Christoph Daum rät, die Aktion der beiden Nationalspieler nicht überzubewerten.Bild: dpa/Screenshot: Twitter/Montage: Watson
Fußball
So denkt Türkei-Kenner Christoph Daum über das Erdogan-Foto mit Özil und Gündogan
17.05.2018, 14:2217.05.2018, 14:22
Philip Seiler
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Das Foto von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sorgte für mächtig Wirbel. Christoph Daum nimmt die Nationalspieler in Schutz.
Erdogans Partei AKP veröffentlichte das Foto auf Twitter:
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Kein deutscher Trainer kennt den türkischen Fußball besser als er, keiner war erfolgreicher: Christoph Daum. Insgesamt fünf Engagements zwischen 1994 und 2014 hat der 64-Jährige hinter sich, mit den Klubs Besiktas und Fenerbahce Istanbul wurde er dreimal türkischer Meister und einmal Pokalsieger.
Daum: Spieler waren sich über "Auswirkungen nicht im Klaren"
Auf t-online.de nimmt Daum die beiden Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan nach ihrem umstrittenen Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Schutz:
"Viele Menschen sind sich oft nicht im Klaren, welche Auswirkungen solche Fotos haben können. Auf jeden Fall haben sie eine extrem hohe öffentliche Aufmerksamkeit erzielt und sorgen für eine generelle gesellschaftliche Diskussion."
Özil und Gündogan hatten Erdogan bei einem Termin in London Trikots ihrer Vereine überreicht und diese signiert. Erdogans Partei veröffentlichte die Bilder. Im Sport und in der Politik hatte das für große Verärgerung gesorgt. Den Spielern war Wahlkampf-Hilfe für den umstrittenen Politiker vorgeworfen worden.
Den Vorwurf der Wahlkampf-Hilfe teilt Daum nicht:
"Das Ausdrücken der Verbundenheit zu ihrem Ursprungsland wird in diesem Fall von vielen als eine Goutierung des türkischen Ministerpräsidenten interpretiert. Erdogan ist ein absoluter Fußballfan und für ihn sind solche Bilder normal. Nur durch die anstehende Wahl und die aktuellen Differenzen Deutschlands mit der Türkei werden diese Fotos in einen politischen Kontext gestellt."
Daum rät deshalb dazu, die Aktion nicht überzubewerten.
„Es wäre ratsam, das Thema zu versachlichen und als eine Geste des Miteinanders zu sehen. Ausgrenzung war noch nie die Lösung."
Großteil der Deutschen verurteilt die Aktion. Allerdings fordert Daum Özil und Gündogan auch dazu auf, sich ihrer Außenwirkung als deutsche Nationalspieler künftig bewusster zu sein.
"Trotzdem müssen sich die Spieler ihrer Vorbildfunktion im Klaren sein und auf die überzogenen Reaktionen angemessen reagieren"
Christoph Daum
Dieser Artikel ist ursprünglich bei t-online.de erschienen.
Viel war nicht nötig, um Deutschland wieder auf Militarismus zu polen. Politik, flankiert von Expert:innen und Medien, warnten sich durch die Bundesrepublik und siehe da: Das ZDF-Barometer schlägt aus, Dreiviertel der Bevölkerung ist für Aufrüstung. Die sonst notorisch uneinigen Deutschen finden offensichtlich zueinander, sobald es um Bleispritzen und Tarnfarben geht.