Es krachte hinter den Kulissen der Grünen, berichtete Oliver Welke im wieder publikumsleeren "heute-show"-Studio. Fundis und Realos zofften sich "fast wie in alten Zeiten". Zum einen gehe es darum, warum im Kampf ums Landwirtschaftsministeramt (Welke: "Es kann nur einen geben!") Cem Özdemir Anton Hofreiter vorgezogen wurde.
"Kann es sein, dass Anton Hofreiter einfach nicht mehr zu den plattgebügelten Manufaktumgrünen von heute passt?", fragte Welke. Schon rein optisch: "Die fünf designierten MinisterInnen sind ja so schön, da braucht man nicht mal Photoshop". Und, so Welke weiter, "Cem Özdemir kann gleich morgen Werbung für Espresso machen."
Zum Postenstreit meinte Welke nicht frei von Ironie: "Ja, Politik ist halt ein gnadenloses Business, auch bei den Ökos."
Der linke Flügel der Grünen trauere aber nicht nur wegen der Causa Hofreiter, sondern vor allem, weil die Partei freiwillig auf den Verkehrsminister verzichtete. Dabei wäre gerade auf diesem Sektor grüne Politik dringend nötig. "Könnte es sein, dass die Grünen für das Außenministerium auf den Verkehr verzichtet haben, damit Annalena Baerbock ein bisschen populärer wird?", fragte Welke spitz.
Wenn dem so sei, so Welke, dann werde der Preis hoch sein. "Das Wort Verkehrswende kommt im Koalitionsvertrag genau nullmal vor", meinte Welke. "Für eine Umweltpartei ziemlich wenig." Überhaupt seien viele grüne Wahlkampf-Kernthemen aus dem Ampelvertrag verschwunden. Neue Radwege? Abschaffung der Dieselsubventionen? Tempolimit? Nichts von alledem werde es demnächst geben. Welke: "Ist Vizekanzler Habeck ein Verkehrswendehals?"
Während also die Grünen etliche ihrer Wahlkampf-Forderungen nicht nur aufgaben, sondern ad absurdum führten, wird der designierte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) schon als "Anwalt der Autofahrer" und "Schutzheiliger aller Dieselpiloten" gefeiert. Welke: "Sein Geburtstag wird zum Feiertag, zu Aller-Eiligen, erklärt und Volker wird zum beliebtesten Kindernamen 2022 - für Jungen und Mädchen."
"Die Grünen spielen Domino Day: Wer fällt zuerst um?", nannte Till Reiners das seltsame Treiben bei den Grünen. Die hätten, so Autoliebhaber Reiners ("Deutschland und Autos, das gehört zu zusammen wie SUVs und Spielstraßen!"), zum Glück "beim Verkehr ja gar nichts durchgekriegt".
Dabei sei einem angesichts ihrer Pläne angst und bange geworden. Aber nun werde es ja dank der FDP auch kein "Fahrradland Deutschland" geben, meinte Reiners. Fahrradwege seien ohnehin "was für Feiglinge." Reiners: "Jede Straße ist immer auch ein Fahrradweg - aber halt einer, der aufregend bleibt."
Aufregend ist - gelinde gesagt - weiterhin die Corona-Lage. Nachdem "ohne Ende Zeit verplempert" worden sei, wurden nun strengere Regeln erlassen, von denen die wichtigste laute: "Impfen bis die Nadel qualmt". Trotzdem werde in Deutschland, dem "Corona-Hotspot des Planeten", die allgemeine Impfpflicht wohl kommen.
"Und warum wird sie kommen?", fragte Welke und antwortete selbst: "Weil man, statt rechtzeitig 2G einzuführen, viel zu lange Rücksicht genommen hat auf Impfgegner und ihre zusammengegoogelten Wahnvorstellungen."
Viele dieser Googler würden in Sachsen leben, wo es zwar eine große AfD-Anhängerschaft gebe, aber eine "absurd niedrige Impfquote". Welke: "Sachsen wäre als unabhängiger Staat neben der Slowakei und Tschechien der Staat mit der höchsten Inzidenz der Welt." Deshalb solle das Erzgebirge bald in Inzidenzgebirge umbenannt werden.
Zu allem Überfluss käme jetzt auch noch die neue Omikron-Mutante dazu. Welke mahnte hier zu "weniger Panik und deutlich mehr Geduld". Außerdem solle man doch bitte der Reihe nach vorgehen: "Kümmert euch nicht um Omikron, wir haben ja nicht mal Delta in den Griff bekommen." Welke mutmaßte zynisch, dass vielen Politikern die Aufregung um Omikron ganz recht käme, weil die neue Variante davon ablenke, was "die Politiker zuletzt alles verpennt, verbockt und zugelassen haben".
Und jetzt werde das Leben nicht nur gefährlicher, sondern auch teurer. Die Inflation ist auf Rekordniveau (5,2 Prozent, so hoch wie zuletzt kurz nach der Wiedervereinigung), die Preise gehen durch die Decke und - Welke: "Wo ist der Krisenstab, wenn man ihn braucht?" - sogar das Bier wird teurer!
Zur hohen Inflation und der Preisexplosion gesellten sich dann auch die Negativsparzinsen bei der Bank, der private Verbraucher würde also doppelt abgemolken. Zwar hätten deutsche Sparer im Corona-Jahr 2020 zusätzliche 100 Milliarden Euro auf die Seite gelegt, allerdings würden sie 2021 durch die "Zumutung" (Welke) der Negativzinsen 116 Milliarden verlieren.
"In der Todeszange zwischen Inflation und Negativzinsen blutet der private Sparer leise vor sich hin", meinte Welke. Nur die Banken schafften es natürlich, auch an den Negativzinsen zu verdienen. Am gesparten Geld des kleinen Mannes sind die Bankhäuser längst nicht mehr interessiert. Der Werbeslogan, den die "heute-show" vorstellte, bringt die Situation schön auf den Punkt: "Wenn's um Geld geht: Arschlecken".