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Russland: Russische Offiziere schockieren mit Details über Putins Armee

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Kreml-Chef Wladimir Putin spricht von einer modernen und starken russischen Armee. Doch das entspricht offenbar nicht der Wahrheit. Bild: imago images / Alexander Ryumin
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Russische Offiziere schockieren mit Details über Putins Armee

28.02.2024, 11:4128.02.2024, 11:45
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Seit zwei Jahren führt Russland einen aggressiven Angriffskrieg in der Ukraine. Kreml-Chef Wladimir Putin verheizt dafür seine Männer an der Front. Laut Expert:innen hat er kein Problem damit, junge Russen in den Tod zu schicken, um die Ukraine einzunehmen.

Auch schreckt er offenbar nicht davor zurück, Befehle für Gräueltaten zu erteilen oder brutales, menschenverachtendes Vorgehen gegen Soldat:innen und auch Zivilist:innen durchzuwinken. Menschenrechtsorganisationen warnen etwa davor, dass Russland sexuelle Gewalt als Kriegswaffe einsetzt.

"Ich bin bereit vor dem internationalen Gerichtshof auszusagen", meint der ehemalige Wagner-Söldner Igor in der ZDF-Dokumentation "Putins Krieger". Er ist einer der vier russischen Überläufer, die es riskieren, gegen Putin und seine Armee auszupacken.

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Vier russische Überläufer berichten über Lügen, Gewalt und Reue

In Kooperation mit dem Recherchenetzwerk Correctiv haben die Filmemacher Florian Huber und Johannes Müller vier ehemalige Offiziere befragt. Die vier Einzelporträts der Ex-Soldaten sind in der ZDF-Mediathek abrufbar. Dabei geben sie schockierende Details preis, die ihr Leben kosten könnte.

Das zeigt der Mord des ehemaligen russischen Soldaten Maxim Kuzminow. Vergangenen Jahres flüchtete er mit einem Militärhubschrauber vor der russischen Armee und lief zum Feind über. Der 28-Jährige wollte nicht mehr sein Leben riskieren, um andere Menschen im Namen Russlands zu töten. Nun wurde er vor wenigen Tagen in einer Garage an der spanischen Costa Blanca erschossen. Putin kennt keine Gnade mit denen, die sich gegen ihn stellen.

Das hält Igor aber nicht davon ab, sein Gesicht in der Dokumentation zu zeigen. Er kämpfe schon viele Jahre für sein Land, war auch schon 1979 bei der Invasion in Afghanistan für die sowjetische Seite dabei. Ihm sei der Einsatz als Entwicklungshilfe für die afghanische Bevölkerung verkauft worden. "Es stellte sich heraus, sie brauchten unsere Hilfe gar nicht", sagt der ältere Mann.

"Wir wurden einfach betrogen", führt Igor aus. "Alles ein großer Bluff", meint er hinsichtlich der Differenzen zwischen russischer Militär-PR und Realität. Für ihn ist klar: "Wir sind auf die Seite des Bösen geraten."

Wie Russland seine Soldaten belügt

"Als ich herausfand, dass sie Hyperschall-Raketen einsetzen, wusste ich, das wird schlimme Folgen haben. Ich musste handeln", sagt Nikolaj, ehemals Luftwaffen-Offizier. Heute gilt er als Verräter, aber er hofft, seine Kinder werden ihn eines Tages verstehen. Er berichtet auch über Putins Krieg in Syrien. "Wenn sie Wohnhäuser und zivile Infrastruktur zerstörten, sagten sie einfach, es waren IS-Terroristen." Er habe immer mehr Fragen gehabt, aber niemand wollte ihm antworten.

Auch das Narrativ Putins, man müsse die Nazis in der Ukraine bekämpfen konnte er nicht nachvollziehen. Er selbst besitze viele Freunde und Familienmitglieder in der Ukraine und keiner von ihnen habe von Nazis gesprochen oder irgendwelche gesehen.

"Direkt vor meinen Augen schlug ein älterer Offiziersschüler einen anderen halb tot".
Ex-Leutnant Andrej

Anfangs sei Nikolaj noch von Putins Armeereform begeistert gewesen. In den vergangenen 15 Jahren hat der Präsident das russische Verteidigungsbudget verdoppelt – auf insgesamt 86 Milliarden Euro. Doch Korruption und Schmiergelder gehören zum Alltag.

Fehlende Ausrüstung, Korruption und Schmiergelder: Alltag in Putins Armee

Nikolaj erzählt, bei seiner Luftwaffenbasis hätte die Beleuchtung der Landebahn nicht funktioniert, doch mit Hilfe von etwas Schmiergeld seien diese bei Überprüfungen trotzdem abgenickt worden: "Die Piloten landeten nur auf Sicht." Auch Ex-Leutnant Andrej geht mit Putins Narrativ einer modernen und glorreichen Armee ins Gericht.

ARCHIV - 23.02.2018, Russland, Moskau: Der russische Pr
Nach außen soll alles makellos wirken, doch in Putins Armee herrscht auch viel Gewalt unter den Soldaten. Bild: AP / Alexander Zemlianichenko

"Als ich zu meiner Einheit kam, fehlte die eine Hälfte der Ausrüstung", erzählt der ehemalige russische Offizier. "Und die andere Hälfte war Schrott." Alles, was etwas wert war, wurde offenbar sofort geklaut, um es zu Geld zu machen. "Und unsere Vorgesetzten haben weggeschaut".

Andrej brauchte Geld und schloss sich daher der russischen Armee an. Für zehn Jahre verpflichtete er sich und erlebte Gewalt und Schikane unter den Soldaten. "Direkt vor meinen Augen schlug ein älterer Offiziersschüler einen anderen halb tot".

Ein Vorgehen, das zum Alltag im russischen Militär gehört, auch bekannt unter dem Begriff "Dedowschtschina" (auf deutsch "Herrschaft der Großväter"). Sprich, Soldaten misshandeln gezielt Kameraden, die unter ihnen stehen. Der Hölle des Krieges entkam Andrej durch Flucht.

Auch Witalij, ehemaliger russischer Elitekämpfer, entschied sich, seinem Land den Rücken zu kehren. 15 Jahre lang war er bei der Sondereinheit "Taifun" und hat selbst gefoltert.

Putins Ex-Elitekämpfer: "Zusammenschlagen von Staatsbürgern"

Laut ihm sind sie die "Bulldogen" des Systems, ein Kriegsgefangener ist einem komplett ausgeliefert. Es würden Spezialequipment, Gummiknüppel, Handschellen, Elektroschocker und psychische Gewalt zum Einsatz kommen. "Mit anderen Worten: Das Zusammenschlagen von Staatsbürgern." Er kenne Fälle, bei denen Häftlinge danach körperlich behindert blieben, weil innere Organe zerstört wurden.

Irgendwann "hat es klick gemacht" und Witalij beschloss überzulaufen und auszusagen.

Wie Igor zeigt auch er sein Gesicht – obwohl er befürchtet, dass der russische Staat ihn für seine Aussagen vor internationalen Ermittlern liquidieren lässt. Dennoch: "Ich tat, was ich tun musste." Auch auf die Gefahr hin, dass sein persönlicher Krieg gegen den Aggressor Russland ihn das Leben kosten kann.

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