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USA: 7 Bücher, die aus kuriosen Gründen verboten wurden

September 26, 2022: A selection of banned and challenged books are seen on a table as members of City Lit Theater Company read excerpts from them during Banned Books Week 2022, at the Lincoln Belmont  ...
Konservative und Rechte in den USA wollen zunehmend bestimmte Bücher verbannen.Bild: IMAGO/ZUMA Wire / Chris Sweda
Analyse

USA: 7 Bücher, die aus kuriosen Gründen verboten wurden

07.03.2023, 19:23
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Der Kulturkampf ist in den USA in vollem Gange. Immer mehr Bücher verschwinden aus den Bibliotheken in den USA. Vor allem an Schulen und Universitäten.

"Die Zahl der Buchverbote hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen", sagt Bibliothekar Ron Titus im Gespräch mit watson. Er arbeitet an der Marshall Universität im Bundesstaat West Virginia. "Hier wurde noch kein Buch verboten", sagt Titus. Das sieht an anderen Universitäten allerdings anders aus.

Christliche Nationalist:innen und konservative Rechte befinden sich offenbar auf Kriegsfuß mit der Literatur – vor allem, wenn es um ihre Kinder geht. Laut Titus werden Kinder- und Jugendbücher aufgrund bestimmter Wörter oder Szenen angefochten. Ganz vorne dabei die Gruppe "Moms for Liberty", die Titus zufolge von rechtsgerichteten Organisationen finanziert wird.

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Auch der Bibliothekar aus dem eher konservativ geprägten West Virginia sieht sich immer wieder mit Eltern konfrontiert, die ganze Listen an Buchtiteln verbieten wollen. "Dabei ziehen sie die Listen einfach aus dem Internet, ohne die Werke selbst gelesen zu haben", meint er.

Kritisch sieht Titus auch, dass einige Eltern denken, sie hätten das alleinige Recht, die Buchauswahl für alle Studierenden vorzuschreiben. Besonders interessant wird es bei den Argumenten, warum bestimmte Werke aus dem Regal verschwinden sollen.

Zu woke, magisch, sexy und sozialistisch – watson hat für euch sieben Bücher zusammengefasst, die aus kuriosen Gründen in US-amerikanischen Staaten verboten wurden.

"Harry Potter"-Serie von J.K. Rowling

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bild: Carlsen

Das wohl beliebteste und bekannteste Kinder- und Jugendbuch wurde bereits mehrfach in den USA verboten. Das erste Buch "Harry Potter und der Stein der Weisen" erschien 1997. Vier Jahre später wurde es an verschiedenen Schulen sowie Universitäten etwa wegen "Satanismus und familienfeindlicher Themen" verbannt.

Harry Potter beinhalte Flüche und Magie, sowie Charaktere, die "schändliche Mittel" verwenden, um ihre Ziele zu erreichen. Ein Pastor der St. Edward Catholic School in Nashville (Tennessee) äußerte sich laut Titus' Aufzeichnungen besorgt über die "ketzerischen Lektionen", die die Schüler:innen aus der Serie lernen könnten. Er habe darauf Exorzisten konsultiert und dafür gesorgt, dass die Bücher aus der Schulbibliothek fliegen. Laut Titus lautete seine Begründung:

"Diese Bücher stellen Magie sowohl als gut als auch als böse dar, was nicht stimmt, sondern tatsächlich eine clevere Täuschung ist. Die in den Büchern verwendeten Flüche und Zaubersprüche sind tatsächliche Flüche und Zaubersprüche, die, wenn sie von einem Menschen gelesen werden, das Risiko eingehen, böse Geister in die Gegenwart der Person zu beschwören, die den Text liest."

Harry-Potter-Bücher würden demnach einen "machiavellistischen Ansatz" fördern, um die gewünschten Ziele mit allen erforderlichen Mitteln zu erreichen.

"Die Farbe Lila" von Alice Walker

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bild: Ecco Verlag

"Die Farbe Lila" erschien in den 1980ern. Im Mittelpunkt des Buches steht das aus armen Verhältnissen stammende afroamerikanische Mädchen Celie. Sie erlebt Anfang des 20. Jahrhunderts im ländlichen Bundesstaat Georgia Rassismus, Sexismus und Missbrauch.

Das Buch wurde wenige Jahre nach der Veröffentlichung aus Schulen in den USA verbannt. Das "Banned Books Project" von der Carnegie Mellon Universität in Pennsylvania erklärt dazu: "Das Buch wurde wegen seines sexuellen Inhalts und Situationen von Missbrauch und häuslicher Gewalt verboten."

Die historische Fiktion thematisiert, wie die 14-Jährige von ihrem Vater missbraucht wird. Anschließend zwingt er Celie, einen Mann zu heiraten, den sie nicht kennt. Darauf erkundet sie ihre eigene Sexualität und beginnt eine romantische Beziehung mit einer Frau. Der Einwand von Eltern sei gewesen, dass dieser Inhalt nicht altersgerecht für Schüler:innen sei. "Es wäre zu gewalttätig und habe zu viel sexuellen Inhalt für die Altersgruppe", schreibt "Banned Books Project".

Aufgrund der homosexuellen Szenen verstieße das Buch zudem gegen Gott und den Glauben der Eltern.

"Winnie Puuh" von A.A. Milne

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bild: Farshore publisher

Viele kennen die Abenteuer des tollpatschigen, Honig-schlemmenden Winnie Puuhs. Was könnte gegen diese Bücher von A.A. Milne sprechen, dass sie an einigen Schulen in den USA verboten werden? Die Antwort lautet: Religion. Sprechende Tiere seien eine "religiöse Gräuel". Das behaupten konservative Christen in den USA. Für sie sei der gehende Stoffbär eine Beleidigung Gottes – ganz zu schweigen von seinen vermenschlichten Fellnasen-Freunden.

Fun Fact: Auch in China ist der putzige Bär verboten.

Internet-Trolle verglichen Winnie Puuh mit dem Präsidenten des Landes, Xi Jinping – und der fand diesen viralen Lacher im Netz wohl gar nicht amüsant.

"1984" von George Orwell

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bild: Anaconda Verlag

Viele kennen den dystopischen Klassiker von George Orwell wohl noch aus Schulzeiten. Im Fokus steht Winston Smith. Der Geschichtsfälscher im Staatsdienst, verliebt sich in die schöne und geheimnisvolle Julia. Gemeinsam beginnen sie, die totalitäre Welt infrage zu stellen, als Teil derer sie bisher funktioniert haben. Laut "University of California Press" wurde das Werk 1981 etwa in Jackson County, Florida, angefochten, weil es angeblich "pro-kommunistisch war und explizit sexuelle Inhalte enthielt".

Orwells Gesellschaft in "1984" basiert auf dem, was sich im stalinistischen Russland und in Nazideutschland abgespielt hatte. Es klärt über die Gefahren des Totalitarismus auf und betont die Rolle von Wahrheit, Fakten und Narrativen in der Gesellschaft.

Die Bibel

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Bild: IMAGO / UIG

Die Bibel – dabei wird der Großteil der aktuellen Welle von Buchverboten von christlichen Konservativen losgerissen.

Drei Distrikte in den USA nahmen laut des US-amerikanischen Nachrichtenportals "Education Week" Versionen der Bibel aus den Regalen der Klassen- und Schulbibliotheken. Nach der Überprüfung sei die Bibel wieder erhältlich, während andere Bücher dauerhaft verschwanden.

Laut Deborah Caldwell-Stone, der Direktorin des Büros für geistige Freiheit der "American Library Association" fechten Leute aus Protest die Bibel an. Dadurch soll der potenzielle Schaden der Bücherzensur hervorgehoben werden.

"Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele" von Suzanne Collins

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bild: Oetinger

Der auf die Buchreihe basierende Film "Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele" machte Schauspielerin Jennifer Lawrence weltbekannt. Trotz seiner Popularität und seines kommerziellen Erfolgs fürchten sich offenbar einige vor dem Einfluss des Buches auf die Jugend.

Laut "Banned Book Project" steht das Buch in der Kritik, weil es "anti-ethnische, anti-familiäre und gewalttätige" Züge habe. Dazu beinhalte es eine beleidigende Sprache sowie satanische Anspielungen. 2014 musste das Buch daher aus den Regalen einiger Schulbibliotheken in den USA weichen.

"Gender Queer: A Memoir" von Maia Kobabe

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bild: Lion Forge

Das meist verbannte Buch in den USA ist "Gender Queer: A Memoir" von Maia Kobabe. Eine Geschichte über Geschlechtsidentität und Sexualität.

Laut dem US-amerikanischen Autorenverband "PEN America" wurde es in 41 verschiedenen Fällen aus den Schulbibliotheken entfernt. Es gebe einige explizite Illustrationen, die Kobabes sexuelle Entdeckung darstellen. Eltern und konservative Medienvertreter:innen haben sich über das Buch beschwert. Bibliothekar Titus zufolge wurde das Buch aufgrund der LGBTQ-Inhalte verboten.

Putin nach Wiederwahl: Experte fürchtet weitere Radikalisierung

Gerade erst hat sich der russische Machthaber in seinem Amt bestätigen lassen – oder mittels Scheinwahlen selbst bestätigt. Zumindest legt die Wahlbeteiligung in einigen Regionen, etwa den besetzten Gebieten in der Ukraine, das nahe.

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