Angesichts der Talfahrt der türkischen Lira hat Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Landsleute aufgerufen, ihre Dollar- und Euro-Guthaben in die heimische Währung umzutauschen. "Meine Brüder, die Dollars oder Euros unter ihren Kissen haben", wandte sich Erdogan am Samstag auf einer Wahlkampfveranstaltung in Erzurum im Osten an die Bevölkerung.
Vor einer Zinsanhebung durch die Zentralbank am Mittwoch hatte sie zur US-Währung ein Rekordtief von 4,929 Lira erreicht. Auch die Zinserhöhung brachte nur eine geringfügige Verbesserung gegenüber dem Rekordtief.
Erdogan hat bereits angekündigt, dass er nach den Parlaments- und Präsidentenwahlen am 24. Juni eine größere Kontrolle über die Geldpolitik ausüben will. Der Präsident, der sich erneut um sein dann mit weitaus größeren Machtbefugnissen ausgestattete Amt bewirbt, hat sich selbst zum "Gegner von Zinsen" erklärt.
In Lira wird fast alles teurer, und so gut wie jeder ist betroffen. Preise für Importwaren haben stark zugelegt, was viele Lebensbereiche betrifft: Die Türkei hat ein großes Handelsbilanzdefizit, sie führt also wesentlich mehr ein als aus.
Deutsche Touristen profitieren von der schwachen Währung: Wer Euro in der Tasche hat, für den sind die Preise wegen des Verfalls der Lira im Keller. Pensionszimmer sind im Juli auf einschlägigen Buchungsportalen schon ab 5 Euro zu haben, Fünf-Sterne-Hotels ab 69 Euro. Essen im Restaurant, Eintritte zu historischen Stätten, Ausflüge und Sportangebote: Wer Euro hat, kommt günstig weg.
(gam/Reuters/dpa)