Politik
International

Fake-News zu Trump-Attacke: Warum "Mark Violets" für den Täter gehalten wurde

News Bilder des Tages 240714 -- PENNSYLVANIA , July 14, 2024 -- This video screenshot shows former U.S. President Donald Trump being helped off the stage at a rally in Butler, Pennsylvania of the Unit ...
Nach der Attacke auf Donald Trump geriet ein Italiener kurzzeitig in den Verdacht, der Täter zu sein. Zu Unrecht. Bild: imago images / Xinhua
International

Fake-News zu Trump-Attacke: Wie "Mark Violets" zu Unrecht zum Täter wurde

15.07.2024, 13:35
Mehr «Politik»

Seit der Nacht zum Sonntag ist die politische Welt – mal wieder – in Aufruhr: Der ehemalige US-Präsident und Präsidentschaftskandidat Donald Trump wurde bei einem Wahlkampfauftritt in Pennsylvania angegriffen.

In den ersten Stunden nach dem Vorfall, bei dem Trump durch eine Schusswaffe am Ohr verletzt wurde, geriet der italienische Journalist Marco Violi plötzlich ins Kreuzfeuer.

Im Chaos der ersten Berichterstattung wurde er zunächst auf einigen Plattformen für den Täter gehalten, die Nachricht verbreitete sich in rasanter Geschwindigkeit. Sogar einige internationale Medien nahmen diese Falschmeldung auf.

Violi, der in Rom lebt und als Publizist in der italienischen Journalistenkammer eingeschrieben ist, wurde infolgedessen von einer Flut von Nachrichten geweckt. Eigentlich ist er Sportjournalist mit Fokus auf den Fußballklub AS Roma. Als er erwachte, fand er sich in der Rolle als "antifaschistischer Attentäter" wieder. Er sollte demnach auf Trump geschossen haben.

Eine Lüge.

Two front pages of British national newspapers, late editions for London, Sunday, July 14, 2024, showing the reaction to events at former President Trump campaign rally in Butler, Pennsylvania. Donald ...
Weltweit berichten Medien über die Schüsse bei einer Wahlkampfveranstaltung von Trump. Bild: AP / Thomas Kyrch

Nun erzählt er, wie er diese Stunden erlebte und wie es seiner Meinung nach dazu kommen konnte. Es ist eine Geschichte davon, wie Fake-News sich ungefiltert auf Social Media verbreiten können.

Marco Violi wird zu "Mark Violets" und Trump-Attentäter

Der Name des wahren mutmaßlichen Täters, Thomas Matthew Crooks, wurde erst am Sonntagmorgen von der FBI bestätigt. In den Stunden dazwischen erlebte der falsch verdächtigte Marco Violi einen wahr gewordenen Alptraum.

Der Italiener wurde mitten in der Nacht von einer Flut von Nachrichten geweckt, wie er der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" und auf Instagram erzählt. "Ich bin um zwei Uhr nachts aufgewacht und mein Telefon war bereits mit Benachrichtigungen zugebombt worden", schildert er.

Böse Nachrichten und Anfeindungen seien über alle möglichen Kanäle gekommen: sowohl über Instagram, als auch über X. Dabei musste er feststellen, dass ein Foto von ihm mit der Behauptung, er sei der "antifaschistische Attentäter, der auf Trump geschossen" habe, verbreitet worden war.

Zunächst bemühte sich Violi, dessen Name in "Mark Violets" umgedichtet worden war, darum, diese Behauptungen zu dementieren und aufzuklären. "Die Nachrichten, die über mich verbreitet werden, sind völlig haltlos", erklärte Violi auf Instagram.

Doch die Welle an Nachrichten wurde so immens, dass er sein Konto auf X stilllegte. Er kündigte an: "Es ist absurd. Am Montag werde ich Anzeige erstatten", sagte er.

Nach Trump-Attacke: Italiener Violi äußert Vermutung zu Fake-News

Violi vermutet, dass die Lüge von einer Gruppe von Leuten in die Welt gesetzt wurde, die schon seit 2018 versuchte, ihm das Leben schwer zu machen. Er hat eine Klage gegen die Inhaber zweier X-Konten angekündigt. Einer der Accounts, die Ursprung dieser Falschbehauptung ist, ist das mittlerweile gelöschte Konto mit dem Namen "Moussolinho".

Matteo Flora, ein Experte für Online-Reputation und Gründer von The Fool, rekonstruierte die Entstehung der Falschmeldung, wie "Corriere della Sera" berichtet. Auch Flora identifizierte den Ursprung bei dem Account "Moussolinho".

Demnach verbreitete sich die Geschichte schnell über verschiedene Plattformen und wurde von englisch- und spanischsprachigen Accounts aufgenommen. Sogar internationale Medien wie die spanische Zeitung "El País" und einige US-amerikanische Fernsehsender griffen die falschen Anschuldigungen auf.

Marco Violi ist seit Jahren Zielscheibe von "Moussolinho" und der Twitter-Community "Twitter Calcio", die sich intensiv mit Fußballthemen auseinandersetzt. Violi sagte dazu:

"Seit 2018, als ich die Präsidentschaft von Pallotta bei der Roma kritisierte, werde ich von ihnen ins Visier genommen. Es wurde so schlimm, dass sie vor meiner Haustür auftauchten. Die Staatsanwaltschaft hat bisher nichts unternommen."

Bereits 2021 war versucht worden, ihn mit einem Attentat in Kongsberg, Norwegen, in Verbindung zu bringen. Damals tauchte der Name "Marek Al-Viol" auf, unter dem er beschuldigt wurde.

Nach Trump-Attacke: Millionen-Account teilte Fake-News auf X

Der falsche Name "Mark Violets" erlebte in der Nacht von Samstag auf Sonntag einen rasanten Anstieg bei Google Trends. Während Zeitungen und Fernsehsender die ersten Bilder von Trump zeigten, kursierten auf X bereits Fotos von Violi mit den Fake-News.

Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden? Hier findest du unseren Broadcast-Channel.

Dass die Falschmeldung so explodierte, liegt wohl auch daran, dass diese Falschmeldung von einem prominenten Account mit dem Namen "Wall Street Silver" gepostet wurde. Dieser Kanal hat 1,3 Millionen Follower:innen und verbreitete ein mittlerweile gelöschtes Bild von Violi.

Dazu stand die Behauptung, das Polizeidepartement von Butler, Pennsylvania, habe ihn als "Mark Violets, ein Mitglied der Antifa" identifiziert.

Kursk: Video zeigt Strom ukrainischer Soldaten und Militärfahrzeuge nach Russland

Am 6. August schaffte die Ukraine etwas, womit niemand gerechnet hatte: Die Kiewer Streitkräfte schlugen nach zweieinhalb Jahren des Krieges zurück und marschierten auf russischen Boden ein. Fast zwei Wochen nach dem Einmarsch macht die Ukraine in der Region Kursk noch weiter Gebietsgewinne. Russland war es bisher nicht möglich, den Feind aus dem Land zu verdrängen.

Zur Story