In den Jahren 2016 bis 2020 waren sie noch oft an der Seite des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zu sehen, seine Tochter Ivanka (l.) und Frau Melania. Bild: imago stock&people
Analyse
Es läuft nicht gut für Donald Trump. Der Ex-US-Präsident sammelt momentan Anklagen und Verurteilungen wie manch andere Muscheln am Strand im Urlaub. Man verliert beinahe die Übersicht.
Schweigegeldzahlung, sexueller Missbrauch, Vorwurf der US-Wahlbeeinflussung, illegale Aufbewahrung von Geheimdokumenten etwa im privaten Badezimmer – die Liste ist lang. Trumps Terminkalender wohl übervoll. Nebenher führt er schließlich noch Wahlkampf.
2024 will er erneut als Präsident ins Weiße Haus einziehen. Das verkündete er im November 2022 vor zahlreichen Anhänger:innen in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Damals an seiner Seite: seine Frau Melania.
Gemeinsam mit Melania verkündet Donald Trump seine Präsidentschaftskandidatur in Mar-a-Lago, Florida.Bild: AP / Andrew Harnik
Seither ist sie nicht mehr mit ihrem Mann in Erscheinung getreten. Weder zu seinen Gerichtsterminen noch Wahlkampf-Auftritten, den sogenannten "rallies". Jedenfalls nicht offiziell vor den Kameras, in der Öffentlichkeit vor den Augen der Welt.
Das sah bei den vorherigen Wahlkämpfen von Trump anderes aus. Oft sah man ihn in Begleitung seiner Familie – neben Melania erhielt er auch Unterstützung einer anderen Trump: seiner Tochter Ivanka. Aber auch sie zeigt sich nicht mehr neben ihrem Vater auf der politischen Bühne.
Auch Trumps Tochter Ivanka hat wohl keine Lust mehr auf Wahlkampf
Dabei war die First Daughter in den Jahren 2017 bis 2021 als Beraterin voll und ganz in die Politik ihres Vaters involviert. Doch nach der Ankündigung der erneuten Präsidentschaftskandidatur ihres Vaters machte die 41-Jährige klar: Sie will mit Politik nichts mehr zu tun haben.
Ivanka Trump zwischen ihrem Vater und dem damaligen Premierminister Japans Shinzo Abe beim G20-Gipfel 2019.Bild: dpa / Stefan Rousseau
Laut US-Medien habe sie sich bewusst dagegen entschieden, etwa bei der Verkündung in Mar-a-Lago mit auf der Bühne zu stehen. In ihren sozialen Kanälen teilte sie damals laut Medienberichten mit:
"Ich liebe meinen Vater sehr, aber dieses Mal stelle ich meine Kinder und das Leben, das wir als Familie haben, über alles andere. Ich habe nicht vor, etwas mit Politik zu tun zu haben."
Allerdings verpackte sie diese Botschaft in eine kurzlebige Instagram-Story, die nach 24 Stunden verschwindet. In ihrem Feed bei X (ehemals Twitter) ist der Post auch nicht mehr auffindbar.
Dafür gibt es reichlich Fotos mit ihrem Mann Jared Kushner und ihren drei Kindern, etwa im Fußballstadion oder auf Reisen. Zudem zeigt sie sich immer wieder bei ehrenamtlichen Tätigkeiten, hilft bei der Essensausgabe, zeigt sich "volksnah" und bodenständig.
Aber keine Spur von unterstützenden Worten für den Wahlkampf ihres Vaters. Lediglich ein Gruß zum Vatertag am 18. Juni mit den kurzen Zeilen: "Happy Father’s Day, dad! I love you!" Vier Tage zuvor hatte er Geburtstag – dazu richtete sie auf ihrem Instagram-Kanal Glückwünsche aus.
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Beinahe symbolhaft entschied sie sich dabei für ein Foto, dass eine gewisse Distanz ausstrahlt. Die restlichen Bilder in der Fotoreihe sind lediglich gemeinsame Fotos mit ihrem Vater aus alten Zeiten.
2020 sah das noch ganz anders aus: Ivankas Instagram-Feed war voll mit Aufnahmen ihrer Wahlkampfauftritte und Schnappschüssen mit ihrem Vater – man umarmte sich, gab sich ein Bussi. Aufnahmen, nach denen man heute vergebens sucht, auch mit Trumps Frau Melania.
Bei der Präsidentschaftswahl 2020 unterstützte Ivanka Trump ihren Vater noch tatkräftig.bild: screenshot instagram / invanka trump
Melanias Auftritt in den sozialen Medien wirkt kühl und distanziert
In den sozialen Medien hält sich die 53-jährige Melania, beziehungsweise ihr Pressteam, offenbar zurück. Im Gegensatz zu ihrem Mann postet sie etwa auf Instagram nur selten. Auf den Fotos mit Donald sind die beiden auffällig oft von hinten zu sehen – wie am 4. Juli, am US-Unabhängigkeitstag.
Doch das ist nichts Neues. Allgemein hielt sich die ehemalige First Lady eher im Hintergrund – anders als ihre Vorgängerin Michelle Obama zum Vergleich. Allerdings ist es heute noch auffälliger, als sei sie von der Bildfläche verschwunden.
Früher begleitete sie ihren Mann häufiger zu Veranstaltungen, war präsenter in der Öffentlichkeit. Doch nun soll die ehemalige – und möglicherweise künftige – First Lady wiederholt Angebote ihres Mannes abgelehnt haben, mit ihm vor den Präsidentschaftswahlen 2024 Wahlkampf zu betreiben. Das schreibt Ende Juli die US-Tageszeitung "New York Times".
Laut des Berichts lebt Melania zurückgezogen hinter den Toren ihrer drei Häuser im kleinen Kreis – mit ihrem Sohn Barron, ihren Eltern und einer Handvoll Freunde. "Sie besucht ihre Friseure, berät sich mit Hervé Pierre, ihrem langjährigen Stylisten, und trifft sich manchmal mit ihrem Mann zum Freitagsdinner in deren Clubs", schreibt die Tageszeitung.
Ein Schnappschuss der Trumps von 2020 mit ihrem Sohn Barron. Heute sind solche Aufnahmen rar.Bild: imago images / Stefani Reynolds
Ihr größtes Augenmerk liege dabei auf nur einem Trump: ihrem 17-jährigen Sohn Barron. An einer Wahlkampftour habe sie kein Interesse. Die "New York Times" schreibt:
"Für ihr Leben nach der Präsidentschaft wünscht sich Frau Trump, was sie im Weißen Haus nicht bekommen konnte: ein Gefühl von Privatsphäre. Diese Bemühungen, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen, wurden durch ihren Mann erschwert, der sie erneut zur Ehefrau eines Kandidaten gemacht hat."
Während Donald Trump bereits seine vierte Anklage am Hals hat, schweige Melania beharrlich über seine zunehmende rechtliche Gefährdung. Ihm drohen hohe Haft- und Geldstrafen. Im Zusammenhang mit einer Schweigegeldzahlung hatte er angeblich 2006 Sex mit der Pornodarstellerin Stormy Daniels.
Brisant: Zu diesem Zeitpunkt war Melania schon mit Donald verheiratet.
Melania zieht sich wohl noch mehr ins Private zurück
Auch die Verurteilung des eigenen Mannes wegen sexuellen Missbrauchs geht wohl nicht spurlos an Melania und ihrer Ehe mit Donald vorbei – ob sie den Anschuldigungen glaubt oder nicht. Dazu brodelt immer wieder die Gerüchteküche um angebliche Affären des Ex-Präsidenten.
"Aus ihrer Sicht und aus der Sicht ihrer Freunde hat sie viel durchgemacht und ist als starke, unabhängige Frau daraus hervorgegangen", zitiert die "New York Times" Kolumnist R. Couri Hay. Laut eigener Angabe kannte er Melania, als diese noch in New York lebte. "Sie hat gelernt, die Tür zu schließen, die Fensterläden zu schließen und privat zu bleiben. Wir sehen nicht viel, wir hören nicht viel", führt sie aus.
Im Mai versicherte Melania in einem Interview mit dem konservativen US-Sender "Fox News" ihre Unterstützung und dass sie hinter Trumps Kampagne für 2024 stehe. Es sei ein "Privileg", wieder als First Lady zu dienen. Doch auf Worte folgen offensichtlich keine Taten.
Es ist nicht zu übersehen: Im Vergleich zu der ersten (2016) sowie zweiten Trump-Wahlkampagne (2020) sticht ihre Abwesenheit diesmal deutlich hervor. Ganz anders sieht das etwa bei Donald Trumps parteiinternen Rivalen Ron DeSantis und seiner Frau Casey aus.
Ivanka und Melania neben Donald Trump 2016 im US-Bundesstaat South Carolina.Bild: imago stock&people / UPI Photo
Rivale Ron DeSantis zeigt sich als fürsorglicher Vater und Ehemann
Die DeSantis-Familie setzt sich gekonnt in Szene als die christlich konservative "Vorzeige-Familie" – ein Weltbild, das eben gut bei republikanischen Wähler:innen ankommt. Immer wieder schwärmt Casey davon, wie toll ihr Mann sei, dass er etwa die Kinder in den Armen hielt, als sie zu schwach dafür war. 2021 litt sie an Brustkrebs.
Es vergeht kaum eine Veranstaltung, an der Casey nicht ihren Mann begleitet – immer dabei die drei Kinder. Allerdings ändert das kaum etwas an den miesen Umfragewerten für Floridas Gouverneur. Donald Trump bleibt weiterhin der Top-Kandidat der Republikaner. Trotz seiner juristischen Probleme.
Doch es ist offenbar ein einsamer Kampf.
Der Instagram-Feed von Casey DeSantis ist reichlich gefüllt mit Familienfotos. bild: screenshot instagram / casey Desantis
Denn auf den früheren großen Rückhalt von Melania und Ivanka kann er wohl nicht mehr hoffen. Frau und Tochter einer der umstrittensten Persönlichkeiten des amerikanischen öffentlichen Lebens ziehen sich zurück.