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"Tag des Sieges": Überraschender Staatsgast besucht Putins Parade

09.05.2023, Russland, Moskau: Der russische Präsident Wladimir Putin hält eine Rede während der Militärparade zum Tag des Sieges anlässlich des 78. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges auf de ...
Wladimir Putin hält eine Rede zum "Tag des Sieges" in Moskau. Ein Staatsgast sorgt für einen Überraschungsmoment. Bild: Pool Sputnik Kremlin/AP / Gavriil Grigorov
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"Tag des Sieges": Überraschender Staatsgast zu Putins Parade

10.05.2023, 07:31
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Zum 78. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg ist die traditionelle Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau trotz klaren Himmels ohne Flugshow zu Ende gegangen.

Offiziellen Angaben zufolge sind auf dem Roten Platz rund 8000 Soldaten aufmarschiert – darunter offenbar auch Männer, die in den vergangenen Monaten in der Ukraine kämpften. Anders als ursprünglich angekündigt waren außerdem doch einige ausländische Staats- und Regierungschefs auf der Ehrentribüne zu Gast – einer sorgte für einen Überraschungsmoment.

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Kasachstans Präsident Tokajew besucht Parade in Moskau

Neben Belarus, Armenien, Tadschikistan, Turkmenistan, Kirgistan und Usbekistan war auch Kasachstan mit von der Partie. Dabei hat sich der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew in der Vergangenheit immer wieder kritisch zu dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geäußert. Laut Expert:innen habe er sich regelrecht gegen Putin aufgelehnt – nun zeigt er sich Seite an Seite mit ihm in Moskau. Warum?

"Die Teilnahme überrascht mich", sagt Zentralasien-Experte Temur Umarov auf watson-Anfrage. Der Politikwissenschaftler forscht an der Carnegie Stiftung für "Internationalen Frieden". Er hätte mit solch einem gemeinsamen Auftritt nicht so früh gerechnet.

09.05.2023, Russland, Moskau: Der russische Präsident Wladimir Putin (r), der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew (M) und der usbekische Präsident Shavkat Mirsijojew (l) kommen zur Militärpa ...
Der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew (m.) neben Putin in Moskau am "Tag des Sieges". Bild: Pool Sputnik Kremlin/AP / Gavriil Grigorov

"Vielleicht, wenn sich der Krieg in der Ukraine mehrere Jahre hingezogen hätte", sagt Umarov. Zu diesem Zeitpunkt sei der Besuch sehr überraschend. Schließlich deuten viele Zeichen dafür, dass sich Kasachstan von Russland entferne.

Angst in Kasachstan vor Russland ist wohl groß

Denn: Der Angriffskrieg auf die Ukraine habe viele Kasach:innen aufgerüttelt. Das beobachtet auch der Sozialwissenschaftler Azamat Junisbai vom Pitzer College in Kalifornien. Selbst jene, die vorher nichts mit Politik am Hut hatten, seien am Geschehen interessiert. "Denn es ist so real: Es hätte auch Kasachstan sein können oder wir könnten die nächsten sein", sagt der gebürtige Kasache in einem früheren Gespräch mit watson.

"Anscheinend nimmt Tokajew an, so wie auch andere zentralasiatische Staatsoberhäupter, dass es nicht mehr so toxisch sei, sich mit Putin zu zeigen", schätzt Umarov. Auch sei das ein Hinweis dafür, dass man Putin wohl doch nicht so schnell "aus dem Bild" radieren dürfe, wenn es um zentralasiatische Politik geht.

Kasachstan unterstützt teilweise ukrainische Zivilisten vor Ort

Dabei sei sich Tokajew sicher bewusst, dass sein Besuch für Kritik aus dem Westen sorgen könnte, sagt Umarov. Mit seiner Teilnahme in Moskau gehe er das Risiko ein, dass er seine Glaubwürdigkeit untergräbt, wenn er unterstützende Worte Richtung Ukraine ausspricht. Dabei hilft Kasachstan unter anderem Ukrainer:innen vor Ort mit den sogenannten "Jurten der Unbesiegbarkeit".

Kasachstan errichtete diese Hilfs-Jurten in den ukrainischen Städten Butscha sowie Kiew. Sie seien Orte, an denen sich Menschen in der Ukraine ausruhen und aufwärmen können oder Tee trinken und ihre Telefone aufladen.

Tokajew sucht wohl einen Mittelweg

Umarov versucht die Entscheidung des kasachischen Präsidenten zu verstehen: Am Ende teilen Kasachstan und Russland eine lange Geschichte. Der "Tag des Sieges" sei historisch bedeutsam. "Hier suchte Tokajew wohl nach einer pragmatischen Lösung", meint der gebürtige Usbeke. Doch für Putin sei der Auftritt neben den zentralasiatischen Präsidenten eine gekonnte PR-Aktion.

Russian President Vladimir Putin, left, and Kazakhstan's President Kassym-Jomart Tokayev shake hands at their meeting during the 78th anniversary of the end of World War II celebrations in Moscow ...
Wladimir Putin und der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew am "Tag des Sieges" in Moskau. Bild: Pool Sputnik Kremlin / Vladimir Smirnov

Laut Umarov kann Putin damit zeigen, dass sich die zentralasiatischen Länder – insbesondere Kasachstan – nicht von ihm abwenden und sich dem Westen nähern. Obwohl die Stimmung in Kasachstan seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine stark gekippt ist.

Vor allem ethnische Kasachen fürchten sich vor Russland

Gerade zu Beginn des Krieges sei die Sorge groß gewesen, dass ein so imperialistisch auftretendes Russland theoretisch auch Kasachstan überfallen könnte, sagt der Politologe Dimasch Alschanow im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. "Gerade ethnische Kasachen haben Angst."

Kazakh youth walk down a street with an election poster in the background in Almaty, Kazakhstan, Thursday, Nov. 17, 2022. Kazakhstan's president, who faced a bloody outburst of unrest early this  ...
Vor allem ethnische Kasachen wenden sich laut Expert:innen mehr und mehr von Russland ab.Bild: NUR.KZ / Vladimir Tretyakov

Mittlerweile allerdings habe die Unruhe bei vielen etwas nachgelassen – weil Moskau, das in der Ukraine etliche Niederlagen einstecken musste, in ihren Augen derzeit ganz offensichtlich für einen weiteren Krieg militärisch nicht gewappnet wäre, sagt der Experte.

(Mit Material der dpa)

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