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Pommesbude statt "Anne Will": SPD-Chefin Esken sagt Sendung ab

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Anne Will sprach mit ihren Gästen über das TV-Triell der ARD.Bild: screenshot ard
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"Verstecken Sie Frau Esken?": SPD-Chefin sagt Anne Will ab – Vor der Sendung trifft anderer Gast sie an Pommesbude

13.09.2021, 14:5107.07.2022, 14:49
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Zwei Wochen vor der Bundestagswahl haben sich die Spitzenkandidierenden von Union, SPD und den Grünen am Sonntagabend einen Dreikampf in der ARD geliefert. Doch wer konnte dabei überzeugen, und wer tat sich mit seinem Auftreten keinen Gefallen? Diese Frage diskutierte Anne Will direkt im Anschluss an das Duell mit ihren Gästen:

  • Malu Dreyer, SPD-Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz
  • Katrin Göring-Eckardt, Bündnis 90 / Die Grünen-Fraktionschefin
  • Jens Spahn, Gesundheitsminister
  • Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der "Welt"
  • Ursula Münch, Politikwissenschaftlerin

Eigentlich hätte diese Gästeliste jedoch ein wenig anders aussehen sollen, wie die Zuschauer gleich zu Beginn der Diskussionsrunde erfuhren: Statt Malu Dreyer hätte SPD-Parteichefin Saskia Esken im Studio Platz nehmen sollen. Die hatte aber abgesagt, wie Will offenbarte.

Über die Gründe dafür mutmaßte CDU-Mann Jens Spahn prompt: Eskens Abwesenheit habe wohl damit zu tun, dass sie zu denjenigen gehöre, die eine Koalition mit den Linken nicht ausschließt. An Dreyer gewandt führte er aus:

"Alle diejenigen in Ihrer Partei, die mit der Linkspartei koalieren wollen, werden jetzt versteckt so in den letzten zwei, drei Wochen – die dürfen nicht mehr auftreten."

"Welt"-Vize-Chef Robin Alexander erwies Esken einen Bärendienst, indem er verkündete, er habe die SPD-Chefin noch kurz vor der Sendung an der Pommesbude getroffen. Esken wäre demnach also in der Nähe des Will-Studios gewesen.

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Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der "Welt".Bild: screenshot ard

Spahn spielte dieser Bericht in die Karten: "Sie verstecken sie erfolgreich!", schloss er in Richtung Dreyer. Will hinterfragte diese These jedoch sofort: "Verstecken Sie Frau Esken?", wollte die Moderatorin von Dreyer wissen. "Natürlich nicht!", entgegnete die und bezeichnete Spahns Mutmaßungen über die Gründe von Eskens Absage als "unverschämt".

Dreyer wehrt Kritik an Olaf Scholz ab

Doch Esken war nicht das einzige Mitglied ihrer Partei, das Dreyer am Sonntagabend verteidigen musste. Natürlich war die SPD-Frau vor allem gekommen, um ihrem Spitzenkandidaten Olaf Scholz den Rücken zu stärken. Etwa, als Will in den Raum stellte: "Scholz tut, als sei er Merkel 2.0."

Das machte Will daran fest, dass der SPD-Spitzenkandidat für das "SZ-Magazin" jüngst mit Merkels berühmter Rauten-Geste posiert hatte. Darüber hinaus spreche er – ganz wie die Kanzlerin – immer wieder in "hermetischen Sätzen", die den Bürgern nicht viel offenbarten.

"Man darf auch mal witzig sein", antwortete Dreyer angesprochen auf Scholz' Rauten-Geste. Und weiter:

"Natürlich ist Olaf Scholz Olaf Scholz und nicht Angela Merkel."

Als es um Maaßen geht, schießt Dreyer zurück

Am Sonntagabend wurde bei Will aber natürlich nicht nur die SPD kritisch betrachtet. Auch die CDU bekam ihr Fett weg. So erklärte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt etwa: "Ich habe null Verständnis dafür, dass Herr Laschet sich nicht klar von Herrn Maaßen distanziert." Schließlich agiere der CDU-Abgeordnete und Direktkandidat aus Südthüringen "permanent in den rechten Rand".

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Malu Dreyer fordert klare Haltung gegen Rechts.Bild: screenshot ard

Dreyer schloss sich dieser Meinung an. Auch sie befürwortete eine Distanzierung und stellte in diesem Zusammenhang über die CDU klar:

"Eine klare Kante gegen Rechts gibt es nicht mit Menschen wie Herrn Maaßen."

Ob er denn dafür sei, dass Wählende des Wahlkreises Südthüringen ihre Stimme statt Maaßen lieber dem örtlichen SPD-Kandidaten geben sollten, wollte Will von Spahn wissen. Nach einer langatmigen Ausführung über die große Bandbreite an Kandidaten in der Union antwortete der schließlich wenig überraschend: "Die CDU sollte überall gewählt werden."

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Jens Spahn war zu Gast bei Anne Will.Bild: screenshot ard

Er stellte jedoch auch klar, dass er "bei Weitem nicht" jede Aussage von Herrn Maaßen teile. "Welche teilen Sie denn?", wollte Göring-Eckert daraufhin wissen. Eine Antwort bekam sie auf ihre Frage aber nicht.

War Baerbock nicht im Kampfmodus?

Und wie sah es bei den Grünen aus? Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hatte sich bei dem großen TV-Triell am Sonntagabend meist zurückgehalten, wenn Scholz und Laschet in den Zweikampf gingen. Fehlte es da etwa an Angriffslust?

In ihrer Sendung ging Anne Will dieser Frage nach: Göring-Eckardt erläuterte dort, dass es sie gewundert habe, dass Laschet das Thema Rechtsstaatlichkeit im Triell so sehr betont habe – schließlich sei NRW jüngst für eine umstrittene Räumungsaktion des Hambacher Forst im Jahr 2018 verurteilt worden. Warum Baerbock angesichts dieser Tatsache nicht in den Angriffsmodus gewechselt sei, wollte Will von ihr daraufhin wissen.

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Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-EckertBild: screenshot ard

Die Antwort fiel schwammig aus: Statt anzugreifen habe Baerbock, im Gegensatz zu den beiden Kanzlerkandidaten, einen klaren Vorschlag für die politische Zukunft gemacht, so Göring-Eckardt. Auf das, was man jetzt tun könne, komme es derzeit schließlich an.

Das waren die Strategien der drei Kandidaten

Wenig Kampfgeist bei der Grünen-Spitzenfrau sah neben Will jedoch auch Journalist Alexander. Baerbock habe sich bei Weitem nicht zu allen wichtigen Themen geäußert und stattdessen darauf gesetzt, ihr Kernklientel weiterhin anzusprechen, anstatt neue Wähler zu überzeugen. Auf den Punkt brachte der "Welt"-Journalist seinen Eindruck mit den Worten:

"Es war heute ganz klar erkennbar, dass Frau Baerbock diesen Kämpfen ausgewichen ist."

Zur Auftritts-Strategie von CDU-Spitzenmann Laschet erklärte Politikwissenschaftlerin Ursula Münch: Er habe wohl den Auftrag gehabt, mit Angriffsmut in das Triell zu gehen und sei dieser Anforderung gerecht geworden. Dabei habe er seinem Konkurrenten Scholz womöglich unbewusst einen Gefallen getan.

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Politikwissenschaftlerin Ursula Münch.Bild: screenshot ard

Der Grund: Laschet habe Scholz aus der Reserve gelockt, so Münch. "Der war ja richtig lebendig", fügte sie über den SPD-Kanzlerkandidaten hinzu.

Anders sah das Spahn: Laschet habe die Chance ergriffen, Scholz bei der Verantwortung zu packen, die er trage, erklärte der die Streitlust seines Parteichefs. Mit Blick auf die hitzige Diskussion zwischen den Kontrahenten fügte er außerdem hinzu, Scholz' Ohrenfarbe habe sich immer mehr der Farbe seiner roten Krawatte angenähert. Unrecht hatte er in diesem Punkt nicht…

Zahlen sprechen für sich

Doch wie schlug sich Laschets Angriffslust und das Auftreten der anderen beiden Kandidierenden im ARD-Triell in der Beliebtheit wieder? Bei Will verkündete WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni die Zahlen einer Umfrage, die das Institut Infratest dimap für die ARD unmittelbar nach dem Dreikampf durchgeführt hatte.

Das Ergebnis: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz liegt nach einer Zuschauerbefragung nach der zweiten großen Fernsehdebatte in der Kanzlerfrage weiter vorne. Wenn der oder die Kanzlerin in Deutschland direkt wählbar wäre, würden sich demnach 43 Prozent der Zuschauer für ihn entscheiden – und damit ebenso viele wie bei der ARD-Befragung vor dem TV-Triell vom Sonntagabend.

Auf Platz zwei und drei landeten mit jeweils 24 und 19 Prozent die Kanzlerkandidaten von Union und Grünen, Armin Laschet und Annalena Baerbock. Laschet konnte sich aber im Vergleich zur Befragung vor dem Triell um fünf Prozentpunkte verbessern. Baerbock konnte sechs Prozentpunkte hinzugewinnen.

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