Investor Frank Thelen fordert, dass Menschen aufhören Fleisch und Fisch zu essen, um das Klima zu schützen. ZDF/Screenshot
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Frank Thelen fordert bei "Lanz": "Wir müssen für alle die Currywurst abschaffen!"
05.11.2021, 07:10
Deana Mrkaja
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Es war eine hitzige Diskussion am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" und es schien, als gebe es für alle Gäste einen gemeinsamen Buhmann: die Politik. Beim Thema Klimaschutz haben sich die Gäste allesamt in Rage geredet und dabei das "Versagen der Politiker" beschworen. Dabei machte der Investor Frank Thelen auch deutlich, dass so schnell wie möglich Verzicht geübt werden müsse - insbesondere wenn es um die Wurst geht.
Die Grünen sind die zweitstärkste Kraft der geplanten Ampel-Koalition und dennoch gehen ihre Forderungen für den Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch nicht weit genug. Für ihn entstehe bei den bisher formulierten Klimaschutzmaßnahmen das Bild, als hätten die Politiker "den Schlag nicht gehört". Als Naturwissenschaftler warnt er vor der weiteren Aufheizung der Welt und wird deutlich: "Wenn wir darauf nicht reagieren, wird die Zukunft keine schöne."
Harald Lesch gehen die Forderungen für den Klimaschutz der Grünen aus dem Sondierungspapier nicht weit genug. ZDF/Screenshot
Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, bleibt auch kritisch. Für ihn kann es nicht mehr mit der bisherigen Geschwindigkeit weitergehen. In Bezug auf die Reduktion von CO2 sagt er, müsse nun in acht Jahren so viel geschafft werden wie zuletzt in 30 Jahren. Dabei muss Lesch laut loslachen - was er an diesem Abend noch einige Male machen wird. Immer dann, wenn er vor Unverständnis nicht mehr weiß, was er tun soll. Er wird polemisch: "Wir brauchen den Besuch von Außerirdischen! Vielleicht kommen ja Außerirdische zu uns, die uns sagen, wo wir drehen müssen und zack, fertig."
Während der Ökonom dennoch optimistisch gestimmt ist und Deutschland den Wandel technologisch zutraut, rutscht der Naturwissenschaftler schon nervös auf seinem Stuhl hin und her: "Technologien sind keine Energiequellen! Der Ausgangspunkt wird immer sein: Woher holen wir unsere Energie?" In Deutschland hätten wir "energietechnisch Adipositas".
Lesch in Bezug auf den Klimaschutz: "Wir haben es versemmelt!"
Was Lesch damit meint, ist, dass wir zu viel Energie pro Kopf verbrauchen. Er hat ein Schaubild mitgebracht, auf dem das noch einmal deutlich wird.
Um eine Kilowattstunde Strom zu produzieren, müsste der Mensch zehn Stunden Radfahren.ZDF/Screenshot
Der Wissenschaftler macht deutlich, dass der Mensch, um eine Kilowattstunde Energie zu produzieren, zehn Stunden Radfahren müsste. Dafür würde man gerade einmal rund 30 Cent einnehmen oder 100ml Öl produzieren. Im Schnitt, macht Lesch deutlich, verbrauche in Deutschland jeder pro Kopf allein 80 Kilowattstunden am Tag. Für Lamia Messari-Becker, Professorin für Gebäudetechnologie, geht es nicht nur um den Energieverbrauch, sondern vor allem um den Ressourcenverbrauch. Sie spricht sich deshalb für eine Kreislaufwirtschaft aus, in der alles recycelt wird.
"Die Aufgabe ist zehn, 20 Jahre nicht angefasst worden. Das ist ein Versagen unserer Regierung!"
Lamia Messari-Becker
Lamia Messari-Becker wirft der Regierung Versagen vor. ZDF/Screenshot
Daraufhin packt Moderator Markus Lanz zwei Interviews von Wissenschaftlern aus - eines von 1978 und eines von 1988. Bereits damals lagen klare Zahlen zum CO2-Anstieg vor. Ebenso bekannt und vermutet waren die Konsequenzen, die sich daraus ergeben sollten. Tatsächlich sind viele der damals getroffenen Prognosen genauso heute eingetroffen. Für Lesch sind all diese Fakten "in der Wissenschaft schon lange unbestritten".
"Wir haben es versemmelt. Wir hätten schon vor 40 Jahren anfangen müssen. Jetzt sind wir fast zu spät!"
Harald Lesch
"Dass wir Fehler gemacht haben, da sind wir uns einig", schlussfolgert Thelen und beschwert sich darüber, dass "uns der Mut fehle". Für Fratzscher ist ebenso klar, dass die Politik in den vergangenen 40 Jahren "die Augen verschlossen" habe. Der Ökonom beschwert sich zudem darüber, dass die Politiker die Prioritäten falsch setze. So würden 70 Milliarden Euro in die Subvention fossiler Energien fließen. Und hierbei muss Lesch vor Unverständnis ein zweites Mal laut loslachen. Fratzscher ist der Meinung, dass das Geld woanders besser investiert wäre und spricht sich dafür aus, in Bezug auf die Energiewende vor allem auch Menschen mit geringeren Einkommen zu entlasten.
Marcel Fratzscher sagt, die Politik habe in den vergangenen 40 Jahren ihre Augen verschlossen. ZDF/Screenshot
"Wir müssen den Menschen jetzt reinen Wein einschenken", fordert Fratzscher und meint damit, dass Politiker anfangen müssen, ehrlich zu kommunizieren. Der Klimaschutz wird Menschen viel abverlangen und auch viel kosten und das dürfe nicht mehr weiter verschleiert werden. Dass Markus Söder erst gefordert habe solle, die Steuern auf Benzin zu senken, stößt bei allen Gästen auf Unverständnis. Vor allem bei Lesch. Er vergleicht das Verhalten mit einem Menschen, der an einer Tür ziehe und gleichzeitig selbst dagegen drücke. Einerseits würde man Klimaschutz wollen, aber andererseits sich selbst im Weg stehen.
In Bezug auf den zukünftigen Energiegewinn hat die Windenergie die größten Potenziale, sind sich die Experten sicher. Jedoch brauchen sie viel Platz. Derzeit seien in Deutschland zwei Prozent der Gesamtfläche des Landes für Windkrafträder ausgewiesen, bebaut wurden bisher jedoch nur 0,9. 30.000 neue Anlagen wären notwendig, um genügend Energie zu produzieren. Für Lesch gibt es in vielen Bundesländern "irrsinnige Situationen". So gebe es in Bayern Regeln, die es stark erschweren, Windkrafträder in größere Menge zu bauen. Und selbst in Baden-Württemberg, einem Land, das grün regiert wird, wurden in den vergangenen Jahre gerade einmal 16 neue Windkraftanlagen gebaut.
Messari-Becker ist sich sicher, dass Politiker von den falschen Wissenschaftlern beraten werden, die die Situation gerne "verniedlichen". Sie macht zudem deutlich, wie groß der Materialverbrauch beim Bau von Windrädern ist. So müssten pro Anlage 2000 Tonnen Stahlbeton produziert werden. Und die Rotorblätter seien bis heute nicht zu recyceln - sondern einfach "Sondermüll". Hierbei müsse sich die Materialforschung etwas einfallen lassen, wird gefordert. Fratzscher ist sich sicher, dass es für eine Übergangsphase, die eine gewisse Zeit andauern wird, ohne Verzicht nicht gehen wird: "Es ist ein Verzicht auf Zeit."
Star-Investor fordert Fleischverzicht
Für Thelen steht die Übergangslösung fest: Atomenergie. Er sei zwar kein Fan von ihr, aber befürworte neue Formen der Kernkraft. "Was die Sonne macht", soll nun auch auf der Erde stattfinden. Der Investor spricht von unterschiedlichen Firmen, die bereits daran forschen. Er nennt Namen wie Bill Gates oder Elon Musk. Und dann wird er noch deutlicher: "Wir brauchen neue Durchbrüche", sagt er und macht eine Pause, "ich liebe Steak und Burger, aber das ist die schlimmste Quelle von allen".
"Wir müssen für alle die Currywurst abschaffen!"
Frank Thelen
"Einen Tod müssen wir sterben", macht Thelen deutlich und spricht sich dafür aus, dass alle Menschen Verzicht üben, wenn es zu Fisch und Fleisch kommt.
Frank Thelen fordert Fisch- und Fleischverzicht.ZDF/Screenshot
Lesch zieht über Elon Musk her
Auf die Currywurst geht Lesch nicht ein, aber zur Atomkraft möchte er etwas sagen. Ihm sei es egal, wie die Leute heißen, die daran forschen, aber auch ein Musk könne keine Naturgesetze ändern. Es würde bereits seit 1950 versucht werden, die Sonne zu imitieren - ohne Erfolg. Die Reaktoren, von denen Thelen spricht, bezeichnet der Naturwissenschaftler als "Forschungsanlagen", die weit entfernt davon seien, wirklich Energie herzustellen. "Nur weil jemand glaubt, dass er Geld hat, werden die Kerne nicht anders zerfallen!"
Thelen findet: "Wir werden sehen!" An seine Flugtaxis habe auch keiner geglaubt und jetzt würden sie kommen. Doch auch das findet Lesch nicht beeindruckend: "Sind Flugtaxis wirklich das, was wir brauchen?" Für den Investor ist klar, dass damit weniger Straßen gebaut würden und somit CO2 eingespart werden könne.
Am Ende der Sendung kommt der Ökonom Fratzscher noch einmal zu Wort. Er sagt, dass nicht ausgeblendet werden dürfe, wie hoch die Kosten des Klimawandels sind, wenn wir jetzt nicht massiv in die Gegenrichtung steuern. Allein die Flut in Deutschland habe den Staat 30 Milliarden Euro gekostet. Für ihn stelle sich daher auch die Generationengerechtigkeitsfrage. Die Kosten des Scheiterns seien viel höher als die der Investitionen. "Aber wir müssen jetzt wirklich Gas geben. Es geht ums Timing!"
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Die Doku "Herr Glööckler sucht das Glück" begleitet den Designer und Unternehmer Harald Glööckler durch den Alltag, wobei kuriose Momente nicht ausbleiben. Unter anderem wurde gefilmt, wie der extrovertierte Protagonist der Show zum ersten Mal in seinem Leben einen Baumarkt besucht.