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"Markus Lanz": Jürgen Trittin zieht bösen Christian-Lindner-Vergleich im ZDF

Jürgen Trittin findet klare Worte bei "Markus Lanz".
Jürgen Trittin findet klare Worte bei "Markus Lanz".Bild: ZDF screenshot
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"Markus Lanz": Jürgen Trittin zieht bösen Christian-Lindner-Vergleich

23.09.2021, 07:5723.09.2021, 12:05
Andrea Zschocher
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Die Koalitionsverhandlungen sind in vollem Gange und das, obwohl die Bundestagswahl noch gar nicht gelaufen ist. Aber Wünsche äußern, das geht ja eigentlich immer, egal wie wenig zielführend das am Ende ist. Immerhin, so Serap Güler von der CDU, hätten sich SPD und Grüne im Triell am Sonntag ja schon beinahe "Liebesbriefe" zugesteckt. Da könnte doch auch die Union schon mal ihre Fühler nach möglichen Bündnispartnern ausstrecken.

Bei "Markus Lanz" schielte die CDU-Frau jedenfalls auffällig in Richtung FDP und lobte die sehr gute Zusammenarbeit in der Landesregierung Nordrhein-Westfalens. All dieses Geschachere und Anbiedern ist nur wenig produktiv, denn erst mal sollte jede Partei versuchen, das für sich beste Ergebnis dabei rauszuholen. Denn ob Jamaika, Ampel, Kenia, R2G oder irgendeine andere Form der Bündnisbildung: Abgerechnet und anschließend koaliert wird am Schluss.

Alle halten sich alles offen

So richtig möchte im Vorfeld der Wahl natürlich niemand irgendwas ausschließen, dafür geht es einfach um zu viel. Jürgen Trittin, sonst eher nicht für Understatement bekannt, wies für seine Verhältnisse dann schon fast dezent darauf hin, dass die Wählenden doch mal überlegen sollten, ob ein Wechsel in der Regierungsverantwortung nicht an der Zeit sei. Aber das war auch 2017 schon ein Thema, wer erinnert sich nicht an die schier endlosen Verhandlungen mit FDP und Grünen, die am Ende dann doch platzten.

Trittin schießt gegen Christian Lindner

Jürgen Trittin scheint aber damals entdeckt zu haben, dass Christian Lindner als Finanzminister für ihn nicht die beste Wahl ist. Der FDP- Parteivorsitzende machte vor Kurzem ja deutlich, dass es für ihn nur den Posten des Finanzministers geben kann. Für dieses Amt, so Trittin, sei die Mindestanforderung, dass man die Grundrechenarten beherrschen muss, aber genau da sehe er bei Lindner noch "Nachholbedarf". Drastischer formulierte es der Grünen-Politiker in seinem Vergleich: Ein "Finanzminister Lindner ist Corona auf Dauer, was die Staatsfinanzen angeht".

Das ist doch immerhin mal eine Ansage, die über die von Lanz kritisierten "Kinderspielchen", die ihn in seiner eigenen Sendung so nerven würden, hinaus ging. Der Moderator beschwerte sich bei seinen Gästen über den inhaltsleeren Wahlkampf und hat damit natürlich Recht. Seine Sendung war an diesem Abend nur leider auch kein Leuchtturm, sondern eher Vergangenheitsbewältigung und ein tiefes Abtauchen in Migrations- und Integrationspolitik. Beides Themen, die im Wahlkampf in der Tat viel zu kurz kamen.

Integrationspolitik als Crashkurs

Natürlich könnte man den Gästen zugute halten, dass sie sich nun extensiv dazu ausließen – das Problem dabei war nur, dass sie die Zuschauenden nur leider überhaupt nicht abholten. Linda Teuteberg lächelte an mehreren Stellen bei diesem hochkomplexen Thema auf irritierende Art, die nicht zu den ernsten Aussagen passte, Serap Güler wollte vor allem um Verständnis werben, dass viele Probleme mit der heutigen Integrationspolitik aus der Vergangenheit kämen.

Serap Güler bei "Markus Lanz".
Serap Güler bei "Markus Lanz".Bild: ZDF screenshot

Während die FDP-Politikerin vor allem für die Migration von Fachkräften warb, wobei sie gleichzeitig das Wort "Abschiebung" vermeiden wollte, für alle, die aus vermeintlich sicheren Herkunftsländern kommen, erzählte Jürgen Trittin was vom "schwarzen Mann oder einem Pakistani", der in der Küche arbeiten und dem BIP seines Herkunftslandes helfen würde.

Integration und Push Backs

Lanz garnierte das Thema noch mit Schmankerln aus seinem Reporterleben in Russland, wo eine Frau ihm angeblich mal gesagt hatte, es sei einfacher, illegal nach Deutschland zu kommen, als legal. Daran hat sich bis heute wenig geändert, wie alle drei Politiker zugeben mussten. Gleichzeitig versuchte Lanz, Serap Güler immer wieder als Integrationserfolg zu framen. Ziemlich armselig, dass Güler in der Diskussion plötzlich nicht mehr als CDU-Frau gefragt war, sondern nur noch als gelungene Integrationsgeschichte. Immerhin wusste sie sich dagegen zur Wehr zu setzen, aber es wäre doch wünschenswert, dass sich "Ich bin die Stimme des Volkes"- Lanz hier mehr um journalistische Integrität bemüht.

Jürgen Trittin möchte zukünftig verschiedene Kontingente für Migrantinnen und Migranten zur Verfügung stellen, wie hoch die seien, müsse sich aus dem gesellschaftlichen Konsens ergeben. Außerdem sollten illegale Push Backs insbesondere an den Grenzen Griechenlands unterbunden werden. Linda Teuteberg machte sich stattdessen für legale Push Backs stark. Die Erläuterung, wie genau diese aussehen sollen, blieb sie schuldig.

Und dann auch noch die Frage nach den Steuern

Kurz vor Sendungsende ging es dann auch noch um die Frage, ob Deutschland ein Hochsteuerland sei, und Teuteberg war sich nicht zu schade, noch die Phrase von "so viel Verschuldung wie nötig, so wenig wie möglich" zu dreschen. Immerhin, mit der FDP in der Regierung, das versprach sie, solle es keine Steuererhöhungen geben. Die wünschen sich aber die Grünen, Jürgen Trittin insbesondere beim Vererbungsrecht. "Erben ist doch keine wirtschaftliche Tätigkeit", rief er erbost aus und forderte eine gerechtere Vermögensverteilung.

Teuteberg sprach sich gegen Steuererhöhungen aus.
Teuteberg sprach sich gegen Steuererhöhungen aus.Bild: ZDF screenshot

"Der Punkt ist verstanden", sagte Markus Lanz an einer Stelle in der Sendung, aber so ganz konnte er die Zuschauenden da wohl nicht abholen. Dafür war der Ritt durch Integrations- und Migrationsgesetze sowie das Streifen von Steuerrecht und Gülers Verhältnis zu Friedrich Merz ("Wir grüßen uns") einfach zu wirr. Der Sendung fehlte der rote Faden, der mehr bieten muss als Empörung und persönliche Erfahrungen. Wenn Wahlkampf auf den letzten Metern so aussieht, dann kann man einmal mehr froh sein, dass am Sonntag endlich alles vorbei ist.

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