Hajo SeppeltBild: imago/Laci Perenyi
Die russische Seite verteidigte ihre Entscheidung. Seppelt wolle die
Reise zur Weltmeisterschaft nur nutzen, um Russland zu verleumden und
sich selbst daran zu bereichern, sagte der Abgeordnete im Sportausschuss Dmitri
Swischtschow der Agentur R-Sport.
Swischtschow weiter:
"Was will ein Mensch, der mit Dreck
wirft, mit unbestätigten Fakten arbeitet und in Russland nur das
Negative sucht?"
Seppelt hatte mit seinen Recherchen maßgeblich dazu beigetragen, das
russische Doping-System aufzudecken. Moskau hatte die Vorwürfe immer
dementiert.
Recherchen mit Auswirkung:
Der Journalist und Autor aus Berlin ist weltweit als Experte für Doping im Sport bekannt. In seinen Reportagen berichtete er beispielsweise über Doping in der DDR, in China und bereiste auch das verschlossene Land Nordkorea.
Seine Recherchen hatten schon mehrfach weitreichende Auswirkungen. So musste im September 2010 etwa der Internationale Radsportverband (UCI) einen positiven Dopingtest des Tour-de-France-Siegers Alberto Contadoraus Spanien eingestehen.
Seppelts Film "Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht" deckte den russischen Dopingskandal auf und sorgte unter anderem dafür, dass der russische Leichtathletikverband vom internationalen Leichtathletikverband (IAAF) suspendiert wurde.
(mbi/dpa)
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