Mal eines vorweg: Barbara Schöneberger ist ein Medienprofi. Seit 20 Jahren ist sie jetzt schon als Moderatorin und Sängerin im deutschen Fernsehen unterwegs.
Vor kurzem hat die 44-Jährige der "Welt am Sonntag" ein Interview gegeben, in dem sie unter anderem über die #metoo-Bewegung und sexuelle Belästigungen in der Film- und Fernsehindustrie sprach.
Auf die Frage, ob Schöneberger je unangenehme Erfahrungen mit Kollegen aus der Fernsehbranche gemacht habe, antwortet die TV-Moderatorin:
Die Welt am Sonntag fragt weiter: "Bei Dieter Wedel?"
Schöneberger ist Entertainerin, macht oft Witze. Leider ist diese Bemerkung mal so gar nicht lustig.
Denn zu denken, ein Klaps auf den Po oder Belästigungen seien ja irgendwie auch eine Art Aufmerksamkeit, existiert in weiten Teilen der Gesellschaft. Und anscheinend auch bei Barbara Schöneberger.
Attraktivität ist keine Skala, die eine Wahrscheinlichkeit von Übergriffen misst. Opfer von Gewalt kann jeder werden.
Und: Machtmissbrauch und Belästigungen jeglicher Art sind kein Ausdruck von Männern, die Frauen attraktiv finden oder eine Flirttechnik.
Die eigene, vermeintliche "Fuckability" ist kein Indikator dafür, wie wahrscheinlich es ist, missbraucht oder belästigt zu werden.
Da ist es auch egal, ob die eigenen Oberschenkel mittlerweile "schlaffer werden", wie Schöneberger im Interview vermeintlich selbstbewusst betont. Sie sei eben keine "süße, sexy Maus mehr", die "mit kurzen Röcken durchs Programm stiefelt."
Letzeres ist übrigens ein Satz, den man so sonst eher von Männern gewohnt ist, die sich über ihren eigenen Sexismus wahrscheinlich nicht im Klaren sind.
Schöneberger verharmlost und bagatellisiert mit solchen Statements Straftatbestände. Das Trauma zahlreicher Überlebende/n von (sexualisierter) Gewalt. Außerdem konterkariert sie den Kampf unzähliger Frauen weltweit, gegen die bestehenden Machtstrukturen vorzugehen.
Auch, dass sie Wedel seine prominente Rolle in der Film- und Fernsehlandschaft abspricht, mindert die gegen ihn erhobenen Vorwürfe kein bisschen.
Oder sind die Aussagen von Betroffenen für sie weniger ernst zu nehmen, nur weil Wedel womöglich nicht den gleichen beruflichen Erfolg wie Weinstein hatte?
Inmitten der #metoo-Debatten findet sie:
Und da liegt sie eben falsch. Es wird noch nicht genug auf alles geachtet. Und schon gar nicht auf Frauen.
Bei ihren Statements fehlt die Solidarität mit Betroffenen, auch wenn die Moderatorin selbst nicht betroffen ist. Schönebergers Interview-Aussagen wirken wie eine abwinkende Geste, nach dem Motto: "Ach, komm schon Mäuschen, das ist doch alles gar nicht so schlimm."
Derweil macht die Entertainerin mit solchen und ähnlichen Aussagen Witze für ewiggestrige Männer: Schenkelklopfer, die in einer "Ich-nehme-nichts-ernst-auch-mich-nicht"-Verpackung daherkommen.
Vielleicht nicht. Manche Haltungen in uns sind derartig internalisiert (zum Beispiel, dass männliche Aufmerksamkeit die eigene Person aufwertet), dass man gar nicht merkt, wie sehr es an manchen Stellen der Gesellschaft krankt.
Schöneberger ist aber eben auch Herausgeberin einer nach ihr benannten Frauenzeitschrift. Und da bleibt nur zu hoffen, dass sie ihren Leserinnen und Lesern andere Werte vermittelt.
Dass sie sich bisher nicht zur #metoo-Debatte geäußert habe, läge übrigens daran, dass sie zu emotional werde und "den Menschen, die wirklich unter sexueller Gewalt leiden", nicht gerecht werde, so die Schauspielerin.
Sie sei selbstbestimmt und damit "irgendwie auch feministisch", findet Schöneberger.
Als Feministin würde sich die Fernsehmoderatorin aber nicht bezeichnen. Denn die seien "viel durchdachter" als sie.
Ganz ehrlich: Damit könnte sie Recht haben.