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Saporischschja: Neue Details von AKW-Leitung stacheln Spekulationen weiter an

ARCHIV - 01.05.2022, Ukraine, Enerhodar: Auf diesem w
Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, einen Anschlag auf das Atomkraftwerk in Saporischschja zu planen – eine Telegramnachricht des Leiters heizt die Debatte an.Bild: AP / -
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Saporischschja: Neue Details von AKW-Leitung stacheln Spekulationen weiter an

05.07.2023, 17:32
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Droht ein atomarer Super-GAU in Europas größtem Kernkraftwerk? Möglich, zumindest werfen sich die Ukraine und Russland aktuell gegenseitig vor, einen Anschlag auf das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine zu planen. In seiner Videoansprache erklärt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, das russische Militär habe auf den Dächern mehrerer Reaktorblöcke Gegenstände platziert.

Moskau dementiert und erklärt, die Ukraine selbst plane einen Anschlag auf das AKW, das nahe an der Front liegt. Seither ist Alarmstimmung. Die Führungsebene des Kernkraftwerks ist allerdings anscheinend eher in Feierstimmung. Darauf zumindest lässt eine Telegramnachricht schließen, die vom Leiter des AKW stammen soll. Die Ankündigung stachelt die Spekulationen weiter an.

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Prekäre Sicherheitslage in Saporischschja

Die Sicherheit des AKW ist schon länger prekär. Das Kernkraftwerk soll mittlerweile laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) den Anschluss an seine externe Hauptstromleitung verloren haben. Dadurch ist das Kraftwerk erneut auf eine Ersatzversorgung angewiesen.

"Es war nicht sofort bekannt, was den Stromausfall verursacht hat und wie lange er dauert", erklärt die IAEA weiter. Der Strom werde beispielsweise zum Pumpen von Kühlwasser für die Anlage benötigt. Weiter erklärt der Leiter der IAEA, Rafael Grossi:

"Diesmal konnte das Kraftwerk einen völligen Ausfall der gesamten externen Stromversorgung vermeiden – was bereits sieben Mal während des Konflikts vorgekommen war –, aber die jüngste Stromleitungsunterbrechung verdeutlicht erneut die prekäre nukleare Sicherheitslage im Kraftwerk."

AKW-Chef mit überraschender Ankündigung

Der von Russland eingesetzte Direktor des Kraftwerks, Jurij Tschernitschuk, forderte währenddessen die Angestellten des AKW zum Feiern auf. Der Grund: Das Team habe beim "Branchenwettbewerb 'Rosatoms Person des Jahres 2022'" den ersten Platz in der Kategorie "Team des Jahres" abgestaubt.

Tschernitschuk schreibt auf dem russischen Telegram-Channel des Atomkraftwerks:

"Herzlichen Glückwunsch an das gesamte Team des KKW Saporischschja! Dies ist eine Anerkennung für unser gemeinsames Handeln und unsere Verdienste!"

In einer weiteren Nachricht kündigt er als Belohnung an, dass die Angestellten am Wochenende des 6. und 7. Juli freihaben sollen – ohne Lohnkürzungen. Die Frühschicht werde am 6. und 7. Juli nur mit Erlaubnis von Führungskraft zur Erledigung betrieblichen Bedürfnisse eingesetzt.

Eine Ankündigung, die gerade wegen der gegenseitigen Beschuldigungen einen Anschlag auf das Kraftwerk zu planen, für Furore sorgt. Die Technikhistorikerin Anna Vero Wendland schreibt dazu auf Twitter: "Irgendwas ist im Busche bei dieser Art Besatzerhumor."

Ähnlich ordnet auch Historiker Matthäus Wehowski die Lage ein. Er twittert: "Was zur Hölle? Das klingt leider nicht gut... Russland führt in Sachen Saporischschja AKW irgendwas im Schilde."

Wendland warnt vor Panikmache

In einem anderen Tweet ordnet Wendland auch die aktuellen Spekulationen aus ihrer Sicht ein. Neben der IAEA gebe es keine seriösen Quellen, meint sie. Denn sowohl die Ukraine als auch Russland verfolgten mit ihren Anschuldigungen eigene Interessen.

"Eine Zerstörung von Reaktorgebäuden erscheint, Stand heute, eher unwahrscheinlich. Sehr viel wahrscheinlicher scheint aber eine Zerstörung und Unbrauchbarmachung der Turbosätze in den Maschinenhäusern durch die Russen", schließt sie ihre Analyse. Sie warnt außerdem vor Angstmache.

Die Atomenergiebehörde hat nach eigenen Angaben bei einer Überprüfung der Anlage keine verdächtigen Objekte ausmachen können – allerdings habe sie auch nicht zu allen Bereichen des AKW Zugang, heißt es weiter.

IAEA-Chef Grossi erklärt:

"Insbesondere der Zugang zu den Dächern der Reaktorblöcke 3 und 4 ist unerlässlich, ebenso wie der Zugang zu Teilen der Turbinenhallen und zu einigen Teilen des Kühlsystems der Anlage."
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