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Iran-Angriff in Irak und Syrien: Nahost-Experte mit überraschender Aussage

dpatopbilder - 03.01.2023, Iran, Teheran: Trauernde nehmen an einer Zeremonie anlässlich des Todestages des verstorbenen Generals der Revolutionsgarden Soleimani (auf den Plakaten) teil, der 2020 im I ...
Eine Trauerzeremonie Anfang Januar anlässlich des Todestages des angeblichen Märtyrers General Kassem Soleimani.Bild: AP / Vahid Salemi
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Nach Iran-Angriff: Nahost-Experte mit überraschender Aussage

16.01.2024, 17:56
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Die Angst vor einem Dritten Weltkrieg geistert bei immer mehr Menschen im Kopf herum. Denn neben Naturkatastrophen, die teilweise durch die Klimakrise hervorgerufen werden, beherrschen zahlreiche Kriege die Welt.

Russland überfiel die Ukraine, die Terrorgruppe Hamas griff Israel an – und jetzt feuerte auch noch Iran im lange schwelenden Konflikt in der Region Raketen auf Ziele im Irak und Syrien.

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Da ist die Angst nicht so weit hergeholt, dass einer dieser Kriege eskalieren könnte.

Der Iranist Walter Posch gab der "Zeit" nun ein Interview zur wahren Rolle des Iran im Nahost-Krieg. Er arbeitet am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement der Landesverteidigungsakademie in Wien.

Experte ordnet ein: "Iran ist keine Kriegspartei"

Posch bestätigte in dem Gespräch, dass der Angriff der iranischen Revolutionsgarden auf Ziele im Irak und Syrien tatsächlich eine nächste Eskalationsstufe darstellt. "Allerdings hätten die Iraner diesen Angriff nicht gewagt, wenn sie nicht der Überzeugung gewesen wären, dass die Konsequenzen leicht zu bewältigen sind", sagt er.

Trotzdem betonte der Experte, mit Blick auf die Ängste vor einem Dritten Weltkrieg:

"In diesen Zeiten, in denen es so viele Tote gibt, überrascht es mich nicht, dass verbal übertrieben wird. Die Spannungen zwischen Israel und dem Iran bestehen seit vielen Jahren. Aber dieser Krieg findet zwischen Israel und der Hamas statt. Der Iran ist keine Kriegspartei."

Der Iran werde laut Posch keinen Krieg gegen die USA oder Israel führen.

Vor allem letzteres war schnell als ein mögliches Szenario gehandelt worden, als die Hamas Israel angriff. Denn sollte Israel alle Gegner ausschalten, zu denen auch beispielsweise die Hisbollah im Libanon gehört, könnte das dem Iran wiederum gar nicht gefallen. Was möglicherweise zum Anlass zu einem eigenen Eingreifen in den Krieg zwischen der Hamas und Israel genommen werden könnte. Das vermutete zumindest Militärexperte Carlo Masala im Oktober.

Posch jedoch ist da offensichtlich anderer Meinung. "Wenn es zur Eskalation kommt, dann wohl im Jemen, wenn die Huthis weiterhin Schiffe mit Raketen beschießen und es zu weiteren Luftschlägen der USA und Großbritanniens kommt", sagt er der "Zeit".

Die Position des Iran im Nahost-Krieg – Experte schätzt ein

Die Huthi-Milizen im Jemen sind ebenfalls mit Israel verfeindet. Genau wie der Iran. Sowohl die USA als auch Großbritannien haben kürzlich Stellungen der Huthi angegriffen. Die Miliz selbst hatte Vergeltung angekündigt.

Die Angriffe sollen "die offensiven Fähigkeiten der Huthis reduzieren und einhegen", erklärt Posch.

14.01.2024, Jemen, Sanaa: Huthi-Kämpfer und Stammesangehörige veranstalten eine Kundgebung gegen die Angriffe der USA und Großbritanniens auf von den Huthis betriebene militärische Einrichtungen. Die  ...
Die Huthis haben heftige Vergeltungsmaßnahmen angekündigt als Reaktion auf die Angriffe.Bild: AP / Uncredited

Der Konflikt zwischen Hisbollah und Israel befinde sich laut dem Experten derzeit noch auf "Geplänkel"-Niveau. Die israelische Luftwaffe hatte in den vergangenen Tagen mehrfach Ziele im Libanon angegriffen.

Allerdings sei die militärische Leistungsfähigkeit der Hisbollah hoch, ordnet Posch ein. Doch: "Letztlich bleibt die Hisbollah eine Untergrundorganisation, die Widerstand aus Tunneln und Hinterhalten leistet, aber keinen zwischenstaatlichen Krieg führen kann."

Zur Rolle des Iran im Nahost-Krieg sagt der Experte:

"Der Iran unterstützt eine ganze Reihe von Gruppen in der Region, auch die Hamas und den Islamischen Dschihad. Dabei setzt das Regime die Revolutionsgarden und Spezialeinheiten der regulären Armee ein. Sie bilden palästinensische und libanesische Radikale aus. Die iranische Führung setzt dabei auf das Hisbollah-Modell. Sie kooperiert am liebsten mit Organisationen, die aus einer radikalen politischen Partei bestehen und aus einem bewaffneten Arm."

Bedeutet: Der Iran operiert laut dem Experten im Gazastreifen, dem Libanon oder im Jemen nicht mit eigenen Kräften.

Auch eine gezielte Unterstützung der Hamas bei ihrem Angriff im Oktober auf Israel sei durch den Iran nicht erfolgt, sagt Posch. Ebenso wie sich der Iran etwa nichts aus Russland oder China sagen lassen würde.

Wie es weiter geht, wird sich erst noch zeigen. Fest steht: Nichts ist in Stein gemeißelt und die Situation kann sich jederzeit ändern.

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