Vitali Klitschko, der regierende Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, hat erneut seine Aussage bekräftigt, die Ukraine werde sich nicht von Russland einnehmen lassen. Bei einer Online-Konferenz am Freitag mit mehreren ukrainischen Lokalpolitikern und Nichtregierungsorganisationen sagte Klitschko: "Kiew wird sich niemals ergeben. Kiew wird niemals eingenommen werden." Das, betonte Klitschko, sei nicht nur seine Meinung als Bürgermeister der Stadt.
Er sagte:
Die Konferenz mit dem Titel "Kommunalverwaltungen vereinen sich für Wohlfahrt und Frieden" hatte unter anderem das ukrainische Ministerium für die Entwicklung von Gemeinden und Territorien initiiert. Neben verschiedenen Bürgermeistern nahmen auch der ukrainische Minister für die Entwicklung von Gemeinden und Territorien, Oleksyj Tschernischow und verschiedene internationale Nichtregierungsorganisationen teil.
Zu Beginn seiner Ansprache sagte Klitschko: "Wir sind es gewohnt, einander 'guten Morgen' zu sagen, aber in den letzten drei Wochen hatten wir keinen guten Morgen, weil wir ab vier Uhr morgens von Artillerie und Raketen beschossen werden, wir werden bombardiert."
Klitschko zeigte sich zwar dankbar für die Solidarität und die Unterstützung, die die Ukraine weltweit erfährt. Doch er pochte weiter darauf, dass die wirtschaftlichen Sanktionen noch nicht weit genug gingen.
Er sagte:
Bei einem Angriff auf ein Wohnviertel der ukrainischen Hauptstadt waren zuvor nach Angaben Klitschkos ein Mensch getötet und 19 verletzt worden. Unter den Verwundeten im Stadtteil Podil seien vier Kinder, sagte Klitschko am Freitag in einem Video, das er noch vor der Konferenz auf Telegram veröffentlicht hatte. Russische Truppen hätten Wohnhäuser, Kindergärten und eine Schule beschossen. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Das einzige Ziel der Russen sei die Zerstörung einer europäisch-demokratischen Ukraine, sagte Klitschko auf der Konferenz. Den russischen Ambitionen seien keine Grenzen gesetzt. Moskau werde auch an der polnischen Grenze nicht haltmachen. "Viele wollen die Sowjetunion so wiederherstellen, wie sie einmal war", so Klitschko. Auch Deutschland sei nicht mehr sicher, sagte er. "Vielleicht wollen sie ja auch die DDR wiederherstellen."
Auch der Bürgermeister der bereits eingenommenen Stadt Charkiw im Osten der Ukraine, Ihor Terechow, nahm an der Konferenz teil. Er appellierte an die Bürgermeister anderer europäischer Städte, sie sollten Druck auf ihre Regierungen machen, um den Luftraum über der Ukraine zu schließen.
Wörtlich sagte er:
Damit unterstützte Terechow die Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, die Nato solle eine Flugverbotszone über der Ukraine verhängen und absichern. Damit sollten russische Luftangriffe auf die Ukraine verhindert werden.
Doch das westliche Verteidigungsbündnis Nato lehnt dies bislang ab. Die Ukraine gehört nicht zum Bündnis, es wäre ein irregulärer Einsatz der Nato, die einen Verteidigungsfall für den Moment als gegeben ansieht, in dem eines ihrer MItglieder angegriffen wird.
Auch viele Expertinnen und Experten raten davon ab, eine Flugverbotszone über der Ukraine zu errichten, darunter der Militärexperte Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr München. Mit einer solchen Maßnahme drohe die direkte Konfrontation zwischen Russland und der Nato – was einem Dritten Weltkrieg gleiche.
Russlands Präsident und Kriegsführer Wladimir Putin stellte bereits klar, dass er eine Flugverbotszone über der Ukraine „als Teilnahme des jeweiligen Landes an einem bewaffneten Konflikt“ betrachten würde.
Bei einem Angriff im ostukrainischen Gebiet Charkiw wurden unterdessen in der Nacht auf Freitag Behördenangaben zufolge 21 Menschen getötet. Weitere 25 Menschen seien in der Stadt Merefa verletzt worden.
Zuvor hatte die ukrainische Armee bereits mitgeteilt, dass russische Truppen in der vergangenen Nacht in Merefa eine Schule und ein Kulturhaus beschossen hätten. Das ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Merefa liegt knapp 30 Kilometer südwestlich der Großstadt Charkiw.
Am Freitagnachmittag teilte Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj mit, dass zwei Tage nach der Bombardierung eines Theaters in der südukrainischen Stadt Mariupol dort noch immer "hunderte" Menschen unter den Trümmern eingeschlossen seien. Mehr als 130 Menschen hätten lebend gerettet werden können. Das Theater hatte als Zufluchtsort für Zivilisten gedient, Russland bestreitet eine Verantwortung für das Bombardement des Gebäudes.
Die Ukraine wirft Russland immer wieder vor, gezielt auch Zivilisten anzugreifen.
(Mit Material von dpa)