Das J. Edgar Hoover FBI Building ist ein massiver Betonkoloss im Herzen von Washington, D.C. Wie eine imperiale Festung thront er als Fremdkörper in der Straße, schwer und kantig. Wuchtige Betonpfeiler umrahmen die graue Masse, die drohend den Bürgersteig für sich einnimmt.
Donald Trump hasst ihn. 2018 bezeichnete er den imposanten Bau, benannt nach dem ersten FBI-Direktor, als "eines der hässlichsten Gebäude der Stadt". "Sie wissen schon", sagte Trump, "die brutalistische Architektur".
Er will sie loswerden, ausradieren – aus dem Stadtbild und der Geschichte. Schon 2020, während seiner ersten Amtszeit. Und nun erneut.
Unter den zahlreichen Anordnungen, die Trump an seinem ersten Tag zurück im Weißen Haus in geschäftigem Aktionismus erlassen hat, fand sich auch ein Memorandum: "Promoting Beautiful Federal Civic Architecture". Öffentliche Gebäude sollten das "klassische architektonische Erbe" respektieren – also den Neoklassizismus des Weißen Hauses.
Was es nicht mehr geben soll: Brutalismus. Die architektonische Strömung, die in all ihren Ideen und Idealen wie ein Betonbrocken in der ideologischen Weltanschauung von Trump steht.
In den Fünfzigerjahren, nach dem Zweiten Weltkrieg, entstand ein neuer, gewaltiger Stil, der fortan unter dem wenig schmeichelhaften Wort Brutalismus firmierte. Der Schweizer Architekt Le Corbusier, einer der Begründer, sprach von "béton brut" – rohem Beton. Gemeint war nicht das Erscheinungsbild, sondern die Beschaffenheit.
Der Brutalismus sei ein Versuch, eine architektonische Ethik zu schaffen, schrieb der einflussreiche Architekturhistoriker Reyner Branham 1955. Es ging weniger um Materialien als um Ehrlichkeit. Ein Wunsch, die Dinge so zu zeigen, wie sie sind. Ungeschönt und authentisch.
In den 1960er Jahren expandierte der Stil. Überall auf der Welt entstanden klobige, grob ausgearbeitete, geometrisch verschachtelte Gebäude. Auch in Washington D.C.
Im Herzen der USA wurden zwischen 1961 und 1976 neun modernistische Gebäude gebaut, unter anderem für das neu gegründete Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung. Der Brutalismus wurde zum Symbol der sogenannten "Great Society", jenes Reformprogramms, das soziale Gerechtigkeit und staatliche Fürsorge in den Mittelpunkt stellte.
"Es war der Stil des vielleicht letzten großen Moments, in dem die Regierung sich als wohlwollende Präsenz im öffentlichen Leben behauptete", sagt der Architekturhistoriker Brian Goldstein der "New York Times".
Das Memorandum von Donald Trump fällt in eine Zeit, in der sich eine ungeahnte Welle der Popularität für den überholt geglaubten Architekturstil breit macht. Nachdem Brutalismus ab den späten 70ern zunehmend als dystopisch und einschüchternd gesehen wurde, erlebten die Betonkolosse gegen 2016 eine Renaissance, die bis heute andauert.
Mit seiner Erdverbundenheit und Unprätentiösität wurde der Brutalismus im Westen plötzlich zum Gegenentwurf des konformistischen International Style, der zunehmend mit sozialer Abschottung und kapitalistischer Distanziertheit assoziiert wurde. Auf Social Media florierten Fan-Accounts, die die dramatische Ästhetik der Bauten zelebrierten. Airbnb vermeldete, dass sich die Nennungen des Begriffs in Inseraten zwischen 2020 und 2024 fast verdoppelt hätten.
In diesen Zeitgeist platzte der monumentale, mit drei Oscars prämierte Film "The Brutalist" des Regisseurs Brady Corbet. Anfang 2025 in Deutschland erschienen, erzählt er die Geschichte des ungarisch-jüdischen Architekten und Holocaust-Überlebenden László Tóth, der nach Kriegsende in die USA emigriert ist.
In der brutalistischen Architektur verarbeitet er sein Trauma. Wo Beton einst Mauern der Angst und Zerstörung formte, schafft er nun Räume der Beständigkeit und Hoffnung. "Jetzt gehört dieser Raum allen, die Schutz brauchen", sagt Toth im Film.
In einem Interview mit dem Architektur-Magazin "Dezeen" erklärt Regisseur Brady Corbet, dass die brutalistische Architektur in gewisser Weise die Erfahrungen der Einwanderer widerspiegelt: "Zufälligerweise handelt es sich um einen Architekturstil, der vor allem von eingewanderten Architekten praktiziert wurde."
Der Brutalismus symbolisiere Andersartigkeit, sagt Corbet. "Der Impuls ist im Allgemeinen, diese Gebäude abzureißen und diese Leute rauszuschmeißen, besonders in diesem Land."
Wenn Trump also gegen den Brutalismus wettert, dann wettert er gegen seine in Beton gegossenen Ideale. Gegen migrantische Erfahrungen, den Wohlfahrtstaat, gegen Erneuerung und gegen Gleichheit. Wohl kein Architekturstil steht so roh und unmittelbar für Modernität wie der Brutalismus.
Mehr als vielleicht je ein Präsident vor ihm ist Donald Trump ein Politiker der Bilder und Symbole. Er versteht Politik als Gestus, als eine Bühne, auf der Ästhetik eine zentrale Rolle spielt. In seinem Ansatz, Brutalismus-Bauten – jene rohen, ungeschönten Monumente der Moderne – zu verbieten, zeigt sich ein Kalkül, das weit über bloße Architektur hinausgeht.
"Wir formen unsere Gebäude; danach formen sie uns", soll Winston Churchill einmal gesagt haben.
Man muss unweigerlich an Albert Speer denken, den Stararchitekten des Dritten Reichs, der den Neoklassizismus zum Ideal und die Architektur als Instrument zur Manifestation einer politischen Agenda erklärt hat. Trumps Blick auf Architektur folgt einer Ideologie der Homogenität. Vor seinem inneren Auge entsteht das Bild eines "echten" Amerikas: klassisch, monumental, geordnet.
Architektur wird hier zum Spiegelbild der politischen Identität. Ein Mittel, um Macht zu inszenieren und kulturelle Grenzen zu ziehen. Trumps Ablehnung des Brutalismus ist nicht nur Geschmackssache. Sie ist Ausdruck einer politischen Ästhetik, die den öffentlichen Raum als Bühne für Macht und Exklusivität versteht.