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USA: Trump beunruhigt mit Statement zu Museen und Sklaverei

President Donald Trump stands before greeting Ukraine's President Volodymyr Zelenskyy as he arrives at the White House, Monday, Aug. 18, 2025, in Washington. (AP Photo/Alex Brandon)
Donald Trump stellt sich offen gegen demokratische Prozesse und Erinnerungskultur.Bild: AP / Alex Brandon
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Trump attackiert Museen: Experte warnt vor alternativer Geschichtsschreibung

Donald Trump greift die Smithsonian Institution an und will die Darstellung von Sklaverei in US-Museen zurückdrängen. Ein Politikwissenschaftler warnt auf Anfrage von watson vor den Folgen für die amerikanische Erinnerungskultur.
20.08.2025, 20:1220.08.2025, 20:12
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Erst Unis und Konzerne, jetzt die Erinnerungskultur: US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf Museen in den Vereinigten Staaten massiv. In einem Post auf seiner Plattform Truth Social griff er die renommierte Smithsonian Institution an: Sie ist einer der bedeutendsten Museumskomplexe der USA.

Die Smithsonian Institution betreibt zahlreiche Nationalmuseen und Forschungszentren und prägt als wichtige kulturelle Einrichtung die öffentliche Geschichtsdarstellung und Wissenschaft im Land.

Doch Trump will den Museen offenbar an den Kragen: "Die Smithsonian ist AUSSER KONTROLLE", schrieb Trump in üblicher Manier und stellte dabei sogar die Geschichte der Sklaverei infrage. In der Smithsonian geht es laut Trump nur noch darum, "wie schrecklich unser Land ist, wie schlimm die Sklaverei war und wie wenig die Unterdrückten erreicht haben. Nichts über Erfolge, nichts über Strahlkraft, nichts über Zukunft".

Er teilte mit, dass er seine Anwälte beauftragt habe, die Arbeit der Museen überprüfen zu lassen.

March 22, 2025, Birmingham, Alabama, USA: Birmingham, Alabama - The Birmingham Civil Rights Institute. The BCRI provides visitors with an understanding of the civil rights movement in Birmingham. It i ...
Das Birmingham Civil Rights Institute in Alabama widmet sich der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung.Bild: imago images / Zuma Press Wire

Dieses Vorgehen erinnert an das Muster, mit dem Trumps Regierung renommierte Universitäten bereits unter Druck gesetzt hat, weil sie zu "woke" seien. An Hochschulen waren etwa Fördergelder gekürzt worden, um Programme zu Diversität und Gleichstellung zurückzudrängen. Ein Experte zeigt sich alarmiert über die neueste Entwicklung.

Trump vs. Geschichte: Experte warnt vor gefährlichem Vorgehen

Christian Lammert, Politikwissenschaftler an der Freien Universität Berlin, sieht in Trumps Vorstoß einen gefährlichen Bruch mit demokratischen Grundsätzen. "Wenn ein US-Präsident explizit verlangt, die Sklaverei weniger prominent darzustellen, bedeutet das einen direkten Eingriff in die öffentliche Geschichtskultur", sagt er auf Anfrage von watson.

Die Erinnerung an Sklaverei sei nicht nur eine historische Pflicht, sondern zentral für das Verständnis der US-Demokratie und ihrer Widersprüche: "Sklaverei marginalisieren zu wollen heißt, ganze Teile der Bevölkerung aus der nationalen Erzählung herauszudrängen. Das beschädigt die Glaubwürdigkeit eines pluralistischen Selbstverständnisses", sagt der Experte.

Tatsächlich fügt sich Trumps Vorgehen in ein Muster, das er bereits in seiner ersten Amtszeit gepflegt hatte: eine nationalistische Geschichtserzählung, die Konflikte, Gewalt und Ungleichheit ausblendet. "Politisch würde eine solche Umschreibung der Geschichte die gesellschaftlichen Gräben eher vertiefen", so Lammert. "Wer Geschichte entpolitisiert oder beschönigt, entzieht der demokratischen Auseinandersetzung ihre gemeinsame Basis."

Trump betreibt im Kampf gegen Museen Symbolpolitik mit Folgen

Rechtlich hat Trump nur begrenzte Möglichkeiten, die Smithsonian Institution direkt anzuweisen. Sie wird durch den Kongress und unabhängige Gremien getragen. Dennoch könne schon die Drohung Wirkung entfalten, betont Lammert: "Gerade Symbolpolitik übt Druck auf Institutionen aus, sich vorbeugend anzupassen, und mobilisiert jene Teile der Bevölkerung, die ein revisionistisches Geschichtsbild teilen."

Die Folgen reichen weit über Museumsräume hinaus. Lammert warnt vor einem langfristigen Schaden für die gesellschaftliche Debatte: "Wenn die Regierung selbst die historische Realität von Sklaverei und systematischer Diskriminierung relativiert, gibt sie implizit Rückendeckung für heutige Ungleichheiten." Erinnerung sei ein Schlüssel zur Aufarbeitung, sagt er. Wer sie verdränge, erschwere Versöhnung und Fortschritt.

Diese Einschätzung passt ins Bild bei einem US-Präsidenten, der sich offen gegen Migrant:innen stellt und die Rechte queerer Personen angreift.

Trumps Attacken auf Museen sind damit mehr als ein Streit über Ausstellungstafeln. Sie sind Teil seines Kulturkampfs gegen alles, was er als "woke" brandmarkt. Damit fügen sie sich in eine Strategie ein, die Vergangenheit für politische Gegenwartsgefechte zu instrumentalisieren. Unter seinen Vorgängern mussten Museen keine Interventionen von Präsidenten befürchten – mit Trumps Kurs hat sich das geändert.

Ukrainer zu Alaska-Gipfel: "All diese Verhandlungen sind eine Farce"
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