Normalerweise sind das die witzigsten Momente in der Politik: Wenn der Satiriker Martin Sonneborn auf die Bühne tritt.
Sonneborn, wer es nicht weiß, ist Chef der Partei für "Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative", kurz: PARTEI. Graue Anzüge, rote Krawatten. Inklusive legendäre Wahlslogans, wie: "Inhalte überwinden" und "Laichtum für Aale" – Sonneborn hat es damit sogar ins Europaparlament geschafft. Nächstes Jahr könnte er schon in seine zweite Amtszeit gewählt werden. For Real.
Vor einigen Wochen hat der Satiriker zuletzt auf der Frankurter Buchmesse für Aufregung und Lacher gesorgt. Damals stellte der AfD-Rechte Björn Höcke ein
Buch vor. Sonneborn demonstrierte dagegen. Der Rest des Landes hatte seinen Spaß:
Auch am Dienstag hat Sonneborn den Rechten eine mitgegeben. Und sich dazu Kanzlerin Angela Merkel bedient.
Die hatte in einer Rede vor dem EU-Parlament gerade für Aufregung gesorgt, weil sie eine europäische Armee auf den Weg bringen möchte. Die ungewollten Satiriker dieser Welt reagierten darauf mit Wut.
Ein unbeeirrter Sonneborn aber hielt trocken wie immer seine ganz eigene kleine Rede an Angela Merkel.
"Ich muss mich entschuldigen, ich hab gar keine Rede vorbereitet", setzt Sonneborn im Video an. Der eigentliche Zwecke seiner Ansprache an die Kanzlerin: Er schnappte damit dem NPD-Abgeordneten Udo Voigt mal eben die Redezeit und verhinderte den Kommentar zu Merkels Rede von Rechtsaußen. "Ich
hab die Redezeit nur beantragt, weil sie sonst an Udo Voigt von der NPD
gefallen wäre," bestätigt Sonneborn. Dafür gibt es Applaus.
Dafür gab es dann keinen Applaus mehr, sondern entrüstete Zwischenrufe. So muss Satire wohl sein.
(mbi)