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Russland: Putins Propaganda-Meister Wladimir Solowjow bedroht Berlin

Putins Propaganda-Puppe Wladimir Solowjow hetzt in seiner Abendsendung täglich gegen die Ukraine und droht ihren Verbündeten. Seine Worte werden immer vulgärer und hasserfüllter.
Putins Propaganda-Puppe Wladimir Solowjow hetzt in seiner Abendsendung täglich gegen die Ukraine und droht ihren Verbündeten. Seine Worte werden immer vulgärer und hasserfüllter. Bild: IMAGO / SNA / Pavel Bednyakov
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Russland: So gefährlich ist Putins Hetzer Solowjow: "Die ganze Welt wird in Asche liegen"

30.11.2022, 18:3901.12.2022, 09:29
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Beleidigungen, Demütigungen, Lügen und Hassreden – das ist "Der Abend mit Solowjow". Eine Talkshow, die auf dem Staatssender "Russiya1" läuft. Der Gastgeber ist einer der einflussreichsten Propagandisten Russlands: Wladimir Solowjow.

Gemeinsam mit seinen Studiogästen hetzt er leidenschaftlich gegen die Ukraine und ihre Verbündeten. Den russischen Angriffskrieg verherrlicht der Kreml-Propagandist.

Kürzlich diskutierte Solowjow mit seiner Kollegin Margarita Simonjan darüber, was passiert, wenn Russland den Angriffskrieg gegen sein Nachbarland verliere. Er sagte dazu:

"Aber wir können nicht verlieren. Es wird kein Den Haag geben, wenn wir verlieren. Es wird überhaupt nichts mehr geben. Die ganze Welt wird in Asche liegen."

Der Wandel des Solowjow – vom angesehenen Journalisten zum Hetzer

Seit 2010 ist Solowjow in Russland ein bekannter Radio- und Fernsehmoderator, dabei galt er früher als ein unabhängiger angesehener Journalist. Heute hetzt er für den Kreml und schießt scharf gegen die Ukraine. Auch das war 2013 noch anders. Damals lehnte er die Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim strikt ab.

Für die russische Zeitung "Novaya Gazeta" analysiert die Journalistin Vera Chelisheva die Karriere von Solowjow. Die Zeitung ist eines der wenigen verbliebenen unabhängigen Medien in Russland. 2021 erhielt der Chefredakteur Dmitri Muratow den Friedensnobelpreis.

In einem Artikel stellt Chelisheva zwei Aussagen des Propagandisten gegenüber.

Moscow. The journalist, the TV and radio host Vladimir Solovyov acts on a federal educational marathon The new horizons . KomsomolskayaxPravda
Wladimir Solowjow hat seine Ansichten über die Ukraine in kürzester Zeit drastisch geändert.Bild: IMAGO/Russian Look / Komsomolskaya Pravda

Die erste stammt aus einer offenen Gesprächsrunde 2013. Eine Zuschauerin fragte Solowjow, ob er die Eingliederung der Krim befürworten würde. Seine Antwort lautete:

"Gott bewahre. Wozu brauchen Sie die Krim? Wollen Sie mit der Ukraine Krieg führen? Wie viele ukrainische und russische Leben sind Sie bereit zu opfern, um die Krim zu erobern, die längst zum Territorium der Krimtataren geworden ist?"

Krimtatar:innen sind ein muslimisches Turkvolk, das unter anderem auch auf der Halbinsel Krim angesiedelt ist.

Solowjow argumentierte damals, dass Russland seine post-imperialen Schmerzen überwinden müsse. "Welchen Zeitpunkt der Geschichte werden wir nehmen, um zu bestimmen, was wir uns nehmen dürfen und was nicht?", fragte er die Frau, die sich die Krim zurück in russische Hände wünschte. Ein Jahr später sollte ihr Wunsch in Erfüllung gehen. Und Solowjows Position zur Krim veränderte sich dramatisch.

2014 äußerte sich Solowjow zur Annexion der Krim:

"Wir haben alles getan, um diesen Tag voranzutreiben. Die Krim und Sewastopol gehören wieder zu Russland. Die historische Gerechtigkeit hat gesiegt!"

Der Journalistin Chelisheva zufolge sei Solowjow unbestreitbar talentiert, sich dermaßen zu verbiegen: von bissiger Kritik bis hin zur übertriebenen Anbetung.

Buhlen um die Gunst des Kremls

Der Journalist bezweifelt, dass Solowjow eine tiefe Hingabe zu den Werten und Interessen des Kremls besitzt. Seiner Meinung nach buhlt er in erster Linie um die Gunst der russischen Regierung – mit Erfolg. 2014 verlieh ihm der Kreml eine Staatsmedaille für seine "objektive Berichterstattung über die Ereignisse auf der Krim".

Russian President Vladimir Putin attends the 10th National Congress of Judges in Moscow, Russia, Tuesday, Nov. 29, 2022. (Sergei Guneyev, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP)
Die russischen Staatsmedien zählen zu den wichtigsten Propagandamaschinerien Wladimir Putins.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Sergei Guneyev

Dabei wollte Solowjow ein Ingenieur werden. Er schloss sein Studium am "Moskauer Institut für Stahl und Legierungen" mit Auszeichnung ab. Dann folgten Diplom- und Doktorarbeit am "Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen" sowie an der "Akademie der Wissenschaften der UdSSR". Anschließend reiste er in die Vereinigten Staaten, wo er angeblich Vorlesungen über Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Alabama hielt – das behauptet er zumindest selbst. Aber dann kehrte er zurück nach Moskau, um Geld zu verdienen. Die Zeitung "Nowaja Gazeta" zitiert Solowjow dazu:

"Ich war im Geschäft und kam als wohlhabender Mann zum Journalismus. Ich hatte meine eigenen Fabriken in Russland und auf den Philippinen. Sie produzierten in den 90er-Jahren Disco-Equipment und verkauften es in die ganze Welt."

Schließlich fand er seinen Weg in den Journalismus und wurde zum einflussreichsten Sprachrohr des Kremls. Heute überschwemmt er das russischsprachige Publikum täglich mit Hetzreden, anti-westlicher und anti-ukrainischer Desinformation, Hass und Gewaltfantasien. Auch in den sozialen Medien ist er aktiv, insbesondere bei Telegram, wo er Berichten zufolge ein angeschlossenes Netzwerk von 17 Telegram-Kanälen betreibt.

MOSCOW, RUSSIA - MAY 17, 2022: A spectator records a video during an address by journalist, TV and radio host Vladimir Solovyev at the New Horizons Educational Marathon held by the Znanie Knowledge so ...
Im russischen Staatsfernsehen werden die Diskussionen rund um den Krieg in der Ukraine immer bizarrer.Bild: IMAGO/ITAR-TASS / Alexander Ryumin

Im März 2022 blockierte Youtube Solowjows Kanäle, nachdem er zu weiteren Bombenanschlägen in Kiew – einschließlich ziviler Ziele – aufrief. Das Vereinigte Königreich und die Europäische Union haben ihn wegen Untergrabung sowie Bedrohung der territorialen Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine sanktioniert.

Solowjow habe im Laufe seiner langjährigen Arbeit beim russischen Staatsfernsehen ein "absolutes Gefühl der Straffreiheit" entwickelt, meint Chelisheva. "In jeder Sendung beleidigt er Ukrainer, Amerikaner, russische Oppositionelle und ehemalige Kollegen unabhängiger Medien", schreibt er. Auch die Mitarbeiter:innen der unabhängigen "Novaya Gazeta" habe er als "widerliche, dumme, vulgäre Menschen" und "Abschaum" beleidigt.

Solowjow verbreitet Angst und Lügen –auch gegen Deutschland

In seiner Fernsehsendung "Der Abend mit Solowjow", aber auch über das Radio und die sozialen Medien, verbreitet er unentwegt Desinformation und Propaganda. Dazu einige Beispiele:

  • 29. Januar 2022: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei psychisch krank und Kiew bereite einen massiven Terroranschlag auf den Donbass vor.
  • 12. März 2022: Das Pentagon entwickele in der Ukraine biologische Waffen.
  • 16. März 2022: Die Ukrainer töteten ihre eigenen Zivilisten, um dies Russland anzuhängen, während Russland nur militärische Ziele ins Visier nehme.

Immer wieder droht Solowjow auch Deutschland. Ihm zufolge könnte Russland Berlin ohne Mitleid zerstören. Er sagt dazu:

"Unsere Luft- und Weltraumstreitkräfte können Berlin so hart treffen, dass nichts mehr davon übrig bleibt. Und nochmal, das ist nicht die Ukraine. Wir würden sie nicht bemitleiden."

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bleibt von Solowjow nicht verschont. Regelmäßig zieht er Vergleiche zwischen Scholz und Adolf Hitler. "Warum hast du deinen Schnurrbart abrasiert? Adolf, wir haben dich nicht erkannt!", kommentiert er ein Video von Scholz in seiner Abendsendung.

Polens Ministerpräsident Mateusz Jakub Morawiecki und die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin wären seiner Meinung nach heute russische Gouverneure im russischen Imperium – "hätten die Verräter die Monarchie nicht verraten".

Bei seinen Reden verwendet Solowjow oft eine provozierende Stille zwischen den Worten. Er hält inne, verschränkt die Arme vor der Brust, seufzt bedeutungsvoll. Auf seinem Gesicht malen sich Züge der Verachtung ab.

Laut Chelisheva ist Solowjows Selbstironie vollends verflogen. Dabei sei sie in jungen Jahren so charakteristisch für ihn gewesen. Auch verkümmere sein Sinn für Humor zunehmend wohl aufgrund der täglichen und anstrengenden Arbeit. Schließlich erwartet das russischsprachige Publikum immer mehr, erklärt Igor Yakovenko, ehemaliger Generalsekretär der Union der Journalisten Russlands. Gegenüber der Zeitung "Novaya Gazeta" sagt er:

"Ein Teil der Bevölkerung ist von dieser Droge abhängig. Die Leute haben ein kleines Gehalt, aber sitzen mit einer Flasche Bier, für die sie gerade noch genügend Geld haben, jeden Abend vor dem Fernseher."

Laut Yakovenko warten sie darauf, dass ihnen wieder gesagt wird, wie schrecklich es im Westen zugehe. "Aber wie bei echten Drogen werden auch hier immer stärkere benötigt", erklärt er. Solowjows Sendungen werden dadurch mit der Zeit also noch gehässiger und hasserfüllter.

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