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Ukraine setzt westliche Waffen in Russland ein: Offizier ordnet Nutzen ein

ARCHIV - 20.08.2018, Baden-W
Die Ukraine darf unter anderem Panzerhaubitzen vom Typ 2000 und Raketenwerfer des Typs Mars II auf russischem Territorium einsetzen.Bild: dpa / Sebastian Gollnow
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Hoher Ukraine-Offizier spricht von Erfolgen bei Einsatz westlicher Waffen in Russland

16.07.2024, 18:2316.07.2024, 18:36
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Lange musste Präsident Wolodymyr Selenskyj darum kämpfen, westlich gelieferte Waffen auch auf russischem Territorium einsetzen zu dürfen. Seit knapp zwei Monaten haben die USA und Deutschland dies der Ukraine unter strengen Bedingungen erlaubt.

Seitdem darf das ukrainische Militär westliche Waffen auf russischem Territorium verwenden. Allerdings mit scharfen Einschränkungen. Gegen den Beschuss aus dem russischen Grenzgebiet dürfen die ukrainischen Streitkräfte sich seit Mai auch mit aus Deutschland gelieferten Waffen wehren. Die USA erlauben ausschließlich Gegenschläge zur Verteidigung der ostukrainischen Großstadt Charkiw.

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Obwohl sich Kiew eine weitere Lockerung wünscht, waren die bisherigen gegen Russland offenbar erfolgreich. Dies behaupten jedenfalls hohe Offiziere des ukrainischen Militärs jetzt. Die Auswirkungen dieser Änderung sind demnach bedeutend.

Westliche Waffen gegen Russland: SBU-Offizier spricht über Erfolg

"Wir haben Ziele in Russland zerstört, was mehrere erfolgreiche Gegenoffensiven ermöglichte", berichtet Bankir, ein hochrangiger Offizier des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU), gegenüber CNN. Aufgrund von Sicherheitsbedenken wurde er nur mit seinem Rufnamen zitiert.

Nachdem Kiew lange Zeit mit Munitions- und Personalmangel zu kämpfen hatte, zeigt die westliche Militärhilfe dem Bericht zufolge nun Wirkung.

Soldaten an der Front berichten, dass sie das neue Arsenal nutzen können, um gezielt über die Grenze hinweg militärische Ziele anzugreifen und so die russische Offensive in der Ukraine zu schwächen. "Wir können die Auswirkungen der Hilfe jeden Tag sehen", sagt auch Ivan, ein Offizier der 148. Artilleriebrigade, zu "CNN".

Er verweist dabei auf die Bedeutung von Artillerie und Mehrfachraketenwerfern mit größerer Reichweite. Seiner Einschätzung nach haben diese Entwicklungen das russische Militär in Unsicherheit gestürzt, da sie sich auch auf russischem Territorium nicht länger sicher fühlen können.

"Wir stationieren die wirksamsten Waffensysteme in den Gebieten, in denen die Russen versuchen, die Verteidigungslinien zu durchbrechen", fügt Ivan hinzu. Dies habe zu einer deutlichen Verlangsamung des russischen Vormarsches geführt.

Charkiw: Westliche Hilfe ermöglichte Rückeroberung der Stadt

Zwar konnte Kiew große Teile seines Territoriums nicht zurückerobern, jedoch gelang es, eine Katastrophe wie die Besetzung von Charkiw zu verhindern. Teile der nördlichen Region Charkiw waren kurz nach der russischen Invasion im Februar 2022 in russische Hände gefallen.

Die Besatzung in Charkiw war brutal. Nach der Befreiung im Herbst 2022 fanden ukrainische Truppen Beweise für angebliche Kriegsverbrechen, darunter mehrere Massengräber und Folterkammern. Im Mai dieses Jahres startete Russland einen weiteren Angriff auf die Region, um den Munitionsmangel der Ukraine auszunutzen.

Dem Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) zufolge starben im Mai mindestens 174 Zivilist:innen in der Ukraine, die meisten davon in Charkiw.

Der internationale Sicherheitsexperte Oleksiy Melnyk, Co-Direktor am Razumkov-Zentrum in Kiew, nannte die erneute Besetzung der Gebiete nördlich von Charkiw einen "tragischen Moment" für die Ukraine.

Dennoch markierte dies einen wichtigen Wendepunkt, da die Haltung der westlichen Partner sich dadurch verändert hatte. "Dies löste einen Wandel in der Position unserer westlichen Partner aus und ermutigte sie, die Beschränkungen für den Einsatz westlicher Waffen zumindest teilweise aufzuheben", sagte Melnyk.

30.06.2024, Ukraine, Charkiw: Ein Polizeibeamter sammelt Beweise nach einem russischen Angriff. Foto: Andrii Marienko/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Seit Beginn des Ukraine-Krieges ist Charkiw eine der umkämpftesten Regionen.Bild: AP / Andrii Marienko

Westliche Waffen auf russischem Gebiet vereinfachen Verteidigung

Durch die neuen Langstreckenraketensysteme, insbesondere ATACMS, konnte die Ukraine effizienter gegen Ziele in Russland vorgehen. "Bei Drohnenangriffen haben die Russen Stunden Zeit zu reagieren. Mit ATACMS ist das eine Sache von Minuten", erklärte Melnyk.

Konrad Muzyka, Direktor von Rochan Consulting, bestätigte, dass Russland nicht länger in der Lage sei, die Region Charkiw mit Raketensystemen des Typs S-300 und S-400 anzugreifen.

Trotz der neuen Waffen ist die Ukraine noch weit davon entfernt, die russischen Streitkräfte vollständig zu vertreiben. Ein Offizier der 148. Artilleriebrigade, genannt Senator, betonte im Gespräch mit "CNN": "Es reicht aus, um den Feind zurückzuhalten, aber nicht, um die Situation dramatisch zu ändern."

Kiew setzt nun auf die baldige Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen, jedoch bleibt unklar, ob diese einen grundlegenden Wandel herbeiführen können.

Muzyka wies darauf hin, dass die Ukraine sowohl auf die westliche Unterstützung als auch auf ihre eigene Mobilisierung angewiesen sei. Das neue Mobilisierungsgesetz, das alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren zur Registrierung verpflichtet, trat im Mai in Kraft. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Ukraine ihre Verteidigung stabilisieren und die nächsten strategischen Schritte erfolgreich planen kann.

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