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Neben Trump-Sieg und Ampel-Aus: Das passiert gerade an der Ukraine-Front

Ein russischer Soldat feuert eine Haubitze D-30 in der Region Kursk, in der Ukraine, ab.
Ein russischer Soldat feuert eine Haubitze D-30 in der Region Kursk, in der Ukraine, ab.bild / Sergey Bobylev
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Ukraine-Krieg: Russland visiert Pokrowsk an – "die Kämpfe werden blutig"

07.11.2024, 20:11
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Was für eine ereignisreiche Woche. Erst kehrt der verurteilte Sexualstraftäter Donald Trump ins Weiße Haus zurück, dann platzt auch noch die Ampel-Regierung. In diesen turbulenten Zeiten gerät der Krieg in der Ukraine schnell aus den Augen.

Was geschieht eigentlich gerade an der Front und welche Gebiete sind derzeit besonders schwer umkämpft?

"Die größten Geländegewinne verzeichnet Russland derzeit im Donbass in Richtung Pokrowsk sowie etwas südlicher an der Schwelle zur Saporischschja-Front, wo die Festung Wuhledar gefallen ist", ordnet Konfliktbeobachter Nikita Gerasimov von der Freien Universität Berlin ein.

ARCHIV - 15.02.2023, Ukraine, Pokrowsk: Ein Rettungsarbeiter räumt die Trümmer eines Wohnhauses weg, das durch eine Rakete zerstört wurde. (zu dpa: «Scholz lehnt Taurus-Lieferung erneut ab») Foto: Evg ...
Ein Rettungsarbeiter räumt die Trümmer eines Wohnhauses in Pokrowsk weg.Bild: AP / Evgeniy Maloletka

Bei Pokrowsk seien in den vergangenen Wochen ein Dutzend Ortschaften gefallen, führt er auf watson-Anfrage aus.

Pokrowsk wäre ein fataler Verlust für die Ukraine

Die Front nähert sich Pokrowsk – nach Donezk die wichtigste Agglomeration im Donbass. "Der Stellenwert dieser Stadt ist schwer zu überschätzen. Pokrowsk ist logistisch, militärisch und wirtschaftlich der wichtigste Knotenpunkt im ukrainisch kontrollierten Donbass", warnt Gerasimov.

Laut ihm befestigt die Ukraine die Stadt intensiv. "Die Kämpfe darum werden blutig. Sollte die Stadt fallen, wird der Rest vom Donbass für Kiew kaum mehr zu halten sein", prognostiziert Gerasimov.

Ukrainische Kriegsreporter:innen treffen ihm zufolge zum Teil noch pessimistischere Prognosen: "Dass mit Wegfall von Pokrowsk der Industriekern der Ukraine fallen würde." Sollte die Front danach eingefroren werden, hätte die Ukraine ihre Industriebasis verloren.

Lösungsansätze gäbe es zwei:

  1. Pokrowsk um jeden Preis halten
  2. Oder ein Waffenstillstand, bevor Pokrowsk fällt

Neben Pokrowsk- und Wuhledar-Abschnitten gibt es aber noch zwei weitere Gefechts-Hotspots in der Ukraine.

Kupjansk, die übersehene Stadt in der Ukraine

Laut Gerasimov wird Kupjansk in den Medien gern vergessen. In der Stadt im Osten der ukrainischen Oblast Charkiw hätten sich zuletzt aber ebenfalls deutliche Frontveränderungen gezeigt – zum Nachteil der Ukraine. "Russische Truppen erreichten an gleich mehreren Stellen den Fluss Oskil und versuchen Kupjansk in eine große Zange zu nehmen", sagt der Konfliktbeobachter.

30.11.2023, Ukraine, Kupjansk: Ein ukrainischer Soldat steht vor einem Unterstand in der Frontstadt in der Region Charkiw. Foto: Efrem Lukatsky/AP +++ dpa-Bildfunk +++
Ein ukrainischer Soldat steht vor einem Unterstand in der Frontstadt in Kupjansk.Bild: AP / Efrem Lukatsky

Aber auch in der Region Kursk leisten ukrainische Truppen erbitterten Widerstand, "um ihren Brückenkopf auf russischem Territorium zu halten", meint Gerasimov.

Laut Gerüchten könnte sich die Ukraine bald aus Kursk zurückziehen

Zugleich drohe das Ganze zu einem Selbstzweck zu werden. Wofür genau ukrainische Elitebrigaden den Kursk-Brückenkopf derart verlustreich noch halten, konnte zuletzt auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht überzeugend erklären.

Gerasimov meint dazu:

"Mit 'Druckmittel bei Verhandlungen' hat dies nichts mehr zu tun, weil keine Verhandlungen in Sicht stehen. Insgesamt droht den ukrainischen Streitkräften bei Kursk genau das zu passieren, wovor die Pessimisten gewarnt hatten – eine Aufreibung der kampfstärksten ukrainischen Verbände und der Verlust an großer Zahl westlicher Kampftechnik."

Im August gelang dem ukrainischen Militär ein strategischer Vorstoß auf russischem Gebiet. Expert:innen rätselten, was sich die Ukraine von dieser gefährlichen Kursk-Offensive erhoffe. Später erklärte der ukrainische Militär-Chef, Oleksandr Syrskyj, der Kreml hatte ebenfalls einen Angriff auf die Ukraine von der Region aus geplant. Man sei ihm demnach zuvor gekommen.

Zudem gehen Expert:innen davon aus, dass die Ukraine durch die Kursk-Offensive mehr Druckmittel gegen Russland habe. Doch zu welchem Preis?

Das zeigen laut Gerasimov die regelmäßigen Verluste etwa an deutschen "Leoparden" und britischen "Challenger 2" in der Region. "Im ukrainischen Internetsegment gehen die Gerüchte um, dass in den nächsten Wochen ein Rückzug aus Kursk und die anschließende Entlassung von Armeechef Syrskyj bevorstehen", führt er aus. Verifizieren lassen sich die Gerüchte nicht. Dem Experten zufolge zeigen sie aber deutlich, dass die ukrainische Kursk-Operation auch in der Ukraine "extrem kritisch" gesehen wird.

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Zur gleichen Zeit brechen für die Ukraine ungewisse Zeiten an, sobald Trump ins Weiße Haus einzieht. Das Trump-Team soll schon einen passenden Deal parat haben.

Angst vor Trump: Selenskyj rüttelt Europäer wach

Die Trump-Regierung will der Ukraine offenbar weiter Waffen liefern, wenn dafür eine Nato-Mitgliedschaft des angegriffenen Landes um mindestens 20 Jahre verschoben wird. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf drei Quellen aus Trumps engem Umfeld.

Kritiker:innen gehen auch davon aus, dass dieser "Deal" auf eine De-facto-Kapitulation der Ukraine hinauslaufen würde, bei der Kiew durch ausbleibende finanzielle US-Unterstützung zur Abgabe eines großen Teils des von Russland besetzten Territoriums gezwungen würde – so wie Putin es fordert.

Aus seiner Bewunderung für Putin hat Trump nie ein Geheimnis gemacht. Nach den Recherchen des Enthüllungsjournalisten Bob Woodward unterhält der 78-Jährige weiterhin persönliche Kontakte zum Kreml-Herrscher, ungeachtet des seit zweieinhalb Jahren andauernden Krieges gegen die Ukraine.

Selenskyj schlägt Alarm und wirft den Europäer:innen nach der US-Wahl Kuschen vor Putin vor.

Er beschuldigt die europäischen Partner nach dem Wahlsieg von Trump, die Ukraine zu Zugeständnissen gegenüber Russland zu drängen. Ohne Namen zu nennen, warnt er bei einem Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Budapest vor den Folgen.

Das wäre selbstmörderisch für Europa, sagt er. Man müsse auf das Konzept "Frieden durch Stärke" setzen. Es sei illusorisch, zu glauben, mit Zugeständnissen an Kremlchef Wladimir Putin einen gerechten Frieden erreichen zu können.

(Mit Material der afp/dpa)

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