Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die skandinavischen Staaten dazu gebracht, ihre Neutralität aufzugeben. Finnland trat im April 2023 der Nato bei. Im März 2024 folgte dann Schweden.
Die Länder haben erkannt, dass der Krieg ein Umdenken in der Sicherheitspolitik erfordert. Jetzt bereiten sie auch ihre Bürger:innen auf das Worst-Case-Szenario vor: ein Krieg im eigenen Land.
Nordische Länder bereiten Bürger auf Worst-Case-Szenario vor
Laut dem britischen Nachrichtensender BBC verteilt die schwedische Regierung Flugblätter an die Einwohner:innen des Landes. Millionen Schwed:innen fanden demnach ein solches Exemplar am Montag im Briefkasten.
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In dem Papier gehe es darum, wie sich die Bevölkerung auf einen möglichen Krieg vorbereiten soll und was im Ernstfall zu tun wäre. Vor sechs Jahren habe die schwedische Regierung zuletzt eine solche Broschüre erstellt. Aufgrund der sich durch den Ukraine-Kriegs verschlechternden Sicherheitslage hat sie diese jetzt aktualisiert. Der Umfang soll jetzt doppelt so groß sein.
Auch im Nachbarland Finnland, das eine direkte Grenze mit Russland teilt, gebe es ein ähnliches Papier – allerdings rein online, um Steuergelder zu sparen. Norwegen setzte dem Bericht zufolge wie Schweden auf Papier und versendete insgesamt 2,2 Millionen Informationsbroschüren. Das entspricht einem Exemplar für jeden Haushalt im Land, wie ein Sprecher der norwegischen Katastrophenschutzbehörde bestätigte.
Survival-Informationen: Wie kommt man an Nahrung und Medikamente?
In den Informationsblättern der drei Länder gehe es um grundlegende Überlebens-Informationen. Enthalten seien etwa Details darüber, wie die Bürger:innen im Ernstfall an Nahrung und Medikamente kommen. Ebenfalls werde betont, dass die nordischen Länder im Kriegsfall zur "Selbstverteidigung" bereit seien.
"Sollte Schweden von einem anderen Land angegriffen werden, werden wir niemals aufgeben. Alle Informationen, die besagen, dass der Widerstand eingestellt werden soll, sind falsch", heißt es etwa in der schwedischen Broschüre.
Auch Deutschlands Nachbarland Dänemark habe laut der Notfallmanagement-Behörde E-Mails mit derartigen Informationen versandt: Die Bürger:innen bekamen eine Anleitung dafür, wie sie die ersten drei Tage nach Kriegsbeginn überstehen können.
In Deutschland gibt es zwar eine Broschüre des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. In dieser geht es aber hauptsächlich um die richtige Reaktion auf große Brände, Hochwasser, Unwetter, Stromausfall und die Freisetzung von Gefahrstoffen. Explizite Informationen für den Kriegsfall gibt es nicht.
Die nordischen Länder sehen sich regelmäßig Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgesetzt. Nachdem Finnland der Nato beigetreten war, drohte er etwa in einem Interview mit dem russischen Staatsfernsehen, dass das Land jetzt Probleme bekommen würde.
Ähnliche Drohungen sprach auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova, an Schweden aus. Es würde eine Antwort Russlands auf den Nato-Beitritt geben. Wie genau diese aussehen könnten, erläuterte sie allerdings nicht.
Selenskyj über die Krim und den Donbass: "Haben nicht die Kraft, sie zurückzuholen"
Seit über zweieinhalb Jahren setzt sich die Ukraine gegen Russlands Angriffskrieg zur Wehr. Doch bereits im Jahr 2014 hatte sich Russland die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt. Auch im Donbass, der die Oblaste Donezk und Luhansk umfasst, dauerte der Konflikt bis zur Invasion Russlands im Februar 2022 an.