Seit mehr als drei Jahren greift Russland völkerrechtswidrig die Ukraine an. In kürzester Zeit wollte die russische Armee das Nachbarland einnehmen, doch der Widerstand war und ist heute noch groß. Mithilfe westlicher Unterstützung gelingt es den ukrainischen Truppen, die Invasion weitgehend aufzuhalten.
Auch großangelegte Sanktionen der Verbündeten sollen die Wirtschaft in Russland lahmlegen. Die drei Jahre Krieg hinterlassen deutliche Spuren. Neue Daten geben eine düstere Prognose.
"Die russische Wirtschaft steht am Rande des Zusammenbruchs", schreibt die irische Zeitung "Irish Star". Die Industrieproduktion befinde sich im Sturzflug und große Unternehmen haben umfangreiche Entlassungen vorgenommen.
Dabei bezieht sich der Bericht etwa auf die jüngsten Daten des "Purchasing Managers Index" (PMI) (zu Deutsch Einkaufsmanagerindex). Sie deuten demnach auf ein Schrumpfen sowohl des Dienstleistungssektors als auch des verarbeitenden Gewerbes hin.
Analyst:innen gehen laut "Irish Star" davon aus, dass die rekordverdächtigen Zinssätze von 21 Prozent über zwei Jahrzehnte hinweg die Situation verschärfen. Dazu kommen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Angriffskrieges in der Ukraine. All das lasse die russische Wirtschaft auf einen großen und gefährlichen Sturz zusteuern.
Olga Petrova ist geschäftsführende Gesellschafterin von VIZIVI Consult, eine der führenden russischen Personalvermittlungsagenturen. Sie habe der unabhängigen russischen Nachrichtenagentur "The Bell" erklärt:
Sprich, der Stellenabbau betrifft nun offenbar auch Sektoren, die bisher als sicher galten. Dennoch prahlte Präsident Wladimir Putin in den vergangenen drei Jahren oft damit, dass Russlands Wirtschaft den düsteren Prognosen nach seinem Einmarsch in die Ukraine 2022 getrotzt habe.
Allerdings steht diese scheinbare Widerstandsfähigkeit auf wackeligem Boden.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte in jenem Jahr um 1,2 Prozent, erholte sich aber nach Angaben des Internationalen Währungsfonds in den Jahren 2023 und 2024 um 3,6 Prozent. Der Grund: Putin hat eine überhitzte Kriegswirtschaft aufgebaut.
Laut "Reuters" könnte eine Rückkehr zur Normalität daher eine harte Bruchlandung für Russland werden.
Dem Bericht zufolge machen derzeit die Militärausgaben acht Prozent des BIP und 40 Prozent des föderalen Staatshaushalts aus. Dabei erfassen die offiziellen Zahlen bisher nicht alle verteidigungsbezogenen Ausgaben.
Angesichts der Bemühungen der USA, ihren Friedensdeal mit Russland durchzuboxen, warnen Militärexpert:innen, dass ein künftiger Waffenstillstand Putin nicht friedlich stimmen werde. In anderen Worten: Den sogenannten "Scheinfrieden" werde Russland nutzen, um die auf Verteidigung ausgerichtete Wirtschaft fortzusetzen.
Laut "Reuters" könnte Putin den Waffenstillstand nutzen, um die Ressourcen für künftige Angriffe auf Osteuropa zu sammeln. Aber laut der irischen Zeitung läuft auch bei der russischen Kriegsindustrie nicht alles so rosig.
Demnach habe der militärisch-industrielle Komplex, der bereits unter dem Druck der Kriegskosten steht, einen erheblichen Rückschlag erlitten. Dazu kommt der Verlust von Tausenden Männern, die an der Front kämpfen und ihr Leben verlieren. Dieser menschliche Tribut verschärfe die wirtschaftlichen Turbulenzen zusätzlich, heißt es im Bericht vom "Irish Star".
Die von den britischen Geheimdiensten im Februar veröffentlichten Daten zeigen, dass die Zahl der Opfer bei den russischen Truppen seit Beginn des Krieges in der Ukraine zwischen 175.000 und 200.000 liege. Dabei geht man von etwa 40.000 bis 60.000 Todesopfern aus.
Die Ukraine gibt größere Zahlen an. Mit Stand vom 1. Februar 2025 belaufen sich die russischen Kampfverluste nach Schätzung des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte auf 839.040 Mann.
Laut "Reuters" herrsche in Russland eine niedrige Arbeitslosenquote von etwa zwei Prozent wegen des chronischen Arbeitskräftemangels. Theoretisch sollte die Rückführung von Soldaten in ihre Heimat helfen.
Allerdings schrumpft die russische Erwerbsbevölkerung aufgrund der katastrophalen demografischen Entwicklung jedes Jahr um etwa eine Million Männer, stellt Wirtschaftswissenschaftler Janis Kluge im Bericht fest.
Zudem würde es den zurückkehrenden Soldaten und Personen, die im militärischen Bereich gearbeitet haben, schwerfallen, wieder auf dem "normalen" Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
"Sie kommen häufig aus den ärmsten Regionen des Landes und verfügen nicht über die in der zivilen Wirtschaft erforderlichen Qualifikationen", heißt es. Und dann gibt es noch das Problem mit den Krediten.
Sollte Putin die russische Wirtschaft wieder auf einen normalen Kurs bringen wollen, sehe er sich mit den Folgen eines mehrjährigen Kreditbooms von Großbanken konfrontiert. Nach Angaben der Bank von Russland machen zinsgünstige Kredite inzwischen etwa 16 Prozent des Gesamtportfolios der Banken aus, schreibt "Reuters".
Dies würde die Aussicht auf eine Welle von Zahlungsausfällen in der Nachkriegszeit erhöhen, wenn die Verteidigungsausgaben sinken und die Wirtschaft sich verlangsamt.