Sahra Wagenknecht geht in die Partei-Offensive. Ob sie damit erfolgreich sein wird, bleibt allerdings fraglich.Bild: dpa / Wolfgang Kumm
Deutschland
Der Plan von Sahra Wagenknecht kam mit einem Knall, wenn auch nicht unerwartet. Monatelang hatte die Gerüchteküche gebrodelt. Die Politikerin tritt aus der Linkspartei aus und will eine eigene, neue Partei gründen. Mehrere Verbündete aus der Linken hat sie sich dafür an die Seite geholt, unter anderem die frühere Fraktionsvorsitzende der Linken, Amira Mohamed Ali.
Sahra Wagenknecht hat am Montag offiziell bestätigt, eine eigene Partei gründen zu wollen. Bild: imago images / Kern / Future Image / wagenknecht
In Berlin stellte Wagenknecht ihr Projekt "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) vor. Bis Anfang nächsten Jahres will sie eine neue Partei auf den Weg zu bringen, die dann sogar bei der Europawahl 2024 erstmals antreten soll. Der Gründer und Geschäftsführer von Forsa, Manfred Güllner, aber hat eine klare Meinung zu den Erfolgschancen der Wagenknecht-Partei.
Forsa-Chef rechnet Wagenknecht-Partei keine großen Chancen aus
Im Podcast "The Pioneer Briefing" wird der Chef des Meinungsforschungsinstituts nach seiner Einschätzung gefragt. Manfred Güllner fackelt hier nicht lange: "Es ist auf jeden Fall nicht so chancenreich, wie manche Zahlen es vermuten lassen." Damit meint er beispielsweise Daten vom Wochenende, wonach ein großer Teil der Befragten sich vorstellen könnte, die Wagenknecht-Partei zu wählen.
Das Meinungsforschungsinstitut INSA hatte im Auftrag der "Bild am Sonntag" 1002 Personen befragt, von denen 12,5 Prozent ihr Kreuzchen bei der neuen Wagenknecht-Partei geben würden.
"Das darf man keinesfalls als Wählerpotenzial interpretieren", sagt der Forsa-Chef. Auf die Frage, ob sie eine Partei wählen würden, gäben die Befragten gerne zu vorschnell ihre Zustimmung. Dies sei auch bei den Sarrazin-, Guttenberg- oder Merz-Parteien der Fall gewesen. Güllner interpretiert dies eher als "ein Indikator für den Unmut über andere Parteien".
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Am Dienstag veröffentlichte RTL/ntv den durch Forsa durchgeführten Trendbarometer. Demnach stößt die angedachte Partei von Sahra Wagenknecht nur auf wenig Interesse: Nur wenige, drei Prozent der Wahlberechtigten, würden "auf jeden Fall" die Partei wählen. 17 Prozent gaben bei der Frage ein "Vielleicht" an. Für 74 Prozent käme ein Kreuz für eine von Wagenknecht geführte Partei sogar gar nicht infrage.
Forsa-Chef Güllner erklärt ohne Umschweife, was er von Wagenknechts Vorhaben hält.Bild: dpa / Christoph Soeder
Forsa-Chef Güllner fällt vernichtendes Urteil über Wagenknecht
Auf die Frage, ob nicht mehr für eine "relativ unscharfe" Partei ohne klares rechtes oder linkes Profil zu holen sei, führt Forsa-Chef Güllner weiter aus: "Wo sollen denn die Wähler herkommen? Ein paar kommen sicherlich von der Linkspartei." Die neue Partei sei ein Todesstoß für die Linken. Davon könnte jedoch auch die SPD profitieren.
Ansonsten rechnet er mit wenig Zustrom: "Vielleicht kommen auch noch ein paar Unzufriedene von den anderen Parteien." Nach Meinung Güllners sei es aber unwahrscheinlich, dass etwa AfD-Wähler:innen nun auf die Wagenknecht-Partei umschwenken:
"Die gehen doch jetzt nicht plötzlich weg, nachdem sie sich dazu durchgerungen haben, aus Unmut über die anderen Parteien der AfD die Stimme zu geben."
Güllner feuert gegen Wagenknecht: Energie lieber in neues Buch stecken
Wagenknecht sei zudem keine "Politikone". In allen seriösen Rankings rangiere die Ex-Linke im unteren Bereich. "Wagenknecht lag immer nur knapp über den politischen Akteuren der AfD. Sie ist kein Wählermagnet, so eloquent sie auch auftritt." Das müsse man nüchtern betrachten.
Im Parteienspektrum hat die 54-Jährige nach Meinung des Forsa-Chefs also keine Chance, sich fest zu verankern. Er gibt der Politikerin einen Ratschlag mit auf den Weg: "Die Energie sollte sie in der Tat lieber in ein neues Buch stecken, da ist sie vielleicht erfolgreicher damit."
Boris Pistorius (SPD) ist seit Januar 2023 Bundesverteidigungsminister unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Er gilt als einer der beliebtesten Politiker Deutschlands.