Es gibt viele Branchen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind. Comedy ist eine davon. Doch die Zeiten, in denen über Frauen gelacht wird, statt mit ihnen, sind aber mal sowas von vorbei! Eine, die dafür sorgt, dass das so bleibt, ist Ingrid Wenzel. Sie möchte erreichen, dass Comedy-Shows mit geschlechtergerechten Lineups in ein paar Jahren zur Normalität gehören. Eigens dafür führt sie eine stets aktuelle Excel-Liste mit den Kontaktdaten ihrer Kolleginnen bei sich. "Nur falls jemand fragt", meint sie.
Witze, professionelle Witze. Doch wer denkt, dass das Leben als Stand-up-Comedian eines voller Leichtigkeit ist, das sich hauptsächlich um Lustiges und Komisches dreht, täuscht sich gewaltig. Über das Wetter macht Wenzel nämlich selten Scherze, eher geht es bei ihren Sets um die aktuelle gesellschaftliche Missstände. Klar, dass da über Sexismus, Feminismus und das Patriarchat gesprochen wird. Wie damals, als sie als DJane am Pult stand und von einem Mann gefragt wurde, wo denn der DJ sei. Das sind dann doch so Momente, die Wenzel keinen Spaß machen. Aber hört am besten selbst:
Man lacht darüber, aber es stimmt. Oder lacht man gerade darüber, WEIL es stimmt? Wie dem auch sei, der Beruf eines Comedians ist kein leichter. Der Mix aus späten Shows in Clubs, in denen das Publikum zum Alkohol trinken angehalten wird und aus wenig weiblichen Kolleginnen, die gegenseitig aufeinander Acht geben können, machen die Bühnen, auf denen Wenzel regelmäßig steht, nicht unbedingt zum sichersten Arbeitsplatz der Welt. Deswegen gründete Wenzel die Frauen- und LGBTQ-freundliche "Stand up for the Ladies"-Einrichtung in Hamburg und hat auch bei YouTube ihre Finger, beziehungsweise Worte im Spiel. Für den Kanal Comedy247 interviewt sie dort andere witzige Menschen. Manchmal auch zu ernsten Themen wie sexueller Gewalt.
Nicht erst seit Bekanntwerden von sexuellen Übergriffen einiger ihrer populären männlichen Kollegen Louis C.K. oder Bill Cosby, die das #MeToo-Movement maßgeblich beeinflussten, weiß Wenzel, wie hart die Branche sein kann. "Man braucht ein dickes Fell, und ich bestehe nur noch aus Fell", scherzte sie mit ernstem Unterton in einem Interview mit Refinery29.
Als wir Wenzel um ein Zitat für diese Strecke bitten, geht sie diese Aufgabe genau so an, wie jedes andere Projekt auch: mit Bedacht. Um die Macht von Worten muss sie niemand belehren. Das merkt man als Zuschauer ihrer Stand-up Shows gleichermaßen wie beim Lesen der Message, die sie ihrem jüngeren Ich geben möchte. Und da es im Ganzen so schön und stimmig ist, haben wir hier nichts weggekürzt: