Linken Fraktionschef Dietmar Bartsch will an Deutschlands Wirtschafts-Baby ran: den Export. Bild: dpa / Kay Nietfeld
Deutschland
Seit Tagen dreht sich alles um Gasknappheit, Gasumlage und zuletzt um das Abkommen mit Kanada für eine verstärkte Wasserstoffwirtschaft. Die Energiekrise ist im vollen Gange und die Angst vor den kalten Monaten steigt. Während die Bundesrepublik über das Gas diskutiert, rückt die Stromversorgung beinahe in den Hintergrund.
Dabei warnt ein Energieexperte:
"Ich erwarte beim Strom eine Preisexplosion", verkündet der Energieexperte Udo Sieverding gegenüber "Utopia". Ihm zufolge geben die derzeitigen Preise an der Strombörse Anlass zur Sorge. "Bei Neukundentarifen spiegelt sich das bereits wider in Höhe von mehr als 50 Cent pro Kilowattstunde. Die Bestandskundentarife werden sich in den nächsten Monaten in diese Richtung bewegen."
Energieexperte warnt vor explodierenden Stromkosten.Bild: IMAGO/aal.photo
Weiter warnt Sieverding, dass nicht alle Haushalte die gestiegenen Energiekosten bezahlen können. Auch erneute Insolvenzen bei Stromanbietern schließt der Experte nicht aus.
Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht.
Dem Energieexperten zufolge droht nach derzeitigen Einschätzungen nämlich keine Stromknappheit.
Er sagt:
"Die Stromversorgung ist aus meiner Sicht sicher, das höre ich auch von der Bundesnetzagentur und den Netzbetreibern. Die Branche rechnet nicht mit ernsthaften Versorgungsproblemen, auch weil zusätzliche Kapazitäten von Kohlekraftwerken reaktiviert wurden."
Doch der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch sieht das offenbar anders.
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch fordert Aussetzung der deutschen Stromexporte.Bild: imago images / imago images
Er hat angesichts der explodierenden Energiepreise nun eine Aussetzung deutscher Stromexporte in Nachbarländer gefordert.
Dietmar Bartsch: Frankreich hat Energiewende verschleppt
"Wir brauchen ein Moratorium auf Stromexporte aus Deutschland ins europäische Ausland", sagte Bartsch der "Augsburger Allgemeinen" am Freitag. Es sei den Bürgerinnen und Bürgern kaum zu erklären, "warum hierzulande der Sparzwang und explodierende Preise gelten sollen, wenn gleichzeitig in Größenordnungen Strom exportiert wird".
Es sei absurd, wenn Länder wie Frankreich "erst die Energiewende verschleppen, dann die Verbraucherinnen und Verbraucher hierzulande die Zeche zahlen, während gleichzeitig die Strompreise in Deutschland EU-weit die höchsten sind" fuhr Bartsch fort. Dass für den Stromexport auch Gas genutzt werde, sei "nicht vermittelbar".
Zudem gibt es momentan ein Ungleichgewicht: Frankreich kauft von Deutschland gerade deutlich mehr Strom ein. Aber warum?
Cattenom: Das Atomkraftwerk nahe der deutschen Grenze ist für seine Fehleranfälligkeit bekannt.Bild: imago images / CHROMORANGE
Stromimporte nach Frankreich deutlich höher
Frankreich und Deutschland importieren zwar beide Strom voneinander. Seit einigen Monaten aber sind die Stromimporte nach Frankreich deutlich gewachsen und liegen deutlich über den französischen Exporten nach Deutschland. Grund für den gestiegenen französischen Strombedarf ist, dass mehr als die Hälfte der 56 französischen Atomkraftwerke derzeit außer Betrieb ist.
"Strom muss vom Luxus- wieder zum Allgemeingut werden."
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch
Dietmar Batsch forderte zudem eine Senkung der Steuer auf Strom. "Strom muss vom Luxus- wieder zum Allgemeingut werden", sagt er. Daher müsse die Stromsteuer auf das Mindestmaß reduziert werden.
(akh / mit Material von dpa/afp)
In der SPD tobt derzeit die K-Frage, die Diskussion über den nächsten Kanzlerkandidaten. Kanzler Olaf Scholz zeigt sich entschlossen, erneut anzutreten. Doch die Umfragen sprechen eine andere Sprache, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.