31 Tage, 31 Frauen. Im Monat März werden wir anlässlich des "Women's History Month" bei watson jeden Tag eine bemerkenswerte Frau vorstellen. Tag 29: Stand-up-Comedian Ingrid Wenzel.
29.03.2019, 14:0603.04.2019, 14:17
Es gibt viele Branchen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind. Comedy ist eine davon. Doch die Zeiten, in denen über Frauen gelacht wird, statt mit ihnen, sind aber mal sowas von vorbei! Eine, die dafür sorgt, dass das so bleibt, ist Ingrid Wenzel. Sie möchte erreichen, dass Comedy-Shows mit geschlechtergerechten Lineups in ein paar Jahren zur Normalität gehören. Eigens dafür führt sie eine stets aktuelle Excel-Liste mit den Kontaktdaten ihrer Kolleginnen bei sich. "Nur falls jemand fragt", meint sie.
Was macht sie?
Witze, professionelle Witze. Doch wer denkt, dass das Leben als Stand-up-Comedian eines voller Leichtigkeit ist, das sich hauptsächlich um Lustiges und Komisches dreht, täuscht sich gewaltig. Über das Wetter macht Wenzel nämlich selten Scherze, eher geht es bei ihren Sets um die aktuelle gesellschaftliche Missstände. Klar, dass da über Sexismus, Feminismus und das Patriarchat gesprochen wird. Wie damals, als sie als DJane am Pult stand und von einem Mann gefragt wurde, wo denn der DJ sei. Das sind dann doch so Momente, die Wenzel keinen Spaß machen. Aber hört am besten selbst:
Ingrid Wenzel ist sich manchmal unsicher, ob sie gerade beleidigt oder angeflirtet wird ...
Man lacht darüber, aber es stimmt. Oder lacht man gerade darüber, WEIL es stimmt? Wie dem auch sei, der Beruf eines Comedians ist kein leichter. Der Mix aus späten Shows in Clubs, in denen das Publikum zum Alkohol trinken angehalten wird und aus wenig weiblichen Kolleginnen, die gegenseitig aufeinander Acht geben können, machen die Bühnen, auf denen Wenzel regelmäßig steht, nicht unbedingt zum sichersten Arbeitsplatz der Welt. Deswegen gründete Wenzel die Frauen- und LGBTQ-freundliche "Stand up for the Ladies"-Einrichtung in Hamburg und hat auch bei YouTube ihre Finger, beziehungsweise Worte im Spiel. Für den Kanal Comedy247 interviewt sie dort andere witzige Menschen. Manchmal auch zu ernsten Themen wie sexueller Gewalt.
Nicht erst seit Bekanntwerden von sexuellen Übergriffen einiger ihrer populären männlichen Kollegen Louis C.K. oder Bill Cosby, die das #MeToo-Movement maßgeblich beeinflussten, weiß Wenzel, wie hart die Branche sein kann. "Man braucht ein dickes Fell, und ich bestehe nur noch aus Fell", scherzte sie mit ernstem Unterton in einem Interview mit Refinery29.
Als wir Wenzel um ein Zitat für diese Strecke bitten, geht sie diese Aufgabe genau so an, wie jedes andere Projekt auch: mit Bedacht. Um die Macht von Worten muss sie niemand belehren. Das merkt man als Zuschauer ihrer Stand-up Shows gleichermaßen wie beim Lesen der Message, die sie ihrem jüngeren Ich geben möchte. Und da es im Ganzen so schön und stimmig ist, haben wir hier nichts weggekürzt:
Was würde sie ihrem jüngeren Ich raten?
"Finde heraus, was dich besonders macht und teile es mit der Welt. Je schwieriger es ist, dich in eine Schublade zu stecken, desto länger dauert es, bis dich Menschen verstehen. Hör nur auf den Rat von Leuten, deren Werke du schätzt. Suche die, die dich fordern und mögen und nicht nur dulden. Wenn du etwas nicht willst, sag nein. Begrenzung ist Freiheit. Wenn du etwas nicht verstehst, frag. Entschuldige dich nicht für jeden Kleinkram und mach dich nicht klein, denn du bist groß. Vergleich dich nur mit dir selber. Lies mehr Bücher von unterschiedlichen Menschen und hör zu. Sei immer gut zu dir und barmherzig mit allen, denn du weißt nicht, was sie gerade durchmachen. Die Ironie ist es, dass du das vorher nicht wissen kannst. Es macht Spaß, das alles selber langsam herauszufinden."
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Hier könnt ihr, sobald sie alle erschienen sind, alle Folgen nachlesen: