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Pride Month: In diesen Ländern steht es schlecht um die LGBTQ-Rechte

FILE - A gay Ugandan couple cover themselves with a pride flag as they pose for a photograph in Uganda on March 25, 2023. Uganda's president Yoweri Museveni has signed into law tough new anti-gay ...
Ein homosexuelles Paar in Uganda bedeckt sich mit der Regenbogenflagge. Den beiden droht die Todesstrafe, weil sie sich lieben – eine traurige Realität in vielen Ländern weltweit.Bild: AP
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Pride Month: In diesen Ländern steht es schlecht um die LGBTQ-Rechte

09.06.2023, 07:56
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Im Juni beginnt der Sommer – die Tage werden länger und sonniger. Mehr Wärme, im übertragenen Sinn, wünschen sich wohl auch LGBTQIA+-Personen. Mit dem "Pride Month" im sechsten Monat des Jahres richtet sich die Aufmerksamkeit verstärkt auf die Rechte queerer Menschen weltweit.

In den vergangenen 50 Jahren hat sich zwar einiges zum Positiven für LGBTQIA+-Menschen entwickelt – aber die Ziellinie ist noch lange nicht in Sicht. Laut dem "Lesben- und Schwulenverband" (LSVD) wird in 66 Staaten Homosexualität strafrechtlich verfolgt, in zwölf Ländern droht die Todesstrafe für queere Menschen.

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Von Amerika, über Afrika bis Europa – watson bereist für euch die Weltkarte und fasst zusammen, in welchen Ländern es aktuell besonders schlecht um die LGBTQIA+-Rechte steht.

Amerika – USA bis El Salvador

Es ist kein Geheimnis, dass im Land der Freiheit die LGBTQIA+-Rechte zunehmend attackiert werden. Die erzkonservativen und rechtspopulistischen Republikaner haben sich in den USA auf queere Menschen eingeschossen. Hier spielt auch der wachsende christliche Nationalismus eine Rolle, der ein Klima des Hasses gegen queere Menschen schürt.

Auf diesen Zug springen Politiker:innen auf und greifen mit radikalen Gesetzen LGBTQIA+-Rechte an. Ganz vorne mit dabei sind etwa die "Magadonianer:innen" aus Trumps Maga-Bewegung und Floridas Gouverneur Ron DeSantis.

Laut "Movement Advancement Project" (MAP) weisen zwölf der 50 US-Staaten eine negative Gesamtbilanz auf, wenn es um LGBTQIA+-Rechte geht – darunter vor allem die religiösen und konservativen Südstaaten. MAP verfolgt LGBTQIA+-bezogene Gesetze und Maßnahmen in den USA.

Aber auch in Südamerika stehen queere Menschen im Kreuzfeuer religiöser Konservativer. Der ehemalige Präsident von Brasilien, Jair Bolsonaro, zeigt sich etwa LGBTQIA+-feindlich. Dabei springt er mit seiner Agenda wohl auf Trumps Maga-Zug auf. So soll es Verbindungen zwischen Bolsonaro und Trumps Verbündeten geben.

Der linke Präsident Luiz Inácio Lula da Silva verdrängte den rechtsextremen und queerfeindlichen Bolsonaro allerdings im Herbst 2022 aus dem Amt. Mit ihm können die Queers offensichtlich aufatmen. "In den vergangenen zehn Jahren hat sich Lateinamerika durch die Anerkennung der Rechte von LGBTQ+ hervorgetan", schreibt das US-Forschungszentrum "Woodrow Wilson International Center for Scholars".

Allerdings gibt es noch das Sorgenkind El Salvador und seinen queerfeindlichen Präsidenten Nayib Bukele.

ARCHIV - 23.11.2022, El Salvador, San Juan Opico: Nayib Bukele, Präsident von El Salvador, spricht zu 14 000 Soldaten während der Ankündigung der fünften Phase der Sicherheitspolitik der Regierung geg ...
Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, attackiert massiv LGBTIQ-Rechte.Bild: dpa / Camilo Freedman

Ein Bericht der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" soll etwa bestätigen, dass die salvadorianische Regierung selbst einräumt, dass LGBTQIA+-Personen "Folter, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung, übermäßiger Gewaltanwendung, illegalen und willkürlichen Verhaftungen und anderen Formen des Missbrauchs ausgesetzt sind". Viele LGBTQIA+-Menschen fliehen demnach aus ihrer Heimat.

Afrika – Uganda bis Somalia

Erst kürzlich unterzeichnete Ugandas Präsident Yoweri Museveni eines der härtesten Anti-LGBTQIA+-Gesetze der Welt: Es zieht unter anderem die Todesstrafe für "schwere Homosexualität" vor. Allgemein herrschen auf dem afrikanischen Kontinent strikte Anti-LGBTQIA+-Gesetze. Gleichgeschlechtliche Beziehungen oder Ehen sind verboten, gleichgeschlechtlicher Sex stehe unter Strafe. Es drohen Konsequenzen, von Gefängnis bis Steinigung.

The Economic Freedom Fighters (EFF) leader Julius Malema during their picket against Uganda's anti-homosexuality bill at the Ugandan High Commission in Pretoria, South Africa, Tuesday, April 4, 2 ...
Menschen in Südafrika demonstrieren gegen das ugandische Anti-Homosexualitätsgesetz.Bild: AP / Themba Hadebe

So können Homosexuelle im westafrikanischen Mauretanien, in Nigeria und Somalia für sexuelle Handlungen zum Tode verurteilt werden. Das zeigt eine von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichte Karte der "International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association" (ILGA). In zehn afrikanischen Ländern droht ihnen bis zu zehn Jahren Gefängnis.

Weiter heißt es: Im beliebten Urlaubsort Ägypten ist Homosexualität zwar kein Verbrechen, aber betroffene Männer werden häufig verhaftet und etwa wegen Ausschweifung oder Unzucht angeklagt. Meinungsumfragen zeigen: Die Mehrheit der Afrikaner:innen – Jung und Alt – ist kritisch gegenüber LGBTQIA+-Personen eingestellt.

In einer von "Afrobarometer" durchgeführten Umfrage unter 45.000 Menschen in 34 afrikanischen Ländern gaben 78 Prozent der Befragten aller Altersgruppen an, dass sie einen schwulen Nachbarn überhaupt oder eher nicht mögen würden.

Asien – Saudi Arabien bis Iran

In Asien sieht die Lage für queere Menschen teils düster aus. Ganz vorne mit dabei ist Saudi-Arabien. Laut dem "Equaldex" glaubt fast die Hälfte der Saudis, dass LGBTIQ ein Verbrechen sei. In dem strenggläubigen Wüstenstaat steht die Todesstrafe auf Homosexualität – je nach Auslegungen der Scharia. Zudem drohen queeren Menschen Gefängnisstrafen sowie Stockhiebe.

LGBTIQ-Rechte in Saudi Arabien basierend auf den Daten von "Equaldex".
LGBTIQ-Rechte in Saudi Arabien basierend auf den Daten von "Equaldex". Bild: Screenshot / Equaldex

Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten könnte das Scharia-Recht den Weg für eine Todesstrafe für Homosexualität ebnen. Das Emirat Katar stand wegen seiner LGBTQIA+-Feindlichkeit während der Fußball-WM 2022 im Fokus.

In Iran gehen momentan Frauen und Männer für mehr Freiheit auf die Straße. Sie bekämpfen das autoritäre Mullah-Regime, das unter anderem LGBTQIA+-Personen kritisch gegenübersteht. Laut "Amnesty International" ist Homosexualität im Iran ein Tabuthema. Es werde als schweres Verbrechen eingestuft und mit Sanktionen wie Auspeitschung oder Todesstrafen belegt.

In Afghanistan hat sich die Lage von LGBTQIA+-Personen massiv verschlechtert. Grund: die Machtergreifung der Taliban. Homosexualität war schon zuvor gesetzlich verboten, doch mit der Taliban verschärft sich die Situation. Denn für sie verstößt LGBTQIA+ gegen die Scharia. Auch hier drohen Betroffenen schwere Strafen oder sogar der Tod. Eine ähnliche Situation zeigt sich im Jemen, aber auch in Brunei.

Auf gleichgeschlechtlichen Sex zwischen Männern steht seit 2019 in Brunei die Todesstrafe. Unter Sultan Haji Hassanal Bolkiah hat sich die Lage für LGBTQIA+-Menschen in dem muslimischen Land verschlechtert. Sex zwischen Frauen wird mit Stockhieben und/oder bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft.

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Bruneis Sultan Haji Hassanal Bolkiah geht harsch gegen LGBTQIA+-Personen vor.Bild: imago images / Xinhua / Melvin Jong

Zwischen den Kontinenten – Türkei und Russland

Die zu Asien und Europa zugehörigen Länder Türkei und Russland geben ebenfalls Grund zur Sorge. Expert:innen warnen: Homophobie nimmt zu. Queere Menschen sehen sich etwa von Gesetzen diskriminiert, die das öffentliche Ausleben der eigenen Identität einschränken.

So verfolgt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan eine konservative Agenda und spricht immer wieder Drohungen in Richtung der LGBTQIA+-Personen aus – so auch der russische Präsident Wladimir Putin.

Laut "Amnesty International" lehnt der Kremlchef gleichgeschlechtliche Liebe und Sexualität rigoros ab. In den vergangenen Jahren sollen etwa Polizist:innen immer wieder queere Menschen ohne Angabe von Gründen verhaftet, misshandelt und gefoltert haben.

Europa – Belarus bis Polen

Europa gilt wohl als der Hafen für LGBTQIA+-Rechte – doch auch hier ist nicht alles rosig – oder eben regenbogenfarben. Laut der "Rainbow Europe Map 2023" zeigt sich: In fast der Hälfte der Länder gibt es nach wie vor Lücken in Bezug auf den grundlegenden Schutz vor Diskriminierung und Gewalt.

Die europäischen Schlusslichter bilden Belarus, Monaco, San Marino, Polen und Rumänien. Auch Bulgarien sowie die Ukraine reihen sich in den unteren Reihen ein.

Die "Rainbow Europe Map" gibt eine Übersicht zur rechtlichen und politischen Situation von LGBTQIA+-Personen.
Die "Rainbow Europe Map" gibt eine Übersicht zur rechtlichen und politischen Situation von LGBTQIA+-Personen.Bild: International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA)

Als Lichtblick und LGBTQIA+-Paradies gilt weiterhin die Inselrepublik im Mittelmeer: Malta. Das achte Jahr in Folge belegt das Land mit fast 90 Prozent weiterhin den ersten Platz auf der "Rainbow Europe Map". Es ist auch diesjähriger Gastgeber der "Euro Pride". Und Deutschland?

Mit 55 Prozent ist offensichtlich noch Luft nach oben. Der "LSVD" weist darauf hin, dass auch in Deutschland weiterhin Angriffe gegen queere Menschen zunehmen. 2022 soll es demnach bis zu 1005 Fälle gegeben haben – mit einer hohen Dunkelziffer.

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