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Gepanschte Krebsmedikamente: Apotheker muss für 12 Jahre in Haft

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Apotheker muss wegen gepanschter Krebsmedikamente für 12 Jahre in Haft

06.07.2018, 11:2806.07.2018, 13:00
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Im Medizinskandal um massenhaft gepanschte Krebsmedikamente hat das Landgericht Essen einen Apotheker zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Die Richter stellten in ihrem Urteil am Freitag fest, dass in der Apotheke des 48-Jährigen aus Bottrop Infusionslösungen getreckt, bei den Krankenkassen aber voll abgerechnet wurden. Im Urteil ist von mehr als 14.000 Medikamenten die Rede, die in ihrer Qualität "nicht unerheblich" gemindert waren.

Die Richter verhängten außerdem ein lebenslanges Berufsverbot. Der Angeklagte selbst hatte sich im Prozess nicht zu den Vorwürfen geäußert. Seine Verteidiger hatten einen Freispruch beantragt.

Peter B. vor Gericht.
Peter B. vor Gericht.Bild: dpa

Medikamenten-Panschen für ein Luxusleben

Die Staatsanwaltschaft hatte dreizehneinhalb Jahre Haft gefordert. Sie war überzeugt, dass Peter S. jahrelang lebenswichtige Krebsmedikamente streckte, um seinen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren. Der 48-Jährige habe sich auf Kosten von Menschen bereichert, die um ihr Leben bangten, hatte Staatsanwalt Rudolf Jakubowski in seinem Plädoyer argumentiert. 

"Und das zur Fortsetzung seines luxuriösen Lebensstils – zum Beispiel zum Bau einer Villa mit Wasserrutsche."
Staatsanwalt Rudolf Jakubowski

Der Apotheker wurde am Tag der Urteilsverkündung 48 Jahre alt. Seine Verteidiger hatten die Indizienkette insgesamt angezweifelt und einen Freispruch verlangt. Der Angeklagte selbst äußerte sich im Prozess nicht zu den Vorwürfen.

Demonstranten hielten am 15. November 2017 in Bottrop eine Liste mit den Namen von über 4000 mutmaßlich Geschädigten in den Händen.
Demonstranten hielten am 15. November 2017 in Bottrop eine Liste mit den Namen von über 4000 mutmaßlich Geschädigten in den Händen.Bild: dpa

Opfer kritisieren mangelnde Aufklärung

Opfer und Hinterbliebene kritisierten, dass wichtige Fragen in dem Verfahren am Landgericht Essen offengeblieben seien. Vor allem konnte nicht geklärt werden, wie viele Patienten unterdosierte Medikamente bekamen. Anfänglich war die Staatsanwaltschaft von mehr als 1000 betroffenen Patienten ausgegangen.

Der Medikamentenskandal war von zwei Mitarbeitern des Apothekers aufgedeckt worden. Für ihre Enthüllungen wurden sie Ende 2017 mit dem Deutschen Whistleblower-Preis ausgezeichnet.

(fh/dpa)