Ein russischer Söldner auf einem Friedhof in der Ukraine – in Russland will ein Dorf nun keine weiteren Wagner-Mitglieder mehr begraben.Bild: IMAGO/SNA/ Evgeny Biyatov / imago images
Analyse
Yasmin Müller / watson.ch
Frisch ausgehobene Gräber reihen sich aneinander. In der Erde steckt jeweils ein schlichtes Holzkreuz mit einer Namensinschrift, daneben liegt ein Kranz mit den Insignien der russischen Wagner-Gruppe. So sieht der Friedhof eines Dorfes im Süden Russlands aus.
Dass die Leichen von gefallenen russischen Soldaten zurück nach Russland müssen, ist im Völkerrecht so vorgesehen. Das gilt auch für Wagner-Kämpfer. Doch deren Beisetzung sorgt nun für rote Köpfe in Russland – denn nicht alle wollen die toten Wagners in ihrer geweihten Erde wissen. Dabei liegen sie da schon seit Monaten und zu Dutzenden.
Die Bestattung am Wochenende
Inmitten der Ausläufer des Kaukasus fand am vergangenen Sonntag auf dem Friedhof des russischen Dorfes Bakinskaya in der Region Krasnodar eine Massenbeerdigung für Mitglieder der Wagner-Gruppe statt – obwohl die örtlichen Behörden sich vorher öffentlich dagegen ausgesprochen hatten.
Der Grund für die Ablehnung der offiziellen Stellen: Die Region ist als Kurort konzipiert. Ein Denkmal für Wagner-Kämpfer bricht brutal mit der Idylle rund um die heilenden Thermalquellen.
Einen Tag vor der geplanten Beerdigung polterte Jewgeni Prigoschin – Gründer der Wagners – auf Telegram über die Gemeindeverwaltung. Er empörte sich, dass der paramilitärischen Organisation verboten wurde, ihre Toten in der Region zu bestatten. Das Verwaltungsoberhaupt konterte:
"Ich bin sicher, dass es in der Region genug Gemeinden gibt, die keine Kurorte sind und die Platz haben für Bestattungen und die Schaffung geeigneter Denkmäler."
Doch die offiziellen Stellen seien schließlich unter dem "öffentlichen Aufschrei" eingeknickt und die toten Soldaten konnten darum trotzdem in Bakinskaya beigesetzt werden. Das behauptet zumindest der Telegram-Kanal Grey Zone, der den Wagner-Truppen sehr nahesteht.
Bild: screenshot / telegram @grey zone / watson.ch
Der Fernsehsender Goryachi Klyuch News veröffentlichte Videomaterial von der Beerdigung, zu der "Hunderte" von Einheimischen und Besuchern gekommen sein sollen. Zu sehen ist dabei nicht nur der Priester, der Weihrauch schwenkend die Reihen von Särgen abschreitet, sondern auch die Ansprache von Jewgeni Prigoschin:
"Danke an alle, die gekommen sind, und an diejenigen, die uns unterstützen. Wir haben diese Drecksäcke, die sich in ihren Büros verstecken, gezwungen, uns nicht daran zu hindern."
Es ist einer der seltenen Momente, in denen auch das russische Fernsehen den Krieg thematisiert – anhand einer Trauerfeier für Soldaten einer Armee, die es bis letzten Herbst offiziell nicht einmal gab. Und mit Trauergästen, die erfüllt sind vom Wunsch nach Rache.
Das Gräberfeld während der letzten Monate
Der Pressedienst von Prigoschin veröffentlichte am 18. März die Audiodatei eines Gesprächs, aus dem hervorgeht, dass die Stadtverwaltung insgesamt 780 Plätze auf dem Friedhof in Bakinskaya für die Bestattung von Wagner-Söldnern reserviert habe.
Ende Januar besuchten Reporter der Nachrichtenagentur Reuters das Gräberfeld. Damals waren rund 200 Gräber belegt. Dem am Samstag veröffentlichten Gespräch ist zu entnehmen, dass mittlerweile 500 Grabplätze belegt sind.
Die ersten Toten wurden wohl im Verlauf des vergangenen Novembers beigesetzt, wie Satellitendaten der amerikanischen Firma Maxar Technologies vermuten lassen. Videos und Fotos der Gräber erschienen erstmals im Dezember auf Social-Media-Kanälen.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat sich für die Beisetzungen stark gemacht.Bild: AP/dpa
Reuters gelang es im Januar, 39 der 200 Toten zu identifizieren. Es waren alles Sträflinge, die Wagner gezielt für den Krieg in der Ukraine rekrutiert hatte. Das Versprechen: Begnadigung nach sechs Monaten Dienst an der Front, "eine zweite Chance im Leben" oder "sich selbst zu erlösen". Dabei befanden sich unter den toten Söldnern mindestens ein Auftragsmörder sowie mehrere Mörder.
Die genauen Todesumstände der Söldner konnte die Nachrichtenagentur nicht rekonstruieren, allerdings habe die Mutter eines der Toten bestätigt, dass ihr Sohn in der Region Donezk getötet worden sei.
Die russische staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti veröffentlichte Anfang Januar Aufnahmen von Prigoschin, der den Friedhof besuchte. Darin bekreuzigt er sich und legt Blumen an einem Wagner-Grab nieder. Lokale Medien schrieben, dass der Wagner-Chef damals erklärt habe, dass die Männer explizit den Wunsch geäußert hätten, in einer bestimmten Kapelle bei der Stadt Goryachiy Klyuch beerdigt zu werden. Diese sei aber mittlerweile voll, weshalb man auf den Friedhof von Bakinskaya ausgewichen sei, so Reuters.
Prigoschin legt Rosen an einem Wagner-Grab nieder, Aufnahmen des Grabfeldes (vom Januar 2023):
Das Gräberfeld wird sich wohl noch weiter füllen – auch wenn sich die Behörden weiter sträuben werden. Denn mittlerweile kursieren auf Telegram Drohungen gegen die Verwaltung von Gorjatschi Kljutsch. Ein vermummter und bewaffneter Wagner-Söldner steht inmitten gleich ausgerüsteter Kollegen und knurrt heiser in die Kamera:
"Wir kommen und befassen uns mit euch, ihr Schlampen. Denn ihr Schlampen richtet mehr Schaden an als die ukrainische Armee, als die Nazis. Ihr seid die Nazis."
Die Grünen, die haben laut konservativen und rechten Kräften immer Schuld an allem. Oder der "woke Wahnsinn". Was für viele Revisionisten eigentlich dasselbe ist. Und was machen die Woken laut rechter und konservativer Ecke? Natürlich alles wegcanceln aka zensieren, was nicht in ihre "Ideologie" passe. Die böse "Cancel Culture" ist längst ein Kampfbegriff der Rechten geworden.