Alle wissen es, aber irgendwie hat sich immer noch kaum etwas bewegt: Frauen bekommen in Deutschland im Schnitt weniger Geld als Männer – für die gleiche Arbeit.
Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, hat die Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" zusammen mit der Werbeagentur Jung von Matt ein Gender-Salary-Experiment in Berlin, Hamburg und Königstein durchgeführt.
Dabei bewarben sich drei Transgender zweimal auf genau denselben Job – einmal als Mann, einmal als Frau. Der selbe Mensch, der selbe Posten, ein bitteres Ergebnis: Sobald die Bewerber lange Haare und Kleid trugen, wurde ihnen weniger Geld angeboten, als in Männer-Optik.
Die Unterschiede im angebotenen Jahresgehalt reichten von 1200 Euro bis hin zu satten 12.471 Euro.
Stephanie Sendel, die mit an der Kampagne arbeitete, sagte zu watson: "Das Experiment soll die Statistik anfassbar machen." Die Aktion war gedacht, um "aufzuzeigen, dass die Ungleichbehandlung bereits im Bewerbungsgespräch ihren Ursprung findet."
Kritiker auf Youtube finden allerdings, dass das Experiment nichts beweist, da die Lebensläufe nicht identisch gewesen seien. Nur zu einem der Transgender-Bewerber durfte der Lebenslauf veröffentlicht werden, die anderen beiden seien aus "Datenschutzgründen" nicht einsehbar, so Sendel auf Anfrage.
Das Thema bleibt: Frauen verdienen in Deutschland laut Bundesstatistik immer noch 21 Prozent weniger als Männer.
Diese Zahl ergibt sich auch dadurch, dass Frauen häufiger Teilzeit arbeiten oder sich für schlechter bezahlte Branchen entscheiden. Warum das so ist, hat das Familienministerium in einem Bericht erörtert.
Dessen Fazit: Spätestens, wenn Kinder kommen, springen die meisten Partnerschaften zurück in traditionelle Rollen – und das wirkt sich auf dem Konto aus. "Der Rollenwandel hat überwiegend in der Einstellung stattgefunden, kaum aber im praktischen Verhalten", heißt es zusammenfassend.
Doch selbst wenn die 21 Prozent Gehaltsunterschied durch Faktoren wie Arbeitszeit und Qualifikation bereinigt würden, bekämen Frauen für denselben Job und dieselbe Arbeitszeit 6 Prozent weniger Gehalt (so die letzten Erhebungen des Statistischen Bundesamts).
Damit hinkt Deutschland seinen Nachbarländern hinterher. Nur in Estonien und Tschechien ist die sogenannte "Gender Pay Gap" im europäischen Vergleich noch tiefer.