Eine Drohne ist am Himmel zu sehen. Sie schlug kurz darauf in ein Gebäude in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ein.Bild: AP / Efrem Lukatsky
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Ralph Steiner / watson.ch
Die massiven Luftangriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und weitere Gebiete haben gezeigt: Russland setzt vermehrt auf den Einsatz von Drohnen. Diese Form der Kriegsführung ist günstig, aber nicht zwingend effizient.
Woher kommt die Kamikaze-Drohne?
Bei der im Kontext des Krieges in der Ukraine eingesetzten Kamikaze-Drohne handelt es sich konkret um den Drohnentyp "Shahed 136". Das unbemannte Kriegsmittel stammt aus dem Iran, produziert wird es von der iranischen Firma Iran Aircraft Manufacturing Industrial Company, wie die "Augsburger Allgemeine" schreibt.
Was kann die Drohne?
Eine "Shahed-136"-Drohne ist rund 200 Kilogramm schwer, verfügt über eine Spannweite von 2,5 Metern, eine Geschwindigkeit von bis zu 200 Kilometern pro Stunde und fliegt in einer Höhe von 60 bis 4000 Metern. Von gewichtiger Bedeutung ist die Reichweite.
Wie Drohnenexperte Samuel Bendett vom Center for Naval Analysis gegenüber dem "Spiegel" sagte, liege diese bei 2500 Kilometern. "Sie kann damit Ziele im taktischen Bereich treffen, also etwa Himars-Mehrfachraketenwerfer, die im Umkreis von 70 Kilometern nahe der Front operieren." Allerdings wird diese Reichweite von einigen Militärexperten angezweifelt und teils auf maximal mehrere hundert Kilometer geschätzt.
Nach Schätzungen des ukrainischen Geheimdienstes hat Russland rund 2400 Drohnen des Typs "Shahed 136" bestellt, exakte Zahlen liegen nicht vor.
Zusätzlich zur "Shahed 136" kommt laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch die kleinere Version "Shahed 131" zum Einsatz. Funde in Kiew bestätigen diese Information. Sie verfügt über eine Reichweite von 900 Kilometern, hat eine etwas kleinere Spannweite (2,2 Meter) und ist nach Schätzungen um einiges leichter (rund 135 Kilo).
Wie funktioniert die Drohne genau?
Grundsätzlich ist die "Shahed-136"-Drohne relativ einfach ausgestattet. Sie verfügt laut "Spiegel" weder über interne Zielarchitektur noch über Kamera oder Sensoren. Sie funktioniert mit GPS und fliegt einfach zu den eingegebenen Daten. Hauptsächlich eignet sich die Drohne daher für unbewegliche Ziele. Über einem Zielgebiet kreisend, lauert die Drohne und stürzt sich dann in Tiefe, wenn ein exaktes Ziel zugewiesen wurde, wie die "Augsburger Allgemeine" schreibt. Beim Aufprall zerstört sich die Drohne selbst, sie kann daher nur einmal eingesetzt werden.
Nach Schätzungen verfügt Russland bislang über bis zu 1000 Drohnen des Typs "Shahed 136". Aufgrund der mangelnden Zuverlässigkeit und Präzision kommen die Drohnen im Schwarm zum Einsatz, mit der Hoffnung, dass einige der Drohnen ihr Ziel erreichen. Laut Oleg Katkow, Chefredaktor des "Defense Express", werden fünf bis sechs Shahed-136-Drohnen auf ein Ziel abgeschossen.
Ist die Kamikaze-Drohne wirklich so billig?
Weil keine exakten Angaben vorliegen, wird der Preis pro Drohne geschätzt. Militärexperten gehen von einem Einkaufspreis von 20.000 US-Dollar aus. Damit sind die Drohnen deutlich günstiger als etwa Langstrecken-Lenkwaffen. Andere Kampfdrohnen kommen auf Preise von um die zwei Millionen Dollar.
Kurios wird es, wenn man sich genauer mit der Produktion der iranischen Drohnen befasst. Wie Oleg Katkow vom "Defense Express" gegenüber "The New Voice Of Ukraine" sagt, habe der Iran aufgrund von Sanktionen keinen Zugang zu militärischen GPS-Geräten. Als Ersatz komme ein herkömmlicher GPS-Sensor zum Einsatz, den man auch beim chinesischen Online-Händler AliExpress kaufen könne. Dasselbe gelte für den Motor.
Wie wird die Drohne bekämpft?
Da die "Shahed-136"-Drohnen mit geschätzt 20.000 Dollar tatsächlich sehr günstig sind, besteht ein Ungleichgewicht, was die Kosten der Abwehr betrifft. Wie Oleg Katkow vom "Defense Express" ausführt, seien ukrainische Flugabwehrraketen zwar effektiv, im Kampf gegen Russlands Drohnenattacken, allerdings sehr unrentabel. Eine solche Abwehrrakete koste 300.000 Dollar oder mehr.
Effizienter seien laut "N-TV" sogenannte "Sky Wiper", diese Art von Gewehr unterbricht den Kontakt der Drohne zum Absender, sorgt dafür, dass sie automatisch zurückkehrt, kontrolliert zu Boden geht oder die Position hält, bis die Energie ausgegangen ist.
Eine weitere Option der Verteidigung ist es, das GPS-Signal der Drohne zu stören. In der kleineren Version, der "Shahed 131", wurde laut "Spiegel" ein System eingebaut, das gegen Störungen des GPS-Signals schützen soll.
Nebst der Verteidigung vor konzentriert sich die Ukraine aber auch auf den Angriff mit Drohnen, dabei zählt das Land unter anderem auf die Unterstützung der USA. Deren Drohnen sind "den iranischen Modellen in Sachen Präzision deutlich überlegen", wie der "Spiegel" schreibt.
Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine liefert Apple keine Produkte mehr nach Russland. Auch Apple Pay und Apple Maps stellte das Unternehmen dort ein. Trotzdem stand Apple schon häufiger in der Kritik, inoffiziell mit dem Kreml zu kooperieren.