Gewerkschaften sind gegen das bedingungslose Grundeinkommen – und was meinst du?
30.04.2018, 06:3630.04.2018, 07:08
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Kostet Digitalisierung Arbeitsplätze? Und wenn, wie kann man
Verelendung verhindern, ohne Demütigungen wie bei Hartz IV zu
erzeugen? Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen jedenfalls nicht,
meinen die Gewerkschaften.
DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann
"Menschen mit einer Stillhalteprämie aufs Abstellgleis zu stellen, weil ihnen keine Perspektive in der Erwerbsarbeit angeboten werden kann, ist keine Lösung."
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Und weiter sagte der Gewerkschaftschef: "Der Ruf nach einem bedingungslosen Grundeinkommen ist eine absolute
Fehlorientierung."
Es sei auch unklar, wie das finanziert werden
könnte. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann erklärte seine ebenfalls
ablehnende Haltung in der "Heilbronner Stimme" damit, dass "Menschen nicht glücklich sind, wenn sie daheim sitzen und
alimentiert werden."
Das bedingungslose Grundeinkommen
Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist eine staatliche Leistung, die jeder unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage und ohne Gegenleistung erhält und die ein einigermaßen auskömmliches Leben sichern soll. Sie wird von Politikern verschiedener Parteien gefordert. Nicht zu verwechseln ist sie mit dem solidarischen Grundeinkommen, das Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) vorgeschlagen hat und bei dem Leistungsempfänger gemeinnützige Arbeiten verrichten sollen.
Hoffmann sagte, es sei eine offene Frage, ob die Digitalisierung
traditionelle Jobs vernichte, ohne dass in gleichem Maße andere
entstehen würden. "Schon in den 70er-Jahren hieß es, Roboter und
technologischer Fortschritt machen arbeitslos." Das sei jedoch kein
Automatismus.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW),
Marcel Fratzscher, sagte jedoch: "Gerade gut bezahlte Industrie- und
Bürojobs der Mittelschicht sind gefährdet."
In einem Beitrag für den
Berliner "Tagesspiegel" schrieb er, nur mit mehr
Flexibilität und lebenslanger Weiterbildung könnten die Betroffenen
dem begegnen. "Es muss mehr Geld in die Weiterbildung fließen",
forderte Fratzscher. Er schlug vor, dass für jeden Volljährigen
20.000 Euro bereitgestellt würden, mit denen im Laufe des
Berufslebens Weiterbildungen, Umschulungen, aber auch familiäre
Pflegezeiten bezahlt werden könnten.
Auch der Verdi-Chef bezieht Stellung
Verdi-Chef Frank Bsirske forderte die Koalition auf, die Bildung von
Betriebsräten in sogenannten Plattform-Unternehmen zu erleichtern.
Das sind Firmen, die auf digitalem Wege andere Anbieter mit Kunden
zusammenbringen, etwa auch Lieferdienste. Dort sollte für befristet
beschäftigte Betriebsratsmitglieder die Befristung für die Dauer der
Tätigkeit als Arbeitnehmervertreter ausgesetzt werden, verlangte
Bsirske in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".
Bsirske sagte, es gebe entsprechende Gesetzentwürfe von Grünen und
Linken, und man sei auch mit den Regierungsfraktionen im Gespräch. "Ich denke, dass es auch in der Bundesregierung einen Nerv dafür
geben sollte, die Sicherheit für solche Beschäftigten zu verbessern.
Ich bin gar nicht so pessimistisch."
Das Grundeinkommen hat derzeit einen schwierigen Stand: