Deutschland
05.04.2018, 06:2926.04.2018, 11:54
- Von dem Facebook -Datenskandal um Cambridge Analytica könnten rund 310 000 Nutzer aus Deutschland betroffen sein.
- Weltweit könnten Informationen von bis zu 87 Millionen Mitgliedern unrechtmässig zu der Analyse-Firma gelangt sein, teilte das Online-Netzwerk am Mittwoch mit.
- Der Datenskandal könnte damit noch deutlich grösser sein als bisher angenommen.
Das Unternehmen Cambridge Analytica erklärte unterdessen, man habe
von einem App-Entwickler nur Datensätze zu 30 Millionen Nutzern
erhalten.
Bei dem Datenskandal hatte der Entwickler einer Umfrage-App Informationen von Nutzern an die Analysefirma Cambridge Analytica weitergereicht, die unter anderem für das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump gearbeitet hatte. Dabei geht es nicht nur um die Daten der Umfrage-Teilnehmer, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde. Das erklärt die hohe Zahl der betroffenen Nutzer.
An der Umfrage hätten sich lediglich 65 Nutzer aus Deutschland
beteiligt, wie Facebook auf Anfrage erklärte. Über die Erfassung der
Informationen von Freunden - auch durch Verbindungen zu Nutzern in
anderen Ländern - könnten bis zu 309 815 Facebook-Mitglieder aus
Deutschland betroffen sein.
Das sei die von Facebook errechnete maximale Zahl möglicher
Betroffener - das gilt auch für die weltweite Schätzung von bis zu 87
Millionen Nutzern. Zuvor war in Medienberichten stets von insgesamt
rund 50 Millionen betroffenen Nutzern die Rede.
Facebook selbst
sprach bisher von "Dutzenden Millionen" Mitgliedern. Der
Daten-Missbrauch soll den aktualisierten Angaben zufolge vor allem
Nutzer in den USA betreffen.
Cambridge Analytica wehrt sich gegen Vorwürfe
Cambridge Analytica betonte, man habe die Facebook-Datensätze
nicht im US-Wahlkampf eingesetzt. Die Firma half der Trump-Kampagne
unter anderem, gezielt Werbung bei Facebook zu platzieren, die seine
Anhänger mobilisieren und die Befürworter der Gegenkandidatin Hillary
Clinton entmutigen sollte.
Facebook wusste seit 2015 von dem Datenmissbrauch, gab sich aber
mit der Zusicherung der Firma zufrieden, dass die Daten gelöscht
worden seien. Die Nutzer wurden damals nicht informiert, was Facebook
inzwischen als Fehler bezeichnet und nachholen will.
Zuckerberg
betonte, dass die Software-Schnittstellen, die einer Umfrage-App
einen so breiten Zugriff auf Nutzerdaten überhaupt möglich machten,
bereits 2014 dichtgemacht worden seien.
Am Mittwoch zeigte sich Zuckerberg erneut selbstkritisch.
Facebook habe nicht genug unternommen, um seine Nutzer zu schützen,
bekräftigte er.
"Das war unser Fehler, das war mein Fehler."
Mark Zuckerberg
Zuvor
kündigte Facebook weitere Einschränkungen für den Zugang von
App-Entwicklern zu Nutzerdaten an. Dazu gehören etwa der Zugang zu
Terminen und öffentlich verfügbaren Informationen der Nutzer.
Für die
Mitglieder wird es zudem einfacher, Facebook-Apps zu entfernen.
Zuckerberg wird am 11. April zu dem Thema im US-Kongress
aussagen. Diese Anhörung biete eine wichtige Möglichkeit, Licht in
das Dunkel um private Nutzerdaten zu bringen, hiess es am Mittwoch in
Washington in einer Mitteilung aus dem Ausschuss für Energie und
Handel.
Man wolle wissen, wie Facebook mit diesen Daten umgehe,
erklärten die Abgeordneten Greg Walden und Frank Pallone. Facebook
und Zuckerberg persönlich stehen wegen des Datenskandals unter
enormem internationalem Druck.
(pb/dpa)