Ein russischer Soldat sprengt Minen in der Region Charkiw.Bild: imago images/ Viktor Antonyuk / Sputnik
Russland
Seit bald einem Jahr tobt nun bereits der Krieg in der Ukraine. Bilder von den Fronten erreichen uns täglich. Sie kommen meist von den beteiligten Soldaten selber. Auf beiden Seiten posten die Kämpfer ihre Videos und Schnappschüsse vom Frontgeschehen via Twitter oder Telegram.
Manchmal kommt man jedoch auch an Material, das von höheren Stufen veröffentlicht wird. So publiziert der ukrainische Nachrichtendienst gelegentlich Mitschnitte aus abgehörten Telefonaten russischen Soldaten. Sie geben interessante Einblicke, wie es in den russischen Lagern an der Front, aber auch zu Hause aussieht.
Die Authentizität der Telefonate lässt sich nicht unabhängig verifizieren. Wer da telefoniert und von wo aus, bleibt unter den Gesprächsteilnehmern – und dem Nachrichtendienst. Nichtsdestotrotz: hier sind drei Beispiele solcher Mitschnitte.
Auf Grund der besseren Verständlichkeit haben wir die großzügig verwendeten Fluchwörter auf das Minimum beschränkt.
"Wir leben wie scheiss Hunde in Löchern"
In einem Telefonat beschwert sich ein Soldat über die Zustände an der Front. Die Probleme, von denen er berichtet, sind nichts Neues: kein Essen, kein Personal mehr und keiner, den es interessiert.
Mann [Ljocha]
Du musst da raus, Mann!
Soldat
Ja! Ich bin jetzt zwei Monate schon hier, und ich weiß nicht, Ljocha, das ist kein Krieg, das ist die scheiß Hölle.
Soldat
Kein Material, keine Unterstützung, wir leben wie scheiß Hunde in Löchern, in verdammten Gruben, in Unterständen, in jeder Art von Scheiße. Und dann sollen wir auch noch kämpfen!
Mann
Hast du die "Ukrops" [abwertende Bezeichnung für Ukrainer] schon gesehen?
Soldat
Ja, die haben versucht, in ein Dorf zu kommen, in dem wir gerade am Plündern waren, in der Nähe von Swatowo.
Soldat
Sieh doch, wir müssen etwas essen, die Vorräte kommen nur unregelmäßig, verdammt. Wir wurden in diese Scheiße geworfen und stecken immer noch drin.
Soldat
Wir sind zwei Tage lang im Keller eines zerstörten Privathauses gehockt und haben rohe Kartoffeln gefressen. Es ist verschissen, wir sitzen da und keiner will uns hier haben.
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Als der Mann mit seiner Einheit in der Ukraine ankam, seien sie noch 240 Mann gewesen. Jetzt seien es nur noch 94, sagt er. Jeden Tag werden sie zwei oder drei weniger: Manche laufen davon, andere werden verletzt, wieder andere sterben.
Im Gespräch erwähnt der Soldat auch einen Streit mit seiner Mutter, den er während eines anderen Telefonats hatte. Dabei habe er ihr erzählt, wie man ihn am besten "da rausholen könnte". Seine Mutter habe ihm darauf trocken geantwortet:
"Du wolltest in der Armee dienen, dann tu's doch auch."
"Die haben betrunken Granaten geworfen"
Scheinbar hat die russische Armee nicht nur an der Front mit Problemen zu kämpfen, sondern auch im Hinterland. So berichtet ein Anrufer, der aus Mordwinien kommt, von seiner Front-Ablösung, die zwar noch in Russland steckt, aber bereits 30 Verletzte zu beklagen hat – wegen Sauferei und Erfrierungen.
Soldat
Man sagt, dass die aus Uljanowsk uns im Januar ablösen werden, ganz sicher.
Soldat
Und hier in unserem Mordwiner Regiment haben wir ein paar Verletzte und zwei Tote oder so. Aber die aus Uljanowsk sind noch nicht mal in der Ukraine und haben schon 30 [Verletzte]!
Frau
Ach du Scheiße, was? Wie?
Soldat
Saufen, einige sind im Rausch erfroren, besoffene Prügeleien ...
Frau
*Lacht* Ihr seid also in der Ukraine, euch passiert nichts, und die sind in Uljanowsk, in Russland, und haben 30 Verletzte?
Soldat
Ich sag's dir, solche Rambos kommen hierher.
Frau
Was passiert, wenn die zu euch kommen? Geht ihr euch dann gegenseitig an den Hals?
Soldat
Gestern haben sie geschossen – unsere erste Kompanie. Die haben betrunken Granaten geworfen, 16 Stück. Die haben ihre Positionen verlassen und sie da reingeworfen.
Frau
Ich kann's gar nicht glauben.
"Die nehmen alle"
In einem anderen Telefonat erklärt eine Frau einem Mann, wie die Lage in der Heimat ist. Dabei erzählt sie, dass immer mehr Menschen aus ihrem Umfeld eingezogen würden, auch wenn sie nicht den medizinischen Zustand dazu hätten.
Frau
Es ist unklar, was genau passieren wird ... Ich habe heute mit Katja geredet, die nehmen alle: die Hinkenden, die mit den schlechten Augen, einfach alle!
Katja habe ihr von einem Bekannten erzählt, der operiert worden sei. Zehn Tage nach dem Eingriff habe man ihn abgeholt. Xenias Bogdan hätte man auch abgeholt. Diese hätte gesagt: "Aber du kannst doch mit deiner Krankheit nicht in den Krieg!". Aber wenn er noch lebe, müsse er gehen.
Mann (Sascha)
Es ist wahr... Die Mobilisierung ist in dem Fall noch nicht vorbei? Sie ziehen noch mehr ein?
Frau
Sascha, sie ziehen massenhaft Leute ein.
Offiziell gibt es keine zweite Mobilisierungswelle für die sogenannte "Sonderoperation". Die Berichte über weitreichende Einziehungen häufen sich jedoch.
(cpf)
Kari Lake ist eine aufstrebende US-Politikerin der Republikanischen Partei. Sie ist eine loyale Anhängerin von Donald Trump und würde laut eigener Aussage selbst zur Waffe greifen, um ihn zu schützen.