In Russlands muslimisch geprägtem Nordkaukasus Dagestan kommt es zu unglaublichen Szenen.Bild: AP / AP
Russland
Ein wütender Mob durchbricht verschlossene Türen, sie überrennen die völlig überforderten Polizisten. Aus der Menge sticht die palästinensische Flagge empor. Die aufgebrachte Menschenmenge bahnt sich den Weg durch eine Halle, bricht weitere Türen auf. Ihr Ziel ist wohl das Flugfeld.
Denn dort soll eine Maschine aus Israel gelandet sein. An Bord: Juden. Ein Video soll zeigen, wie die Passagiere zurück in die Maschine fliehen, als in der Ferne mehrere Männer auf sie zu rennen. Es werden mehr und mehr, bis ein ganzer Mob das Flugzeug umzingelt. Einige klettern auf die Flügel, versuchen, einen Weg ins Innere zu finden.
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Diese unglaublichen Szenen sollen sich am Flughafen von Machatschkala im russischen Nordkaukasus abspielen. Machatschkala ist die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan. Der Flugplatz wurde vorübergehend geschlossen, ankommende Flugzeuge auf andere Flughäfen umgeleitet, wie die staatliche Flugaufsicht Rosawiazija mitteilte.
Doch die Suche nach Juden beschränkt sich offensichtlich nicht nur auf den Bereich am Flughafen.
Mob durchsucht auch Autos nach Juden
"Laut russischen Telegrammkanälen hält eine Menschenmenge in der Nähe des Flughafens alle Fahrzeuge an und durchsucht sie, auch die der Polizei", schreibt Anton Gerashchenko, Berater des ukrainischen Innenministeriums.
Auch dem Telegram-Kanal "Emergency Dagestan" zufolge werden Autos, die den Flughafen verlassen, nach Juden abgesucht. Der Kanal "Here is Dagestan" behauptet, dass bei der Suche nach israelischen Staatsbürger:innen nach den Dokumenten der Autoinsassen verlangt wird.
Auch der ukrainische Ex-Botschafter Olexander Scherba teilt Videos von dem Mob auf X, ehemals Twitter. Angeblich sollen die Aufnahmen zeigen, wie Einheimische den Flughafen stürmen, nachdem ein Flugzeug aus Tel-Aviv gelandet ist. Außerhalb kontrollieren sie, laut Scherba, Pässe und suchen nach Israelis. Von der Polizei fehle jede Spur.
Jagd auf Juden in Russland – dies geschieht im Jahr 2023.
Russland ist offiziell ein Land vieler Völker und Religionen. Doch die russischen Muslime halten zu den Palästinenser:innen. In einer aufgeheizten Stimmung machen Muslime offenbar nun Jagd auf vermeintliche Juden. Wegen des Gaza-Konflikts kommt es in Russlands muslimisch geprägtem Nordkaukasus verstärkt zu antijüdischen Übergriffen seit dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober.
Dagestan: mehrere Übergriffe auf Juden in wenigen Tagen
Am Samstag umringte eine Menge aufgebrachter Menschen ein Hotel in der Stadt Chassawjurt in Dagestan, weil es das Gerücht gab, dort seien Geflüchtete aus Israel untergebracht. Die staatliche Agentur Ria bestätigte diesen Vorfall. Nach örtlichen Berichten drangen mehrere Dutzend Männer in das Hotel ein, um angeblich die Pässe der Hotelgäste zu kontrollieren. Die Polizei riegelte das Hotel ab.
In Naltschik wurden am Sonntag Reifen neben einem jüdischen Kulturzentrum im Bau angezündet, wie die Nachrichtenagentur Ria meldete. Das Gebäude wurde nach Angaben der Sicherheitsbehörden der Teilrepublik Kabardino-Balkarie mit extremistischen Losungen beschmiert. Fotos zufolge stand dort "Tod den Juden". In der Teilrepublik Karatschajewo-Tscherkessien riefen Demonstriende dazu auf, die örtliche jüdische Bevölkerung auszusiedeln.
Der Republikchef von Dagestan, Sergej Melikow, ruft die Bevölkerung auf, sich nicht von Extremisten aufstacheln zu lassen, die die Lage destabilisieren wollten. "Wegen der Fakes, die von unseren Feinden verbreitet werden, waren einige noch ganz junge Leute drauf und dran, die Gesetze zu verletzen", schreibt er auf Telegram. Auch die islamische Geistlichkeit der Region stellt klar: "Der Antisemitismus hat keinen Platz im multiethnischen Nordkaukasus."
Derweil spricht Ovadya Isakov, ein Vertreter des russischen Oberrabbinats in der Republik Dagestan, über eine mögliche Evakuierung der jüdischen Gemeinschaft aus der Region. Man fühle sich nicht mehr sicher. Das berichtet zumindest News.ru.
Wegen der Gewalt im Nahen Osten hatte sich Präsident Wladimir Putin vergangene Woche mit den Oberhäuptern der in Russland vertretenen Religionen getroffen. Dabei beschwor er ein friedliches Zusammenleben der Völker und Religionen in dem großen Land.
"Dies ist kein Einzelfall in Machatschkala, sondern Teil der in Russland weit verbreiteten Kultur des Hasses gegenüber anderen Nationen, die vom staatlichen Fernsehen, von Experten und Behörden propagiert wird", schreibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X, kurz nachdem die schockierenden Aufnahmen von dem antisemitischen Vorfall am Flughafen viral gehen.
Der russische Antisemitismus und der Hass auf andere Nationen sind laut ihm systemisch und tief verwurzelt. Hass sei die Ursache für Aggression und Terror, führt Selenskyj aus, der selbst Jude ist.
(Mit Material der dpa)
Die Grünen, die haben laut konservativen und rechten Kräften immer Schuld an allem. Oder der "woke Wahnsinn". Was für viele Revisionisten eigentlich dasselbe ist. Und was machen die Woken laut rechter und konservativer Ecke? Natürlich alles wegcanceln aka zensieren, was nicht in ihre "Ideologie" passe. Die böse "Cancel Culture" ist längst ein Kampfbegriff der Rechten geworden.