Die Grüne Jugend hat seit dem Wochenende ein neues Spitzenduo: Katharina Stolla (l.) und Svenja Appuhn.Bild: Grüne Jugend / Elias Keilhauer
Deutschland
Am Wochenende wurde die Spitze der Grünen Jugend (GJ) neu gewählt. 86,5 Prozent der abgegebenen Stimmen fielen auf Svenja Appuhn, Katharina Stolla wurde mit 93 Prozent gewählt. Ab sofort werden die beiden 25-Jährigen die Gesichter des Grünen-nahen Jugendverbands sein.
Und haben damit Timon Dzienus und Sarah-Lee Heinrich abgelöst. Die Fußstapfen, in die Svenja und Katharina treten, sind groß. Sarah-Lee Heinrich und Timon Dzienus waren im Diskurs präsent. Saßen in Talkshows von Markus Lanz oder Maybritt Illner. Sahen sich als linke Opposition zur Ampel – obwohl ihre Mutterpartei, die Grünen, Teil des Bündnisses sind. Bei ihrer Verabschiedung gab es Standing Ovations.
Der Grünen Jugend lag am Wochenende unter anderem ein Dringlichkeitsantrag des Bundesvorstandes vor: "Solidarität mit Israel – Islamismus und Antisemitismus stoppen!" Soweit so berechtigt. Die Rede der neugewählten Svenja Appuhn dazu passte jedoch nicht jedem.
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Grüne Jugend zeigt sich solidarisch mit Zivilbevölkerung in Israel und Gaza
Mit dem Antrag sollte, wie der Name vermuten lässt, beschlossen werden, auf der Seite Israels zu stehen. "Dieser brutale Terror [durch die Hamas, Anm. d. Red.] ist durch nichts zu rechtfertigen", schreibt die Grüne Jugend in ihrem Dringlichkeitsantrag unter anderem. 15 Änderungsanträge gab es dazu am Sonntag.
Svenja Appuhn brachte in einem dieser Anträge den Absatz ein, ebenfalls Solidarität mit der Zivilbevölkerung in Gaza zu bekunden. So wurde der Antrag schließlich auch beschlossen. "Wir sind solidarisch mit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, die seit Jahren unter der grausamen Terrorherrschaft der Hamas leiden muss und gerade jetzt instrumentalisiert wird", steht nun unter anderem im beschlossenen Dringlichkeitsantrag.
Die neugewählte GJ-Chefin begründete ihren Änderungsantrag mit den Worten: "Wir leiden mit der Zivilbevölkerung in Gaza ganz genauso wie mit der Zivilbevölkerung in Israel. Unsere Solidarität ist kein Kuchen, den man aufteilen muss!"
Solidaritätsbekundung der Grünen Jugend verleitet zu Missinterpretation
Dass sich die Grüne Jugend gleichermaßen mit der Zivilbevölkerung in Gaza und Israel solidarisch zeigt, missinterpretierte Jan Schäfer, Mitglied der "Bild"-Chefredaktion für das Ressort Politik und Wirtschaft, wohl. Schließlich heißt der Dringlichkeitsantrag der GJ "Solidarität mit Israel" – dem lediglich eine Solidaritätsbekundung mit der Zivilbevölkerung in Gaza in einem Absatz hinzugefügt wurde.
Schäfer schreibt auf X, ehemals Twitter, dazu: "Bei der Grünen Jugend denkt man zuerst an Gaza, dann an Israel. Verdrehter wird es nicht mehr …". Mit "Gaza" meint Schäfer in diesem Fall indirekt die Terrororganisation Hamas. Dass der "Bild"-Journalist da selbst etwas verdreht, ist ihm wohl nicht bewusst.
Spätestens die deutlichen Kommentare unter seinem Post sollten ihn allerdings darauf aufmerksam machen. So schreibt ein User: "Bei der BILD denkt man gar nicht, sondern hetzt nur." Ein anderer schlägt in dieselbe Kerbe: "Nun. Anders als in Ihrem Büro wird da wenigstens überhaupt noch gedacht. Man kann sicherlich noch erbärmlicher versuchen, Stimmung gegen die Grünen zu machen – ich wüsste allerdings nicht, wie."
Ein weiterer Nutzer macht Schäfer auf das Ursprungszitat aufmerksam: "'… Gaza ganz genauso wie mit der Zivilbevölkerung in Israel.' → Wo sehen sie hier eine Präferenz?"
Auch Svenja Appuhn selbst stellt auf ihrem X-Account klar: "Das Zitat stammt aus meiner Einbringungsrede zu unserem Antrag 'Solidarität mit Israel!' – blöd, dass das nicht in ihre Erzählung passt". Und fügt hinzu: "Was sind Sie eigentlich für ein empathieloser Mensch, das Leid von Zivilbevölkerung gegeneinander auszuspielen?"
Den eindeutig unterstützenden Reaktionen nach zu urteilen, sollte das Thema für die Grüne Jugend damit auch vom Tisch sein.
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