Ob Thomas de Maizière im vergangenen Jahr wohl beim Champions League-Finale mitgefiebert hat? Bestimmt hat er das. Im Juni 2017 verlor nicht nur Juventus Turin gegen Real Madrid. Nein, im Finale kam auch eine neue Überwachungs-Technologie zum Einsatz, die für Sicherheit sorgen sollte. Der damalige Bundesinnenminister ist zumindest ein großer Fan dieser Technologie.
Es geht um intelligente Videoüberwachung. Noch im Herbst sagte de Maizière zum Anlass eines Experiments an einem Berliner Bahnhof: "Der Einsatz von Videoüberwachungsanlagen trägt schon heute zur Aufklärung von Straftaten bei und steigert das Sicherheitsbefinden."
Schon damals regten sich Datenschützer und Tech-Experten auf: Keinerlei Studien gibt es über die Wirksamkeit und Effektivität von sogenannter smarter Gesichtserkennung, schon gar nicht in Bezug auf die Vermeidung von Verbrechen. Und selbst, wenn sie tatsächlich unter tausenden Bürgern die Kriminellen herausfischen könnte, so sagen Experten seit Jahren, würden die ihre Verbrechen vermutlich trotzdem begehen.
Es ist jetzt ein Champions League-Finale, das den Minister im Nachhinein im Grunde Lügen straft. (heise)
Gerade hat die Polizei in Südwales die Daten ihrer automatischen Gesichtserkennung veröffentlicht, die das Pilotprojekt während des Spiels gesammelt hat: Und das
System hat mal eben bei 92 Prozent seiner Treffer falsch gelegen.
Ein
Polizeisprecher verteidigte das System dennoch. Gegenüber Wales Online sagte er, kein System arbeite zu 100 Prozent korrekt (Anm. d. Red.: Stimmt, in dem Fall nur zu 7 Prozent), niemand sei infolge der falschen Erkennung festgenommen worden und sowieso: Niemand habe sich beschwert.
So ähnlich wird jetzt auch De Maizère bzw. dessen Nachfolger Horst Seehofer (CSU) argumentieren müssen.
Bis dahin sollten unsere Innenminister aber vielleicht öfter mal ein wenig Fußball schauen.